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Sternenstaub

Sternenstaub

Titel: Sternenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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der Neuerungen musste einmal einer der größten Clans auf Loduun gewesen sein. Ich versuchte, mir ins Gedächtnis zu rufen, wie viele Privilegierte auf unserem Verbindungsfest gewesen waren. Zweihundert etwa. Sonst hatte keiner vom Clan überlebt, denn die Drohnen stammten ja alle von anderen Clans ab.
    Wo sie wohl gelebt hatten, bevor Lokondra Kraterstadt errichten ließ? Wie lange hatten sie hungern müssen? Auf meinem Weg hierher hatte ich schließlich gesehen, wie verwüstet und ausgedörrt das Umland war. Ich musste zugeben, gerade kamen mir schon so ein paar Ideen, warum sich die Privilegierten vom Clan der Neuerungen Lokondra so sehr zum Dank verpflichtet fühlten, als ich plötzlich ein inneres Kitzeln spürte, das irgendwie nicht so recht hierherpasste.
    Ich wandte das Gesicht von den Namen ab. »Was freut dich?«
    »Ich spüre, wie es dich berührt.«
    Ich konnte ihn nur anstarren. Himmel, war das krank!
    Ungeachtet meiner Bedenken schloss er die Augen. »Es fühlt sich warm an und … gut.« Ein sanftes Lächeln fand in seine fein geschnittenen Gesichtszüge.
    »Lokondra … es ist Trauer. Ich bin traurig um die vielen Leben hier.«
    Da öffnete er wieder die Lider. Der schwärmerische Ausdruck in seiner Miene blieb jedoch. »Ja. Und es steckt keine Wut darin. Zum ersten Mal empfindest du keine Wut auf mich.«
    Das war es also. »Das stimmt.«
    Er schickte mir ein Gefühl, so zart und samten, als würde er sanft Danke flüstern.
    Ich muss zugeben, ich war mehr als irritiert. Das hier lief in eine äußerst gefährliche Richtung. Ich musste vorsichtig sein. Und überhaupt! Was wollte er damit erreichen, dass er mich mit hierhernahm? Sollten diese Namen, so schrecklich ihr Anblick auch war, etwa eine Rechtfertigung dafür sein, was er den Südloduunern antat? Glaubte er etwa, sich so mein Verständnis für sein Handeln zu ergattern?
    »Nun, die Südloduuner haben dank dir auch viel verloren.« Mit diesen Worten riss ich mich vom ergreifenden Anblick der Steintafeln los und wollte gerade zu Tony und Guin zurückgehen, als er mich so überirdisch schnell am Arm packte, dass ich mit einem Ruck wieder stehen blieb. Einen zornigen Moment lang blitzte er mir in die Augen, dann zog er mich langsam zu sich heran. »Warum ist mein Volk weniger wert als das der Südloduuner?«, zischte er. »Sie haben sich nicht ausgesucht, in einer Region geboren zu sein, die von Naturkatastrophen und Dürre geplagt wird. Sie konnten nichts tun, um sich zu retten.«
    Ich wollte mich losreißen, aber seine Finger griffen zu wie Stahlschellen. »Für deine Angriffe können die meisten Südloduuner auch nichts«, biss ich zurück.
    Sein Gesicht kam meinem noch näher. »Oh doch, Mia, sie hätten einen Rat wählen sollen, der uns unterstützt, statt einen, der uns ausbluten lässt.«
    »Und was ist mit ihren Kindern? Was können sie dafür?«
    Seine Kiefermuskeln spannten sich an. »Deshalb hole ich sie ja, soweit ich kann, da raus«, knurrte er.
    Abschätzig zog ich eine Braue hoch. »Und machst sie zu Drohnen.« Mit geballter Kraft ließ ich ihn meine ganze Abscheu deswegen spüren. »Es gibt auf beiden Seiten viele unschuldige Opfer, Lokondra. Nur gehören du und der südloduunische Rat ganz bestimmt nicht dazu.«
    Er starrte mir mit einer Intensität und Konzentration in die Augen, die eine klare Warnung aussprach. »Kannst oder willst du mich nicht verstehen?«
    »Beides.«
    »Der Süden hat mein Volk dahinsiechen lassen und zugesehen!«, wurde er nun lauter.
    Warnend wies ich mit dem Blick auf seine Hand, die mich noch immer festhielt. Warum glaubte eigentlich jeder, er könnte seinen Frust über mich an meinem Arm auslassen?
    Mit einem leisen Zischen ließ er mich los.
    Ich rieb mir über die schmerzende Stelle und suchte einen freien Fleck auf der Mauer, den ich anstarren konnte, um nicht von seinem Blick eingefangen zu werden.
    »Wie heißt es bei euch auf der Erde?«, sagte er frustriert. »Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.«
    »Du glaubst, dass meine Haltung daher rührt, dass ich die Südloduuner vor dir kannte?«, fragte ich überrascht.
    Statt mir zu antworten, fuhr er sich aufgebracht durchs Haar. »Lass uns zu den anderen zurückgehen.«
     
    »Was magst du essen?«, fragte er mich, und bemühte sich, unseren vorangegangenen Streit mit dem warmen Gefühl, das er mir schickte, zu beschwichtigen.
    Ich schwenkte Tonys Hand und gab die Frage an ihn weiter. »Weiß nicht, worauf hast du denn Lust?«
    Nachdenklich kratzte Tony

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