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Sternenstaub

Sternenstaub

Titel: Sternenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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stimmt.«
    Ich konnte es nicht fassen. Was für eine bittere Wahrheit. Und je mehr ich darüber nachdachte, desto enttäuschter wurde ich von Bert. Auch dieses Gefühl empfing Lokondra gern. Aber das interessierte mich jetzt nicht. Was spielte Bert da nur für ein Spiel? Er machte einen auf verständnisvollen, treu sorgenden Hausvater und stattdessen hätte er alles verhindern können. Die jahrelange Hungersnot der Ostloduuner. Den anschließenden Krieg. Die vielen Toten. Trug Bert wirklich an all dem eine Mitschuld? Erneut dachte ich an die Nacht im Trop-W zurück. Nur ganz kurz hatte er die Hand gehoben. Alles hatte so leicht ausgesehen.
    »Aber dich, sagst du, kann er nicht erreichen. Warum?«
    »Weil ich aus reinem Gewissen handele.« Er zog sich das Jackett straff. »Ich vergesse mein Volk nicht, so wie es Berts Vater getan hat. Ich entscheide nur, was das Beste für die Gemeinschaft ist. Und das ist auch gut so. Es gibt nur wenige, die genügend Stärke und Mut besitzen, um Entscheidungen zu treffen. Die meisten sind so schwach, dass sie lieber andere entscheiden lassen. Wir beide, du und ich, gehören zur seltenen ersten Kategorie.«
    »Ja, aber was gibt dir diese Macht?«
    Er beugte sich zu mir vor. »Kannst du das denn nicht fühlen? Denk an die Situation heute im Cormolager, als du Angst um deinen Tony hattest. Als ich dir die Macht in die Hand legte, wusstest du, du wusstest einfach, dass die Domestikatorin Tony nichts mehr anhaben konnte, und das nur, weil du es ihr so diktiert hast.« Ein leuchtender Glanz legte sich über seine feurigen Augen. »Ab jetzt kannst du befehlen, wen du willst, wann du willst und wie du es willst. Siehst du nicht die Fülle an Möglichkeiten, die sich damit vor dir ausbreitet? Diese grenzenlose Freiheit, die dir das schenkt? Ab jetzt kannst du all die Menschen schützen, die du liebst und die Welt so formen, wie du sie dir erträumst. Macht, Mia, ist zwar eine große Verantwortung, aber sie ist auch ein Geschenk. Tritt sie nicht mit Füßen, sondern nutze sie weise. So veränderst du die Geschichte und findest Erfüllung.«
    Erfüllung, tz. Mit lauter Drohnen um mich herum und ohne Iason? Wie stellte er sich das vor? Nein, das konnte er sich nicht vorstellen. Schließlich wusste er nicht, was Liebe außer zur eigenen Familie bedeutete. Und genau hier lag meines Erachtens nämlich auch der Knackpunkt. »Danke, jetzt bin ich schlauer.« Zum Glück konnte er keine Gedanken lesen.
    Lokondra ließ mich an seiner Freude über meine Worte teilhaben. »Es war mir eine Ehre. Hast du noch Fragen? Oder kann ich noch irgendetwas für dich tun?«
    Eine Weile saß ich einfach nur da und sah ihn an, überlegte, ob ich außer Iasons Freilassung und Tonys Befreiung aus dem Lager einen weiteren verlockenden Wunsch hatte, den er mir erfüllen konnte. Lokondra würde bestimmt so einiges tun, um mein Glück und nicht mein Leid mit mir zu teilen, und als ich das so dachte, wurde mir klar, dass nicht nur er Macht über mich besaß, sondern, dass es auf eine ganz skurrile Art auch genau andersherum war.
    Schon verrückt irgendwie. Aber jetzt, jetzt musste ich erst mal das mit Bert verdauen. »Nein, ich bin nur gekommen, um mich wegen Tony zu bedanken.« Mit diesen Worten erhob ich mich und wünschte ihm eine gute Nacht. Ich brauchte jetzt dringend Zeit zum Nachdenken.
    Lokondra geleitete mich zur Tür. »Mia«, sagte er und dann eine Weile nichts. »Würdest du mir morgen Nachmittag die Ehre erweisen, mich in die Stadt, in das Amüsierviertel zu begleiten?« Fast klang es schüchtern.
    »Warum?«
    »Weil du Heimweh hast und … ich möchte dir so gut wie möglich das Gefühl verschaffen, dass du zu Hause bist.«
    Ich merkte selbst, wie die Verwunderung nur so durch meine Augen huschte. Schwer zu begreifen, dass dieser Massenmörder dazu in der Lage war, mich auf so eloquente Weise zu hofieren und mir dann auch noch auf sensibelste Art meine Wünsche von den Lippen ablesen konnte. Aber es war so.
    Mein Empfinden entging ihm nicht und er schickte mir ein Gefühl, zart wie ein Lufthauch. »Außerdem möchte ich dir etwas zeigen.«
    Ich überlegte kurz. »Wenn ich Tony mitnehmen kann.«
    In unseren Herzen regte sich ein leichter Widerstand, der von ihm ausging. »Guin kann uns ja auch in die Stadt begleiten und sich dann solange um ihn kümmern, während du es mir zeigst«, war mein Vorschlag zur Güte.
    »Einverstanden«, sagte er und verabschiedete sich mit einem Handkuss. »Ich weiß, das ist alles

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