Sternenstaub
Hope verwickelt. Er schützte die Kleine mit seinem Körper, kassierte dafür einen Hieb mit dem Schlagstock ein und streckte abwehrend die Hand nach dem Mann vom Irdischen Sicherheitskommando aus. Alles ging so schnell, ständig schoben sich andere Arme, Oberkörper und Hände ins Bild. Sinn und Verstand verloren sich in Gerempel und Gebrüll.
Jetzt wurde der Sicherheitsbeamte bei Bert rigoros. Mit kalter Miene umgriff er seine Waffe und schlug damit Berts abwehrenden Arm zur Seite, gerade als der seine Handfläche vor das Gesicht des Mannes halten wollte.
»Ich werde Sie anzeigen. Das hier mache ich öffentlich!«, brüllte Bert.
Ein nächster Schlag traf ihn mit voller Wucht ins Gesicht. Hope schrie auf. Er konnte sie nicht mehr halten. Und als er sie schließlich losließ, holte der Sicherheitsbeamte erneut aus und traf ihn brutal in den Magen.
»Ein Wort und wir machen dich fertig«, mahnte ein zweiter Kerl.
Bert sackte vornüber, brüllend vor Wut und Schmerz. Zwei Schutzhandschuhe schoben sich ins Bild. Sie packten Hope und der eine legte sich auf ihren Mund. Die Kleine wimmerte mit geweiteten Augen auf und Iason stürzte nach vorn. Schlug wieder und wieder auf den Rahmen des riesigen Bildschirms ein. »Ihr Schweine!« Die Intensität seiner Verzweiflung … ich spürte sie schonungslos. Es brachte ihn fast um den Verstand, die brutale Deportation seiner Schwester mitanzusehen, ohne ihr helfen zu können.
Es war schrecklich! »Was tut ihr da?« Von seiner eigenen Hilflosigkeit überwältigt, ging er auf die Knie. »Ist euch eigentlich klar, was ihr da tut?«
Als Antwort darauf wurde die Kamera weggetreten. Das Letzte, was wir sahen, war ein kurzes Standbild. Das vertikal stehende Profil eines schweren Stiefels. Dann flackerte der Bildschirm und wurde schwarz.
»Hörst du mich, Iason?«, ertönte ein letztes Mal Berts Keuchen.
»Halt’s Maul, Nigger!«
»Ich werde es tun!«
Ein dumpfer Schlag. Ein Stöhnen.
»Bert!«, schrie meine Mutter.
Dann ging auch der Ton aus und die Nachrichten schalteten sich wieder ein.
»Neben heftigen Protesten, die auf diesen Regierungsbeschluss folgten, die jedoch nur von einem geringen Teil der Bevölkerung ausgegangen sind, hat daraufhin heute Morgen auch die seit vier Wochen amtierende Polizeipräsidentin Olivia Hartung ihr Amt niedergelegt.
Den Prognosen der Wahlanalytiker zufolge sind die Chancen des amtierenden Präsidenten heute Morgen jedoch steil um circa vierzig Prozent gestiegen.
Bisher ist die Ausweisung äußerst friedlich und ohne große Zwischenfälle verlaufen«, drangen die Worte der Nachrichtensprecherin durch die Lautsprecher. Die Wirklichkeit aber sah anders aus.
Egal ob Irden oder Loduuner, fassungslos starrten wir alle auf die schwarze Screen.
»Was sind das für Menschen?«, hauchte Lyra.
»Gar keine.«
»Was zur Hölle ist da zu Hause los?«, fragte einer der Irden, der hier arbeitete.
Erikson legte seinem loduunischen Co-Piloten die Hand an die Schulter.
»Casor, du weißt, dass wir Irden hier das anders sehen.«
Casor drehte mit brennendem Blick den Kopf. »Fragt sich nur, wie lange noch.«
Erikson presste die Zähne aufeinander. »Was willst du damit sagen?«
»Du hast mich schon richtig verstanden, Irde .«
Eriksons Augen wurden schmal. »Interessant zu wissen, wie du die Lage hier einschätzt, Loduuner .«
»Hört auf!«, mischte Finn sich ein. Und als daraufhin ein Raunen aufbrandete, wandte er sich an die gesamte Menge. »Ladies und Gentleman, das bringt doch nichts.« Wie gut, dass Finn vom Clan der Besonnenen war, dachte ich nicht zum ersten Mal. In Sachen Ruhe und wieder etwas Leichtigkeit in ernste Situationen bringen war er einfach unschlagbar.
Aber diesmal reichte seine Gabe nicht.
Casor wandte sich ihm zu. »Du verteidigst sie?«, zischte er voller Abscheu. Er zeigte zur Bildscreen. »Nach dem, was du eben gesehen hast?«
Die Luft war zum Zerreißen angespannt.
Finn zögerte, als wollte er sich mit Bedacht Worte zurechtlegen, die er darauf antworten könnte. Er wusste, jedes falsche Wort hätte in dieser Sekunde die Kraft einer Explosion.
Lyra und Demian traten zu Skyto und Liam, die inzwischen hinter Finn standen. Wie sie Casor anblitzten. Wie sie ihm entgegentraten. Stumme Solidarität. Eine Einheit.
Was war denn los mit Casor? Im Schiff hatte ich ihn ganz anders kennengelernt. »Auf wessen Seite steht ihr eigentlich?«, knurrte er.
Finn stand da wie ein Fels.
Aber die schwere Anschuldigung schürte
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