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Sternenstaub

Sternenstaub

Titel: Sternenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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Knacken. Ächzen. Und der Stamm krachte direkt auf den Coprianther nieder. Das Junge stob quiekend davon. Das Muttertier bäumte den Kopf hoch, wobei es einen schrillen Schmerzensschrei ausstieß. Die Augen quollen ihm aus den Höhlen. Dann, als hätte man einer Marionette die Fäden durchgeschnitten, schlug es mit dem Kopf auf den Boden. Eine Weile herrschte nichts als Stille. Schnell wie der Wind kletterte ich vom Baum. Aufwirbelnder Staub verdeckte den Blick auf den Kadaver, Iason stützte sich leicht nach vorn gekrümmt an einem Felsen ab. Schwer atmend drehte er den Kopf zu mir. Sein Gesicht war mit Staub und Schweiß verschmiert und seine Augen schickten mir ein schwaches Strahlen. »Mia? Alles in Ordnung?«
    Ich wollte etwas sagen, aber meine Stimmbänder verweigerten komplett ihren Dienst.
    Doch als Iason sich jetzt aufrichtete und vor Schmerzen die Zähne aufeinanderpresste, war mir das piepegal.
    »Wie schlimm bist du verletzt? Zeig mal her!«
    Autsch! Das sah nicht gut aus. Iason fasste sich mit verzerrter Miene ans Bein. »Coprianther haben Giftzähne«, stieß er gepresst hervor.
    Panisch fiel ich neben ihm auf die Knie. »Nicht sterben, hörst du. Bitte, bitte stirb mir jetzt nicht weg, Iason.«
    »Mia, es …«
    »Nein!«, schrie ich auf, riss ein paar feste Pflanzenstränge aus dem Boden und band damit sein Bein ab. »Wir sind nicht so weit gekommen, damit du jetzt von einem Hasen angefallen wirst und unter meinen Händen krepierst, hörst du?«
    »Jetzt lass mich doch mal ausreden!«
    Blinzelnd und mit tränenverhangenen Wimpern schaute ich ihn an.
    Iason schöpfte mit einem tiefen Atemzug Kraft für seine nächsten Worte. »Ich muss nicht sterben.«
    Wenn ich ihn genauso ansah, wie ich mich fühlte, dann musste das ziemlich dämlich aussehen. »Es gibt Rettung?«, antwortete ich.
    »Ja!« Er schloss die Augen. »Du erinnerst dich an das Sentiria, den Cocktail, den Demian uns im Haus der Wächter gemixt hat?«
    Ich nickte schnell. »Hilft das?«
    »Nicht der Saft«, bemühte er sich zu sprechen, »aber der Baum nennt sich Korboro. Seine Blätter ziehen das Gift raus.«
    »Okay«, ich nickte schnell, »und wo finde ich so einen Baum?«
    Leicht benommen deutete er zu einer Anhöhe, hinter der einer dieser Blättergiganten aufragte.
    »Alles klar, warte hier, ich bin gleich wieder da.« Mit diesen Worten eilte ich davon.
    »Aber, Mia«, rief er mir nach, »wenn du ein Tier sehen solltest, barujsa, bitte fass es nicht an, selbst wenn es nur eine Schnecke ist.«
    Ich schaute über meine Schulter zu ihm hin. »Weißt du, seitdem wir auf Loduun sind, bist du ganz schön frech.«
    Iason nahm keuchend eine andere Position ein. »Liegt an der Luftveränderung.« Er grinste dreist, aber auch ziemlich matt und so beeilte ich mich lieber, diese Korboroblätter zu besorgen.
    Als ich zehn Minuten später wiederkam, war Iason eingeschlafen, zumindest hoffte ich das. Als ich ihn mit auf die Brust geneigtem Kopf an den Felsen gelehnt sah, wurde mir doch bange und ich legte noch mal einen Schritt zu, bis ich an seiner Seite war und ihn atmen fühlte. »Hier.« Ich weckte ihn sanft, seine Stirn war heiß und schweißnass. »Die Blätter, was soll ich damit machen?«
    Er blinzelte mit verschleierten Augen. »Zerreib sie.« Das Sprechen kostete ihn alle Mühe, »und dann leg den Brei einfach drauf. Er zieht das Gift … von ganz allein … raus.«
    Ich nahm mir zwei Steine und tat, was er gesagt hatte. Die Blätter schienen zu brennen, denn Iason sog schon scharf Luft durch die Zähne ein, als ich nur leicht seine Wunde damit beträufelte.
    »Du hast mir noch immer keine richtige Antwort gegeben«, versuchte ich ihn abzulenken.
    Er schloss die Augen und legte erschöpft den Kopf zurück. »Worauf?«, stieß er hervor.
    »Na, ob du froh bist, dass ich jetzt hier bin?«, fragte ich, während ich ihm den Blätterbrei weiter auf die Wunde strich.
    Er öffnete ungläubig ein Auge. »Das ist nicht dein Ernst, dass du mich das ausgerechnet jetzt fragst. Argh! Nos muerda, brennt das Zeug.«
    Mein Herz krampfte sich bei seinem Stöhnen zusammen, aber die Not der Situation hatte mich ganz in Funktionsmodus versetzt und ich machte weiter. »Also, ich höre?«
    Eine nächste Lage Blättermatsche ließ ihn erneut aufkeuchen und so ging es immer weiter, Schicht für Schicht, bis ich endlich fertig war und mir die Finger an der Hose abwischte.
    Eine stille Weile lehnte er einfach nur mit gesenkten Lidern am Felsen. Erleichtert

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