Sternenstaub
ist hiermit abgelehnt!«
Von dort, wo unsere Freunde stehen, kommen ärgerliche Laute, die Cashandra mit strenger Miene einzudämmen versucht. »Mia ist aber nicht wie viele andere Irden«, erhebt Luna dennoch das Wort. »Sie unterscheiden sich, genau wie wir. Und Mia hat uns …«
»Schweig, junge Seherin«, unterbricht Cashandra sie scharf. »Übe dich besser in deinen visionären Fähigkeiten, damit du deinen Platz in unseren Reihen einnehmen kannst, bis dahin sind wir nämlich orientierungslos.«
Also, das war ja wohl! Was für eine miese fiese … Iason ergreift meine Hand, weil er weiß, dass ich kurz davor bin zu explodieren, was für den Ausgang dieser Versammlung bestimmt nicht förderlich wäre.
»Aber ist es nicht genau das, was uns voneinander trennt? Die Vorsicht? Und die Angst?« Nahezu zeitgleich drehen wir alle die Köpfe zu Bert. »Der mangelnde Mut, uns einander anzunähern, kennenzulernen und zu verstehen?«
Die Menge schert auseinander und gibt eine Gasse frei, durch die er jetzt nach vorn kommt.
Er tritt neben mich. »Wir können das, was passiert ist, einfach als dramatisches Ereignis abstempeln und noch vorsichtiger werden als bisher, ja, aber wir können es auch nutzen und daraus lernen.« Bert lässt seine Worte wirken, sieht ein Ratsmitglied nach dem anderen an … und schließlich sagt er zu uns allen: »Sind wir das den vielen Opfern nicht schuldig?«
Bert streicht sich über den Nacken, als wäre er um Worte verlegen.
Danke, Bert, danke. Ich weiß, wie ungern du im Mittelpunkt stehst! Und jetzt kommt auch Luna zu uns.
»Haben wir nicht gesehen, wozu dieses fortlaufende Misstrauen führen kann?« Tja, Cashandra, auch wenn sie erst vierzehn ist, dieses Mädchen lässt sich nicht so einfach den Mund verbieten. »Aber statt unser gewonnenes Wissen umzusetzen und so einen nächsten Konflikt gar nicht mehr derart eskalieren zu lassen«, wendet sie sich mit eindrucksvoll klarer Stimme an die Menge, »werden wir noch vorsichtiger, noch ängstlicher.«
Jetzt blickt Luna zu Bert und da ist er es wieder, der das Wort übernimmt. »Wir laufen voreinander weg, obwohl wir wissen, dass wir uns immer wieder begegnen werden. Die Welten sind zu klein, um für jeden von uns eine eigene zu schaffen. Das wissen wir und doch schauen wir weg. Aber nur das Hinsehen lässt uns miteinander wachsen.«
Wow, Bert! Luna! Die beiden sind großartig! Und Bert ist noch nicht fertig. »Lokondras Vorgänger waren keine gewalttätigen Despoten. Sie haben jegliche Neuerungen immer mit friedlichen Mitteln zu erreichen versucht. Ihre Aufgabe war es, uns alle zu warnen, wenn wir eine gefährliche Richtung einschlagen. Und hättet ihr, statt vorsichtig zu sein, das Bündnis gesucht, so wie es eure Vorgänger stets taten, hätte es diesen Krieg vielleicht nie gegeben.«
»Du gibst uns die Schuld?« Cashandra verengt die Augen – aber ein paar andere Ratsmitglieder machen eher nachdenkliche als verärgerte Gesichter.
»Es geht hier nicht um Schuld. Es geht um Frieden.« Bert ballt die Faust, als wollte er seinen nächsten Worten so mehr Nachdruck verleihen. »Wir Kinder der Mitte wünschen uns das schon unser ganzes verdammtes Leben.«
Wie auf sein Stichwort tritt Hell aus der Menge und schließlich kommt auch Mirjam. Sie schiebt ihre Hand in seine und Hell schenkt ihr ein schiefes Lächeln. Im Geist sehe ich auch Ariel zu ihnen treten.
»Wir sind nicht das Produkt eines Fehlers«, erhebt Hell das Wort. »Wir sind der lebende Beweis, dass aus Feindschaft Liebe werden kann. Hätten unsere Eltern so gedacht wie ihr oder würden Iason und Mia so denken, dann gäbe es niemals und nirgendwo Frieden.«
Eine weihevolle Stille schließt sich seinen Worten an. Leute! Ihr seid echt eine wahre Traumbesetzung für diese Oppositionsspitze. Als wollten die vier vor dem hohen Gericht ihre Position noch einmal bekräftigen, rücken sie dicht zu Iason und mir auf.
Haben sie die Ratsmitglieder damit überzeugt?
Cashandra kneift den Mund zusammen. In dem blauen robenartigen Gewand mit dem aufgestellten Kragen sieht sie aus wie eine Herrscherin aus längst vergangener Zeit. Ernsthaft, so stelle ich mir diese knallharte Maria Stuart vor, ich meine diese Königin aus dem … hm, war die im Mittelalter anzusiedeln? Anklagend zeigt sie mit dem Finger auf Bert. »Wer bist du überhaupt?«
Bert hebt das Kinn. Ich weiß genau, wie schwer es ihm fällt, sich vor allen hier zu outen, und dennoch ist seine Stimme klar und deutlich zu
Weitere Kostenlose Bücher