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Sternenstaub

Sternenstaub

Titel: Sternenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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schluchzend.
    Seine Mundwinkel hoben sich entspannt und ich streichelte ihm über das Haar. »Woher weißt du das alles?«
    »Von der anderen Seite aus, Mia, sieht man so viel mehr. Was war. Was sein wird. Hier sind wir alle Seher.«
    Und da wusste ich, er war schon auf dem Weg zu gehen.
    Bitte, Ariel, bitte, komm zurück!
    Er schickte mir ein Gefühl, so schön und warm, es war wie ein Lächeln.
    »Die Sterne wussten, dass die Nacht, in der du uns getroffen hast, dein Leben verändert.«
    Ich küsste seine Hand und nickte dabei.
    »Und du wusstest, dass du dem Bösen folgen würdest.«
    »Aber doch nur, um es aufzuhalten«, rief ich verzweifelt.
    »Ja, denn es gibt keine größere Macht als die Liebe.« Und als mir seine Stimme das sagte, kam es mir plötzlich so vor, als würde er mich ein letztes Mal anschauen.
    Dann lösten sich die Bilder auf, seine Stimme wanderte davon und mein Kopf wurde leer, ganz leer.
    Mit zitternden Händen streichelte ich sein Gesicht und küsste ihn auf die Stirn.
    Er war tot.
    Das Gesicht vor Schmerz verzogen presste ich die Zähne zusammen, ballte meine Fäuste und schlug neben ihm auf den Boden, wieder und wieder und wieder. Dann richtete ich meinen Oberkörper auf und legte den Kopf in den Nacken. »Nein!«, schrie ich zum Himmel, und noch einmal: »Nein!!!«
    Ich hielt ihn nicht mehr aus, den Schmerz. Und als ich neben mir hohe schwarze Stiefel bemerkte, blickte ich an einer braunen Uniformhose hinauf und erkannte den Drohnen, der Ariel ausgelacht hatte. Die anderen drei standen neben ihm. Von einer rasenden Wut überfallen, sprang ich auf den Kerl und stieß ihn mit beiden Händen, so fest ich konnte, gegen die Brust. »Warum hast du gelacht?« Ich rammte ihn erneut. »Warum verdammt noch mal hast du über Ariel gelacht!?«
    Und in diesem Moment stieg ein solcher Hass in mir hoch, ich fühlte mich so davon ausgefüllt, dass nichts anderes mehr Platz in mir zu haben schien.
    Ich zeigte mit dem Finger auf ihn und fuhr gleichzeitig zu den anderen beiden Drohnen herum. »Tötet ihn! Ich befehle es, als eure Herrin!«
    Sie zögerten.
    »Ich habe gesagt, ihr sollt ihn erschießen!«
    Folgsam zogen die beiden Drohnen ihre Revolver hervor.
    »Na macht schon! Das ist ein Befehl!«
    Und während sie die Pistolen hoben, legte der beschuldigte Drohne ergeben die Hände hinter den Kopf. Nichts war in seine stumpfe Miene gezeichnet, keine Angst, keine Reue. Nichts.
    »Schießt, hab ich gesagt!«
    »Halt!«
    Wer wagte es …? Ich fuhr herum.
    Lokondra.
    Am ganzen Körper zitternd schrie ich ihn an: »Warum?« Und noch einmal. »Warum!?«
    »Weil du es bereuen würdest.« Er setzte ab. »Und mit diesem Gefühl müsste ich dann auch noch umgehen.« Er schloss mich in die Arme. Ganz fest. »Es tut mir leid, Mia. Es tut mir so leid für dich.« Und ich spürte, er fühlte wirklich Mitleid.
    Für ein paar Minuten ließ ich mich halten, dann schob ich ihn von mir. »Danke, dass du eben eingeschritten bist, aber ich hasse dich trotzdem.«
    Er ließ mich los. »Warum?«
    »Weil du schuld daran bist, dass das hier passiert ist!« Mit geballten Fäusten wich ich zurück. »Du kämpfst für dein Volk? Einen Dreck tust du. Das hier ist doch alles nur für dich und deine Privilegierten!«
    Lokondras Augen wurden dunkel und gefährlich. Sein Zorn traf mich mit solcher Wucht, dass ich noch ein paar Schritte weiter nach hinten taumelte.
    Er starrte mich an. Ein Muskel zuckte in seinem Gesicht. »Ich stehe nicht nur für meinen Clan, Mia! Ich stehe für mein Land! Und ich werde ihm den Eiter ablassen, bis keine Wunde mehr übrig ist.«
    Da hatte meine Wut ihren Höhepunkt erreicht. Empört schrie ich meine ganze Abscheu aus mir heraus. »Du bezeichnest Ariel als Eiter!? Er war ein kleiner Junge! Und zwar mit zehnmal mehr Menschlichkeit, als du je besitzen wirst! Willst du wissen, was er als Letztes tat!?« Ich trat auf ihn zu. »Er hat mir Bilder geschickt! Was aus Loduun hätte werden können, wenn du nicht so machtgierig gewesen wärst!« Ich kam noch näher. »Willst du sie sehen?« Sollte er mich doch dafür auf jede erdenkliche Art bestrafen. Meine Verzweiflung war viel größer als meine Angst. Es war zu viel passiert, um jetzt noch vor irgendeiner Gefahr zurückzuschrecken. Und mit genau diesem Gefühl riss ich jetzt meinen Schutzschild herunter, packte ihn am Revers und blickte ihm fest in die feurigen Augen. »Channel mich. – Na los! Schau sie dir an!«
    Lokondras Atem ging schwer. Er versuchte,

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