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Sternenstaub

Sternenstaub

Titel: Sternenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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etwas zu trinken anbieten?«
    »Ja, gerne.«
    Er holte ein zweites Kristallglas aus der Vitrine, füllte es mit Sentiria und stellte es zwischen die beiden Sessel auf den Glastisch. Nachdem er mir gegenüber Platz genommen hatte, zog er wieder das Fläschchen aus der Innentasche seines Jacketts und tat ein paar Tropfen davon in sein Glas.
    »Du hast Tony heute gebeten, ihm deine Situation erklären zu dürfen. Erlaubst du, dass ich mir das gleiche Recht einräume?«
    Ich zog die Brauen zusammen.
    »Klar.« Aber falls du glaubst, dass du damit bei mir auch nur den geringsten Hauch von Verständnis erntest, vergiss es!
    Die Ellbogen auf die Sessellehne gestützt, presste er die Fingerspitzen aneinander und sah mich an.
    Herr im Weltall, der Typ war so dermaßen selbstsicher.
    »Bestimmt weißt du inzwischen, dass auf Loduun jedem Clan eine Eigenschaft zugeschrieben wird, die dem gemeinschaftlichen Leben hier dienen soll.«
    »Ja, davon hat Iason mir erzählt.«
    Lokondra nickte knapp.
    Kerzengerade blickte ich ihm in die Augen. Ich werde Iason nicht verleugnen , sollte das heißen.
    Aber er ließ sich nicht provozieren, und wenn doch, dann hatte er seine Gefühle ebenfalls verdammt gut im Griff. Entspannt zurückgelehnt fuhr er fort. »Meinem Clan ist die Aufgabe zugeschrieben, Loduuns Zukunft in eine neue Richtung zu lenken, wenn wir merken sollten, dass der Weg, den unsere Völker einschlagen, Verderben über das Land bringt. Weißt du etwas über unser Verderben?«
    »Nur, dass hier Krieg herrscht! Na ja, und dass der Osten Loduuns eine ganze Zeit lang immer wieder von schlimmen Stürmen heimgesucht wurde«, gab ich zu. »Sie haben euer gesamtes Land zerstört und euch somit in eine schlimme Hungersnot gestürzt. Doch statt euch beim Wiederaufbau zu unterstützen, war der südloduunische Rat nur auf die eigenen Vorteile bedacht, weshalb sie euch unfaire Handelsbedingungen aufzwingen wollten. Damit hättet ihr nie wieder auf eigenen Füßen gestanden. Aber dafür kann doch das Volk nichts!« Flugs ließ ich ihn etwas von meinem Ärger spüren, damit Lokondra nicht merkte, dass ich meine Emotionen vor ihm zurückhielt.
    Im Großen und Ganzen schien Lokondra zufrieden mit der Antwort. »Ich frage jetzt nicht, von wem du das weißt. Aber ist dir bekannt, dass ich eigentlich gar nicht auserwählt war, meinen Clan aus dieser Krise zu führen?«
    Nein, das war neu für mich. Und genau so schaute ich ihn jetzt auch an.
    »Es gab eine Zeit, da war ich Konstrukteur und half beim Aufbau des Forts mit. Damals fand ich schnell heraus, wie versessen viele Irden auf unsere Krahjas sind. Schon bald erkannte ich meine Chance und habe einen ziemlich einträglichen Handel damit aufgezogen. Als Gegenleistung importierten mir die Irden Nahrungsmittel, die ich wiederum in meinem Clan verteilte.« Er sah mich an mit diesem inneren Feuer in seinen Augen. »Ich sprach zu ihnen«, sagte er energisch, »ich verstand sie, deshalb haben sich meine Leute mir anvertraut, weil ich derjenige war, der sich um sie kümmerte, als es sonst keiner tat. Weil ihr eigentlicher Anführer nicht bereit war, seiner Verantwortung nachzukommen. Weil er, statt sich mit seiner für ihn bestimmten Partnerin zu verbinden, mit einer völlig fremden Irdin unverbunden ein Kind gezeugt hat, das uns dann durch sein selbstsüchtiges Handeln nur noch tiefer ins Verderben stürzte.« Er beugte sich zu mir vor. »Erinnert dich das an etwas? Ja, Mia, es war ähnlich wie bei dir.« Seine nun folgenden Worte wurden schärfer. »Du wurdest mir als Partnerin bestimmt und Klara Iason. Das Mädchen wird nun ihr ganzes Leben einsam, ohne einen Verbundenen verbringen müssen, nur, weil du und Iason einer Laune gefolgt seid, die niemals, und ich betone niemals eine Zukunft haben wird!« Sein so plötzlich aufschäumender Ärger rammte sich wie ein heißer Stachel in meinen Magen. So verharrten wir beide eine geraume Weile in Schweigen, das er nutzte, um zu seinem gewöhnlichen Zustand zurückzufinden; kühl, beherrscht und taktierend. Schließlich massierte er sein Kinn, wobei er mich musterte.
    Ich sagte keinen Mucks. Ich war ja nicht blöd.
    Noch einmal genehmigte er sich ein paar Tropfen aus dem Fläschchen.
    »Was trinkst du da eigentlich immer?«, versuchte ich, mich wieder in sichere Gefilde zu schiffen.
    »Das.« Lokondra hielt sein Glas schief und schwenkte die grünlich schimmernde Flüssigkeit darin. »Der Saft der Gahjapflanze bringt Erkenntnis. Die Seher benutzen es, um

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