Sternenstaub
zur Sache.
Aha, deshalb war er gekommen. »Ja.«
Die Art, wie sich daraufhin sein Gesicht veränderte, erweckte mein ganzes Mitgefühl. Dass Elai durch seinen Fehler umgekommen war, würde Skyto sich niemals verzeihen. Nie. Ich trat auf ihn zu. »Ich sehe sein Leuchten. Er ist hier, Skyto. Hier im Schiff.« Dass das bedeutete, dass auch Taria von meiner Abreise erfahren und sich auf den Weg gemacht hatte, erklärte sich von selbst. »Und er wird auch hier bleiben, bis er seinen Sinn, Taria zu töten, zu Ende gebracht hat.«
Skyto schwieg, wie nur einer schwieg, der tief ergriffen war.
Ich ließ ihm Zeit.
Irgendwann nahm er sich doch ein Glas Wasser.
»Und du bist nicht mehr böse?«, fragte ich ihn vorsichtig.
Skyto neigte den Kopf und sah auf mich herunter, ohne ein Wort oder irgendeine Regung, die mir verrieten, was er gerade dachte, doch dann, dann deuteten seine Lippen ein kaum wahrnehmbares Lächeln an.
»Ich hatte Zeit, mich abzuregen, du kleine Nervensäge«, sagte er mit dem für ihn so typischen loduunischem Akzent, aber in der nächsten Sekunde wischte er den aufkeimenden freundlichen Moment zwischen uns auch schon wieder fort: »Und jetzt trainieren wir weiter. Wir haben einiges nachzuholen und es gibt noch viel zu lernen.«
Ich seufzte. Das war es dann wohl mit meinen lauschigen Stunden vorm Fenster.
Durch den Bauch des Schiffes liefen wir zum Heck, wo sich unter anderem der Fitnessraum und die beiden Medicalrooms befanden. Sobald Skyto vor mir die Lichtschranke durchschritten hatte, glitt eine nächste Tür nach oben weg.
Das Oberhaupt der Wächter führte mich in den Maschinenraum. »In zehn Tagen sind wir auf Loduun. Es wird also Zeit, dass wir mit dem Brainsafing in den nächsten Level übergehen.«
Okay, gut. Brainsafing, so nannten die Loduunder ihre Fähigkeit, sich vor Gedankenmanipulation zu schützen. Ihr Können diesbezüglich teilten sie in Level ein, die jeder von ihnen unterschiedlich gut beherrschte. Wer im höchsten Level war, konnte sich sogar vor Initiatoren wie Skyto und Taria, ich meine Der Stimme, schützen.
Jeder Level war also schwerer kontrollierbar. Bis Level drei war ich inzwischen ganz fit, was aber angesichts der Tatsache, dass es zehn Level gab, nicht viel war.
»Bring mir den Eimer.«
Ich tat, was er sagte.
»Stell ihn zurück in das Regal.«
Was sollte das denn jetzt?
Skyto weitete mahnend die Augen. Okay, ist ja schon gut.
»Hol ihn wieder.«
Hier stockte ich.
»Los!«, befahl er. »Es wird Zeit, dass du lernst, zu tun, was man dir sagt.«
»Spinnst du? Wir wollten trainieren, von Schikane war keine Rede.«
Auf seinem Gesicht erschien ein raubtierhaftes Lächeln. »Und du glaubst, das kannst du selbst bestimmen?«
Ah, okay. Das Training hatte schon längst begonnen.
Mit ausgestrecktem Arm zeigte er zu seinen Füßen. »Auf die Knie!«
Ich hob das Kinn und sammelte meine Konzentration.
Sein nächster Befehl war ein warnendes Knurren. »Ich sagte, knie hin!«
Innerlich bereitete ich mich darauf vor, ihm seinen Willen so richtig um die Ohren zu pfeffern, wenn er gleich versuchen würde, ihn mir aufzuzwingen.
Unsere Blicke verhakten sich.
Skyto weitete die Pupillen und …
… meine Beine gaben nach, wie zwei zerbrechende Butterkekse, schwups, kniete ich vor ihm. Unermessliche Wut kochte in mir hoch. Ich versuchte, mich zu sammeln und schickte mich an, aufzustehen.
Skyto aber war stärker. Die Hände auf dem Rücken verschränkt ging er um mich herum. »So wird es sein, wenn Lokondra dich in die Finger bekommt. Wenn du dich nicht behauptest, wird er dich führen wie eine Marionette.«
»Lokondra ist doch etwas ganz anderes.«
Er zwang mich, den Kopf zu heben, und wieder in seinen dunklen Blick einzutauchen. »Ah, du vertraust mir also?« Seine Augen verfinsterten sich. Die Kreise, die er um mich zog, wurden enger wie bei einem Raubtier, das seine Beute umschleicht.
»Du tust mir nicht weh«, sagte ich.
Ich spürte seine Energie in mir, eine alles brechende Macht, die mich seinem Willen unterwarf. Diesmal zwang sie mich mit einem Satz auf die Beine. Meine Glieder fühlten sich wie betäubt an. Ich hatte jede Gewalt über sie verloren und sie reagierten nur noch auf Skytos Befehle. Ich streckte die eine Hand aus und hielt sie über den siedend heißen Druckkessel … langsam senkte ich sie. Hilfe! , zuckte es durch meinen Kopf. Allein schon aus Reflex wollte ich meine Hand zurückziehen, aber es ging nicht, verdammt, es ging nicht! »Was
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