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Sternenstaub

Sternenstaub

Titel: Sternenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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schon mal gesehen, seit du wieder hier bist?«
    Bei dieser Frage spannten sich seine Schultern unter dem Stoff der schweren Wächterjacke an. »Ja … aber nur kurz.«
    »Was bedeutet, ihr habt noch nicht darüber geredet«, hakte ich dennoch nach. »Du weißt schon, die Sache mit Mirjam und auch mit deinem …«
    »Nein«, kürzte er ab und so, wie er es sagte, wollte er auch nicht weiter darüber reden.
    Dass Iason sich die Verantwortung für den Tod seines älteren Bruders Bero gab, war schon immer ein heikles Thema gewesen. Damals, als Lokondras Armee Hope entführt hatte, waren Iason und Bero aufgebrochen, um ihre kleine Schwester zu befreien. Iason hatte seinem Bruder zum Schutz seine geladene Waffe gegeben, die dann, als Bero sie auslöste, nach hinten losgegangen war. Seither war Iason seinem Vater nicht mehr unter die Augen getreten. Gut, er konnte ja auch nicht, denn nach Hopes Befreiung, waren er und sie sofort zur Raumstation geflüchtet und hatten auf der Erde gelebt. Bis vor sieben Wochen.
    »Hast du Hunger?«
    »Und wie.« Auch wenn es mir vor lauter Wundern rings um mich herum erst jetzt auffiel, aber wir hatten den ganzen Tag noch nichts gegessen.
    »Dann besorge ich uns vorher noch was zu essen.«
    Ah, okay, er brauchte also noch ein bisschen Zeit, um sich innerlich auf die Begegnung mit seinem Dad vorzubereiten.
    »Warte hier. Bin gleich wieder zurück.«
    Während Iason zwischen den Bäumen verschwand, setzte ich mich auf den Felsen ans Wasser und streckte meine Beine hinein, um die geschwollenen Gelenke zu kühlen. Ah, das tat gut! Dabei betrachtete ich die unglaubliche Natur. So riesige Bäume hatte ich noch nie gesehen. Ihre moosumpelzten Stämme hätten vier Leute nicht zusammen umschlingen können. Wobei das Moos hier anders aussah, wie eine glatte Membran, die die Baumstämme schützte. Überall zwischen den Giganten streckten und reckten durchscheinende Blumen und Pflanzen ihre Hälse nach den wenigen schmalen Lichtstreifen, die die Zweige ihnen ließen. Angestrengt versuchte ich, weiter durch das Dickicht zu schauen, um mir wenigstens eine grobe Ahnung davon zu verschaffen, welche Pflanzen es hier so gab. Da waren große Trompetenblüten, aber auch Blumen, die wie kreisrunde Schläuche aussahen, die wie auf einer Farbskala von Rot in Orange und dann wieder in Gelb wechselten, jede in ihrem eigenen Rhythmus. Manche Pflanzen waren wild verästelt und andere liefen wiederum glatt und spitz wie ein Dorn zu. Für mich ein mystisches Farben- und Lichtspiel, aber von Iason wusste ich: Jede Pflanze hier erzählte eine Geschichte, die mir, weil ich keine loduunischen Ohren hatte, für immer verborgen bleiben würde.
    Inmitten dieser abgedrehten Wirklichkeit hörte ich plötzlich ein leises Knacken, als kurz darauf auch schon etwas durch mein Blickfeld huschte. So schnell, dass ich es nicht genau erkennen konnte. Es war irgendetwas Pelziges gewesen. Aber was? Ich starrte in die Richtung, aus der ich die Bewegung erfasst hatte. Da! Schon wieder! Da guckte etwas zwischen den Pflanzen und Blättern der Bodendecker hervor. Es sah aus wie … wie ein kleiner schwarzer Knopf, der sich aufgeregt und witternd auf- und abbewegte. Eine Nase?
    Dann schlüpfte ein kleines süßes Etwas mit langen Schlappohren aus dem Dickicht. Ob das die loduunische Variante eines Hasen war? Der Kleine sah genauso aus, nur dass er nicht hoppelte, sondern den Gang eines gewöhnlichen Vierbeiners besaß. Das Tier kam ein paar Schritte näher, wobei seine langen Ohren auf dem Boden schleiften, dann bemerkte es mich, hielt inne und witterte wieder vorsichtig mit der Nase. Was für eine süße kleine Erbse!
    Vorsichtig, aber doch neugierig bewegte sich Meister Lampe auf mich zu. Schrittchen für Schrittchen, immer auf der Hut. Bemüht darum, möglichst keine zu hastige Bewegung zu machen, kletterte ich vom Felsen. Mit einem Lächeln im Gesicht ging ich auf ihn zu, streckte die Hand aus und lockte ihn mit einem undefinierbaren Pflanzenstängel, den ich beim Nähertreten gepflückt hatte. Na komm, ja, streck ruhig deine Schnauze her. Der Mümmelmann machte den Hals lang. Wie süß! Seine Nase bewegte sich immer wilder und sein Herz ließ das Fell wummern, während er sich trotz seiner Angst vor mir Stückchen für Stückchen vorarbeitete. Der war ja echt megaputzig. Auch ich arbeitete mich einen zarten Schritt weiter vor, als Iason plötzlich wie aus dem Nichts »Mia!« brüllte. Gleichzeitig hörte ich hinter mir ein Geräusch wie

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