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Sternenstürme

Sternenstürme

Titel: Sternenstürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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den Computerausdruck in ihrer Hand. »Wir sollen Sar-Say zwecks einer gründlichen Studie an Harvard überstellen.«
    »Einen Broa auf die Erde loslassen? Sind die denn verrückt geworden?«
    »Diesen Eindruck könnte man durchaus bekommen«, pflichtete sie ihm bei. »Oder es findet hier ein bürokratisches Kräftemessen statt.«
    »Sagen Sie ihnen, sie können das vergessen! Und wenn sie dann noch etwas raushaben wollen, werde ich bei der Koordinatorin vorstellig.«
    »Diese Anforderung ist aber über das Büro der Koordinatorin übermittelt worden.«
    »Das kann doch nicht ihr Ernst sein«, sagte er. »Weshalb sollte man das Risiko eingehen, dass er verletzt wird, entkommt oder – noch viel schlimmer – mit der Presse spricht?«

    »Professor Fernandez hat der Koordinatorin versichert, dass alle erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen getroffen würden.«
    »Fernandez könnte ein Dutzend Zäune um Harvard ziehen, und es wäre immer noch nicht annähernd so sicher, als wenn man Sar-Say im Orbit behielte. Sagen Sie ihm, das kommt überhaupt nicht infrage.«
    »Jawohl, Sir.«
    Sie stand auf und schickte sich an zu gehen. »Drücken Sie sich aber diplomatischer aus, als ich es eben getan habe, Mal«, sagte Bartok nach kurzer Überlegung.
    Sie lächelte ihren Chef an. »Darum bemühe ich mich doch immer, Herr Direktor.«
    Dann ließ sie ihn mit seinen Problemen allein.

    Sar-Say schaute aus dem Sichtfenster auf die große blau-weiße Welt und lächelte – beziehungsweise er wackelte mit den großen, flexiblen Ohren, was bei seiner Spezies die Entsprechung eines Lächelns war.
    Er hatte schon nach Wegen gesucht, aus seinem Orbital-Gefängnis zu fliehen, und da war er nun zur Oberfläche ihres Planeten unterwegs. Er musste sich erst noch einen Reim auf diese plötzliche Wendung machen.
    Das geflügelte Fluggerät war leer außer den beiden Biologen, die ihn auf dieser Reise begleiten sollten. Er saß auf einem Fensterplatz – wobei die für ihn zu langen menschlichen Sicherheitsgurte um seine kleine Gestalt schlackerten – und drückte die Schnauze ans Panzerglas, als sie mit dem Bauch voran auf die Atmosphäre zufielen. Dr. Samuels saß schlafend auf dem gegenüberliegenden Fensterplatz. Sein Mund stand offen, und die Arme hatte er vor sich in der gekrümmten Haltung verschränkt, die die menschliche Ruheposition in der Mikrogravitation darstellte. Hinter ihm arbeitete Dr. Chandra mit seinem Notebook.

    Vorm Sichtfenster wurden glühende Gasschwaden von der Vorderkante der Tragfläche verdrängt, und eine sanfte Kraft zog Sar-Say nach vorn in die Gurte. Sie hatten die Ausläufer der Atmosphäre erreicht, es würde nun nicht mehr lange dauern.
    Die Lichter-Show verstärkte sich während der nächsten paar Minuten, bis die Landefähre von glühendem Plasma umwabert wurde und ein hochfrequentes Kreischen in der Kabine widerhallte. Das Geräusch hatte eine zu hohe Frequenz, um von menschlichen Ohren wahrgenommen zu werden, lag aber noch innerhalb des ›Empfangsbereichs‹ von Sar-Says Ohren. Das Boot befand sich wieder im Griff der Gravitation, und die Passagiere sanken auf ihre Sitze. Dr. Samuels’ Arme fielen ihm in den Schoß, und er wachte mit einem Schnauben auf. Er schaute sich um, lehnte den Kopf an die Fenstersäule und schlief wieder ein.
    Sar-Say hatte gehört, dass Dr. Samuels sich mit Karen Hansen traf, einer der Psychologen, die ihm immer so blöde Fragen stellten. Er hatte den Verdacht, dass der Biologe den letzten Schlafzyklus mit Poppen verbracht und deshalb ein gesteigertes Ruhebedürfnis hatte. Das Spiel zwischen männlichen und weiblichen Menschen war eins der Dinge, die Sar-Say am intensivsten studierte. Nicht nur, dass ihre Unterhaltungsprogramme von diesem Thema dominiert wurden – praktisch unter Ausschluss aller anderen Themen –, sondern ihr Sexualtrieb schien auch ihre Persönlichkeit und Betrachtungsweisen maßgeblich zu prägen.
    Weil er aber nicht ihrer Spezies angehörte, blieb die Faszination, die Angehörige des anderen Geschlechts auf die Menschen ausübten, ihm verschlossen. Es musste quasi ein Idealzustand herrschen, um ein broanisches Weibchen empfängnisbereit zu machen, und erst nachdem sie ein ganz bestimmtes Pheromon ausgeschüttet hatte, wären Sar-Say
und seine Kameraden an einer Fortpflanzung interessiert gewesen.
    Eine halbe Stunde später – Sar-Say weilte nun schon lange genug unter den Menschen, um in ihren Zeiteinheiten zu denken – hatte die Landefähre die

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