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Sternenstaub

Sternenstaub

Titel: Sternenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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hören. »Mein Name ist Ghed Vassa.« Mutig und zielgerichtet dreht er sich zur Menge. »Wem das nichts sagt: Mein Vater, Drajan Vassa, war eigentlich zum Vorsitzenden des Clans der Neuerungen bestimmt.«
    Überall um uns herum brandet Überraschung auf. Ob beim Hohen Gericht oder in der Menge, das Stimmengewirr breitet sich wie ein Lauffeuer aus.
    »Vassa war ein Verräter! Hätte er seinen Clan nicht verlassen, wäre Lokondra nie an die Macht gekommen.«
    »Das erzählt man sich, ja. Aber die Wahrheit ist: Man entzog ihm dieses Amt, weil er sich mit meiner Mutter, einer Irdin, verbündet hatte. Die beiden haben mich mit einer Fähigkeit beschenkt, die mich bemächtigt, anderen das Gewissen vorzuspiegeln, sobald ich ihnen meine Handfläche vor das Gesicht halte.«
    Als Bert die Hand hebt, weicht Cashandra zurück, aber Bert fährt sich nur über den Nacken.
    Das Raunen unter den Umstehenden wird lauter. Ich berühre seinen kleinen Finger mit meinem. Wir stehen an deiner Seite! , will ich ihm damit sagen. So, wie du an unserer Seite stehst. Bert schenkt mir ein kurzes Nicken. Dann reckt er wieder das Kinn. »Ihr seht, auch ich habe Fehler gemacht. Ich hätte viel früher handeln müssen. Und als ich dies erkannte, war es zu spät.« Seine Stimme wird rau und droht zu brechen, aber dann fängt er sich wieder. »Aber mein Vater, er wäre ein gutes Clanoberhaupt gewesen. Er hätte versucht, euch zu überzeugen, dass Zusammenhalt und aufeinander eingehen der Schlüssel zum Frieden sind. Er hatte nur eine Schwäche: Er liebte.« Bert malt bei seinen nächsten Worten Anführungszeichen in die Luft. »Ein großer Fehler, der zu seiner Verbannung geführt hat, aus einer Welt, in der es vor allem darum geht, nach euren Vorstellungen makellos zu sein.«
    Es ist geradezu spürbar, wie seine Worte die Weltsicht vieler Umstehender erschüttert.
    »Das Schicksal hat bestimmt, dass Lokondra zum Clanoberhaupt der Neuerungen wurde«, keift eine Stimme aus der Menge hinter uns, während einer aus dem Rat »Blasphemie« oder so ähnlich zu seinem Nebenmann zischt. Mir aber spricht Bert aus dem Herzen.
    Bert dreht den Kopf in ihre Richtung und jetzt strahlen seine Augen eiskristallgrün. »Das Schicksal stellt zwar die Weichen, aber es ist formbar. Für uns alle. Warum sonst stehen wir hier? Warum fällt ihr Entscheidungen?«
    Ein aufgebrachtes Murren baut sich unter den Zuhörern auf. Worte, wie »der Feind« und »Schickt ihn über die Grenze« schlagen mir um die Ohren. Das kann jetzt nicht wahr sein. Wie können sie Bert die Schuld geben und dabei all die Fakten ignorieren?
    »Kapiert ihr es denn noch immer nicht?«, platzt mir jetzt der Kragen. »Es geht doch gar nicht darum, woher wir kommen, oder welchen Sinn wir haben, wenn wir denn einen haben. Es geht darum, was wir daraus machen, also wer wir sind. Zeigt uns Berts Geschichte das nicht deutlich genug?«
    Cashandra schickt mir einen absolut vernichtenden Blick. Iason drückt mahnend meine Hand, während Bert, Luna und Hell beipflichtend nicken und Finn mir aus der Menge den erhobenen Daumen zeigt. Iason spare ich geflissentlich aus meinem Sehfeld aus. Sein Händedruck verrät ohnehin, wie er meine angriffslustige Art gerade findet.
    »Was Mia damit sagen möchte, ist«, startet er eine diplomatischere Erklärung …
    Das hat er sich vielleicht so gedacht! Nein! Ich lasse mir jetzt nicht mehr über den Mund fahren. »Und dann gibt es da noch etwas, das ihr wissen solltet«, falle ich ihm ins Wort, »nämlich von Ariel, den ihr alle hier kennt.«
    Betretene Stille breitet sich aus.
    »Vor seinem Tod hat er mir Bilder geschickt, davon, wie alles gekommen wäre, wenn Berts Eltern hätten zusammenbleiben dürfen.« Fragend hebe ich die Hände und drehe mich im Kreis, um alle anzusprechen. »Hat Lucius, euer ehemaliger Seher, euch die jemals gezeigt?«
    »Nein«, sagt Cashandra mit verkniffenem Mund. »Aber ich bin mir sicher, du wirst uns gleich davon erzählen.«
    Ich straffe die Schultern. »Berts Vater hätte mithilfe von uns Irden einen Weg aus der Krise gefunden. Und Bert …« Ich sehe zu ihm, denn das, was ich jetzt sagen werde, ist auch für ihn neu. Wie er es wohl aufnehmen wird? »…  er hätte euch das Gewissen vorgehalten, sodass auch ihr begriffen hättet, was für einen Fehler ihr mit eurer besch…eidenen Isolierungstaktik begeht. Er hätte das alles aufhalten können, wenn ihr ihn nicht weggeschickt hättet.«
    Bert starrt mich an. Klar, dass dieser Teil von

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