Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenstaub

Sternenstaub

Titel: Sternenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
Vom Netzwerk:
erst etwas zeitverzögert, dass sie mir Lokondras Gefühle verrieten. Er war wütend auf den Jungen. Richtig wütend. Fragte sich nur, warum. Weil ich ihm leidtat? Oder weil er gezwungen war, mitzuempfinden, was ich hier gerade durchlitt?
    »Tu dir das nicht an«, sagte er. »Du hast gesehen, dem Jungen geht es gut. Seinen Undank hast du nicht verdient. Ich weiß, wie großartig du dich um ihn gekümmert hast.«
    Bestürzt blickte ich Tony an, während Lokondra mich am Ellbogen berührte, um mich zum Ausgang zu geleiten. »Ich … ich soll ihn hierlassen?«
    »Natürlich.« Die Domestikatorin legte meinem kleinen traurigen Liebling von hinten die Hände an die Schultern und beugte sich zu ihm herunter. »Unser Toby bleibt hier, nicht wahr?« Tony, er heißt Tony!
    Tony regte sich nicht.
    Diese beängstigende Hitze, die von Lokondra ausging, nahm noch einmal zu.
    »Klären sie dieses Benehmen noch mit ihm.« Seine Worte schütteten sich wie eine Ladung Eis über mich.
    »Natürlich, Herr.«
    Da riss ich mich los.
    »Fass ihn nicht an!« Vollkommen in Rage machte ich einen Ausfallschritt nach vorn und stieß sie mit beiden Händen gegen die Brust. »Wenn du ihm auch nur ein Haar krümmst, mach ich Copriantherfutter aus dir!« Ich rammte sie noch mal. »Hast du verstanden! Ich schwöre, ich bring dich um!«
    Ob aus Schreck oder Panik – das ließ sich schwer beurteilen, jedenfalls schrie die Domestikatorin extrem hell auf, als Lokondra mich auch schon von hinten um den Brustkorb festhielt. »Ist ja gut, Mia. So beruhige dich doch.« Sein Herz an meinem Rücken schlug ebenso schnell wie meines. Natürlich. »Niemand wird ihm wehtun, wenn du es so wünschst.« Die Hitze nahm deutlich ab und … Es war erschreckend, aber ich fühlte, wie mich Erleichterung durchspülte, und lauschte seinen Worten, wobei sein Atem über meinen Hals strich. Beruhigend irgendwie, während er ganz leise fortfuhr. »Alles ist gut, hörst du? Dem Jungen wird nichts geschehen.« Ich spürte, dass er nicht log. »Was ab heute hier mit ihm passiert, bestimmst allein du. Du ordnest es an.«
    Tony stand während der ganzen Szene einfach nur teilnahmslos da.
    »Lass uns gehen.« Lokondras Hände glitten meine Arme hinab. »Du kannst ihn jederzeit besuchen, wenn du magst.«
    Auf seine Worte hin sprang der Domestikatorin erneut Panik ins Gesicht.
    Ich funkelte sie an. »Das mache ich auch. Und zwar jeden Tag!«
    Mit einem brennenden Gefühl in der Brust wandte ich mich zum Ausgang, als Tony plötzlich sagte: »Geh nicht, Mia. Bitte, lass mich hier nicht allein.«
    Seine Stimme war so dünn und verzweifelt, meine gerade erst wiedergewonnene Fassung zerbröselte wie ein alter Zwieback. Diesmal kippten meine Gefühle nur in die andere Richtung. Ich stürzte auf ihn zu und zog ihn an mich. Er legte die Arme um meinen Bauch und so standen wir da und weinten und hörten gar nicht mehr auf.
    »Warum machst du das?«, schluchzte er und ich nicht weniger.
    »Um dich zu retten, um Iason zu retten. Ich tue es für euch, Tony, weil ich euch so, so sehr liebe, nur deshalb.« Das konnte Lokondra ruhig hören. Er sollte wissen, worauf er sich mit mir einließ; wem mein Herz gehörte, auch wenn es im selben Takt mit seinem schlug.
    Eine Weile sagte Tony nichts, klar, er musste das alles erst mal sacken lassen, aber schließlich antwortete er: »Dann ist ja gut.« Und da drückte ich ihn noch fester.
    Lokondra keuchte leise.
    »Geht es euch nicht gut, Herr?«, fragte die Domestikatorin.
    Ich sah zu ihm hin, da war etwas in seinem Blick, eine schüttere Unruhe, um nicht zu sagen Panik.
    »Nein, es …« Er starrte mich an, zog an seinem Kragen, als wäre er ihm um den Hals herum zu eng.
    »Und wie geht es jetzt weiter?«, fragte ich und schickte ihm mein ganzes Flehen.
    Eine Weile brauchte er noch, aber dann sagte er: »Du kannst ihn haben. Ich … schenke ihn dir.«
    Zitternd zog ich Tony wieder an mich und kraulte ihm durchs Haar, während sich der Kleine schniefend mit dem Handrücken unter der Nase entlangwischte.
    Er legte den Kopf in den Nacken und blinzelte mich verdutzt an. »Was heißt das?«
    Ich rang um ein Lächeln. »Du kommst jetzt mit mir ins Empire von Kraterstadt.«
    Erneut wurden seine Augen groß. »Du wohnst jetzt in Kraterstadt?«
    Ich nickte und streichelte ihm über den Kopf. »Nach Hause kann ich dich leider nicht bringen.«
    Ich spürte, wie Lokondra die Szene zwischen uns beobachtete, und wie sich die Züge auf seinem Gesicht wieder

Weitere Kostenlose Bücher