Sternenstürme
Abend. Ich muss das noch mit ein paar Leuten besprechen.«
»Und wohin würden Sie mich bringen?«
»In den Süden von Boston, glaube ich. Das ist ziemlich weit von der Universität entfernt, sowohl in kultureller als auch in räumlicher Hinsicht. Ich habe dort ein Mietshaus, das im Moment leer steht. Ich werde Sie mit Wasser und Lebensmitteln versorgen. Wenn Sie die Jalousien geschlossen halten und das Licht nicht anschalten, wird niemand Ihre Anwesenheit bemerken. Sie müssten dort so lange in Sicherheit sein, bis die Blockade aufgehoben wird.«
»Ausgezeichnet. Es wäre mir aber lieber, wenn Gus Heinz nicht weiß, wo ich bin. Zwischen ihm und mir besteht eine nachweisliche Verbindung. Zwischen Ihnen und mir aber nicht.«
»Klingt vernünftig.«
»Was ist mit dem Sternenschiff? Haben Sie schon eins ausfindig gemacht, das in den kommenden Wochen zu den Kolonien fliegt?«
»Das ist ebenfalls ein Problem. Es wurde eine Orbital-Blockade verhängt. Alle Schiffe sind zur Hochstation befohlen worden. Wir können im Moment kein einziges Schiff erreichen, und es wird auch keins starten, bis die Blockade wieder aufgehoben wurde.«
»Hochstation? Das ist doch die Forschungsstation der Sternenforschung, nicht?«
»Stimmt.«
»Und Sie können mich nicht dort hinschaffen?«
»Völlig ausgeschlossen. Alle Starteinrichtungen stehen unter Beobachtung, und die Äquatorialstation, wo man vom Zubringer in die Interorbital-Fähre umsteigt, wird wahrscheinlich auch bewacht.«
»Wie lange wird man diese Blockade aufrechterhalten?«
»Ich glaube nicht, dass sie die Stadt länger als eine Woche abriegeln. Was die Sternenschiffe betrifft – wenn sie mehr als einen Monat festliegen, gehen die Reeder auf die Barrikaden. Ich kenne mich mit der Bürokratie ein wenig aus. Ich würde sagen, dass Sie innerhalb von dreißig Tagen unterwegs sind. Zumal wir diese Zeit auch noch für die Vorbereitungen brauchen.«
»Dann muss ich mich für einen ganzen Monat verstecken, während Sie die Vorbereitungen für unsere Flucht treffen. Haben Sie wenigstens ein Unterhaltungsgerät in diesem Haus, das Sie vermieten?«
»Ein Holovisionsgerät? Klar, jeder hat eins.«
»Gut, dann vermag ich die Nachrichten zu verfolgen und muss wenigstens nicht an Langeweile sterben, während Sie alle Vorbereitungen treffen.«
»Ist halt dumm gelaufen«, erwiderte Ludnick, dem Sar-Say’s Bequemlichkeit oder Zerstreuung offensichtlich am Hintern vorbeigingen.
»Haben Sie die Männer gefunden, die Sie brauchen?«
»Ich hab schon drei Leute, hab ihnen aber noch nicht gesagt, worum es geht. Ich sagte ihnen nur, dass sie einen dicken Batzen Kohle machen könnten. Sie sind definitiv interessiert. Bei zwei weiteren muss ich noch nachhaken. Ich hatte bisher nicht die Zeit dafür.«
»Es ist gut, dass Sie ihnen nichts von mir gesagt haben. Diese Belohnung von einer Million Kredite könnte sie nämlich in Versuchung führen, uns zu verraten.«
»Das war auch mein erster Gedanke«, erwiderte Ludnick. »Ich werde Sie nun über die Versandbehälter informieren und wie wir sie modifizieren …«
»Dann lebt dieser Heinz also in Cambridge?«, fragte General Parsons seinen Adjutanten. Die beiden saßen im Führungsfahrzeug.
»Ja, Sir. An der Flussbiegung, östlich von Oxford, in der Mitte des Straßenzugs an der Nordseite. Ungefähr einen halben Kilometer vom Ort des Angriffs entfernt.«
»Mist«, erwiderte Parsons. »Fernandez hätte uns das doch sagen müssen, bevor wir die ganze verdammte Stadt abriegelten.«
»Ja, Sir.«
»Welche Kräfte haben wir in dem Gebiet?«
»Wir haben einen einsatzbereiten Stoßtrupp. Er hält sich zur Zeit hier in der Universität auf. Die Leute warten, bis es dunkel geworden ist, und setzen dann ihre Wärmebild-Nachtkampfausrüstung ein.«
»Wer ist der Zugführer?«
»Sergeant Chen.«
»Guter Mann. Ich habe schon unten in Nicaragua mit ihm zusammengearbeitet, als dieser irre Wissenschaftler glaubte, er könnte Botulinus-Erreger herstellen, ohne dass wir davon erfahren. Haben Sie die Spürsonden?«
»Jawohl, Sir. Wir haben den Sperrverband angewiesen, dem Kommando zwei Geräte zu überlassen. Sie haben Pläne von Heinz’ Wohnsitz. Mit etwas Glück wird es uns gelingen, unentdeckt dort einzudringen und eine Luftprobe zu nehmen. Falls Sar-Say dort war, werden wir das sofort wissen.«
»Gut. Und wenn nicht, wird Heinz glauben, dass er Termiten in seiner Hütte hat. Halten Sie mich auf dem Laufenden.«
»Jawohl, Sir.«
Sergeant
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