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Sternenstaub

Sternenstaub

Titel: Sternenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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zwar längst gestorben war, aber der es sogar schaffte, dass die Menschen seinem Schweigen lauschten. Dessen Stimme, als er sie dann schließlich erhob, noch bis heute in der ganzen Welt gehört wurde, einfach, weil er überzeugen konnte. Mehr als das. Seine Worte ermutigten, nach den Sternen zu greifen und dem Traum von einer friedlichen Welt zu folgen, egal wie aussichtslos dieser schien. Wenn man ihn hörte, kribbelte über den gesamten Körper eine Gänsehaut.
    Und obwohl diese Rede, weil sie sehr alt war, einen megaschlechten Sound besaß, hatten Lena und ich uns immer wieder das Original angehört und den Film auf unseren iCommpletes gespeichert, nur um seine eigene Stimme zu hören.
    Erneut rief ich Finns Nummer auf, hängte die Datei an und drückte auf Senden .
    Anschließend postierte ich mich in der oberen Nische des Felsens. Ein Blick zum Hitzeschild über mir zeigte mir kurz Finns Gestalt, wie er mit seinem iCommplete in der Hand den Daumen hob, zum Zeichen, dass es losgehen konnte. Am gegenüberliegenden Rand erspähte ich Iason, der ebenfalls nickte. Ich legte den Daumen auf den On-Knopf meines iCommpletes, drehte den Lautstärkeregler ganz nach oben und hob den Arm. Lokondra! Du wolltest mehr Menschlichkeit für dein Volk … drei … zwei … eins … Vorhang auf für Charles Chaplins Rede :
     
    »Es tut mir leid, aber ich möchte nun mal kein Herrscher der Welt sein, denn das liegt mir nicht. Ich möchte weder herrschen, noch irgendwen erobern, sondern jedem Menschen helfen, wo immer ich kann. Den Juden, den Heiden, den Farbigen, den Weißen. Jeder Mensch sollte dem anderen helfen, nur so verbessern wir die Welt …«
     
    Die Ersten hoben die Köpfe, verwundert blickten sie sich um, auf der Suche nach der Stimme, die da fest und innig durch den Krater zu ihnen sprach und an den Wänden widerhallte.
     
    »… Wir sollten am Glück des andern teilhaben und nicht einander verabscheuen. Hass und Verachtung bringen uns niemals näher. Auf dieser Welt ist Platz genug für jeden, und Mutter Erde ist reich genug, um jeden von uns satt zu machen …«
     
    Nun schaltete Iason seine Kommunikationsscheibe etwas zeitversetzt ganz oben am Kraterrand ein.
     
    »… Das Leben kann ja so erfreulich und wunderbar sein. Wir müssen es nur wieder zu leben lernen. Die Habgier hat das Gute im Menschen verschüttet, Missgunst hat die Seelen vergiftet und uns im Paradeschritt zu Verderb und Blutschuld geführt. Wir haben die Geschwindigkeit entwickelt, aber innerlich sind wir stehen geblieben. Wir lassen Maschinen für uns arbeiten und sie denken auch für uns. Die Klugheit hat uns hochmütig werden lassen, und unser Wissen kalt und hart. Wir sprechen zu viel und fühlen zu wenig. Aber zuerst kommt die Menschlichkeit, und dann erst die Maschine! Vor Klugheit und Wissen kommen Toleranz und Güte. Ohne Menschlichkeit und Nächstenliebe ist unser Dasein nicht lebenswert …«
     
    Und jetzt Finn. Stimmen! Überall zeitversetzt dieselbe laute Stimme. Die terrassenförmig angelegte Stadt hatte die Wirkung eines Amphitheaters.
     
    »… Aeroplane und Radio haben uns einander nähergebracht. Diese Erfindungen haben eine Brücke geschlagen, von Mensch zu Mensch. Sie erfordern eine allumfassende Brüderlichkeit, damit wir alle eins werden. Millionen Menschen auf der Welt können im Augenblick meine Stimme hören. Millionen verzweifelter Menschen, Opfer eines Systems, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, Unschuldige zu quälen und in Ketten zu legen …«
     
    Die Drohnen hielten inne, überall auf den Dächern, den Terrassen und in den vielen, vielen Rängen des Kraters. Suchend drehten sie sich im Kreis. Wer sprach da zu ihnen?
     
    »… All denen, die mich jetzt hören, rufe ich zu: Ihr dürft nicht verzagen! Auch das bittere Leid, das über uns gekommen ist, ist vergänglich. Die Männer, die heute die Menschlichkeit mit Füßen treten, werden nicht immer da sein. Ihre Grausamkeit stirbt mit ihnen, und auch ihr Hass. Die Freiheit, die sie den Menschen genommen haben, wird ihnen dann zurückgegeben werden. Auch wenn es Blut und Tränen kostet, für die Freiheit ist kein Opfer zu groß …«
     
    Die Drohnen standen da und lauschten der Stimme, die wiederholt und zeitversetzt um sie herumschwebte.
     
    »… Soldaten! Vertraut euch nicht Barbaren an! Unmenschen, die euch verachten, und denen euer Leben nichts wert ist, ihr seid für sie nur Sklaven. Ihr habt das zu tun, das zu glauben, das zu fühlen. Ihr

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