Sternenstürme
einem Dutzend Lichtjahren«, erwiderte Gretchen Stephens.
»Jedenfalls nicht nach unserer Theorie der Wirkung von Gravitationswellen, Admiral. Gravitationswellen werden durch die Diskontinuität einer im Tor materialisierenden Masse verursacht. Gemäß der Theorie müssten diese Wellen sich in alle Richtungen ausbreiten.«
»Ob die Broa diese Systeme vielleicht übersehen haben, obwohl sie Funkwellen und Kommunikations-Laserstrahlen aussenden?«
»Nein, Sir. Wenn wir sie schon entdeckt haben, dann gilt das auch für die Broa.«
»Wäre es – unter der hypothetischen Voraussetzung, dass diese Systeme keine Gravitationswellen aussenden, weil sie keine Sternentore haben – eine logische Annahme, dass die Broa bewusst darauf verzichtet haben, sie zu besetzen?«
Penda schüttelte heftig den Kopf und schien das dann zu bereuen. »Ich stimme mit Leutnant Stephens überein. Das passt nicht zu dem, was wir über ihr Verhalten zu wissen glauben.«
»Trotzdem sind die Systeme seit fünf Jahren nicht mehr übers broanische Sternentor von Sternenschiffen angeflogen worden«, sagte Landon dezidiert. »Wenn die Broa diese Welten bewusst links liegen lassen, was sagt uns das über ihre Situation?«
Penda zuckte die Achseln. »Vielleicht sind die Wesen, die diese Systeme bewohnen, einfach zu verschieden. Sie wären einfach nicht imstande, eine Kolonie auf Gasriesen wie Bonnie und Clyde zu gründen, selbst wenn sich herausstellen sollte, dass diese Riesen von intelligenten Spezies bewohnt werden. Und wenn man auf einem Planeten in nächster Nähe zu ihrem Stern – sagen wir auf Merkur-Distanz – eine intelligente Spezies findet, dürfte ihre Unterwerfung sich auch schwierig gestalten. Allein schon wegen des Unterschieds in der Physiologie. Wie sollten die
Broa einer intelligenten Gesteinsschmelze wohl ihren Willen aufzwingen?«
»Oder sie sind in technologischer Hinsicht zu primitiv, um eine Gefahr für die Broa darzustellen«, sagte ein anderer Offizier.
»Unwahrscheinlich«, erwiderte der Wissenschaftler. »Sie brauchen Ackerland, um Getreide anzubauen und Gruben, um Metall und Rohstoffe aller Art zu fördern. Wir wissen, dass sie auch sonst unwirtliche und unbewohnbare Welten ausbeuten. Ein Planet mit einer Bevölkerung potenzieller Sklaven wäre als Rohstoffquelle besonders wertvoll.«
Landon runzelte die Stirn. Mit seinen Leuten war heute Morgen einfach nichts anzufangen. »In Ordnung«, fuhr er fort. »Sie haben also keinen Anlass, eine bewohnte Welt – zumindest eine mit Sauerstoffatmern – zu ignorieren. Was folgt daraus, wenn sie es doch tun?«
»Ich vermute, dass es ein Beweis dafür ist, was wir schon vermutet haben – dass ihre Eroberungen die Schwelle des abnehmenden Grenzertrags erreicht haben«, erwiderte Dr. Penda. »Wenn es ihnen an Arbeitskräften oder Ressourcen fehlt, die Eroberungen unbegrenzt fortzuführen, werden sie sich – wie wir auch schon vermutet haben – die Rosinen aus ihren Opfern herauspicken. Besonders wertvolle Welten werden erobert, während die ›zweite Wahl‹ ignoriert wird.«
»Wäre das überhaupt machbar?«, fragte Commander Connors, die am Ende des Tischs auf derselben Seite wie Penda saß. Antoinette Connors war eine statuenhafte Brünette mit einer aggressiven Persönlichkeit. Sie war auch Landons fähigster strategischer Planer. »Müssten sie denn nicht jeden Planeten mit einer technologisch fortgeschrittenen Rasse unterwerfen? Sonst würden sie doch riskieren, dass ihnen ein Konkurrent erwächst. Im Grunde genau das, was wir nun vorhaben.«
Penda schüttelte den Kopf. »Ohne den Sternenantrieb oder Sternentore sind diese freien Spezies doch in ihren Heimatsystemen gefangen. Sie sitzen so lange dort fest, bis es opportun für die Oberherren ist, sie sich einzuverleiben. Vergleichen Sie sie mit Ölreserven, die noch im Boden schlummern.«
»Angenommen, dass diese Hypothese richtig ist«, sagte Landon. »Inwiefern ändert das dann unsere strategische und taktische Situation?«
»Wieso sollte überhaupt irgendeine Änderung eintreten, Sir?«
»Weil, Doktor, unabhängige Systeme innerhalb der Souveränität potenzielle Verbündete sind. Vermutlich sind die umgangenen Sternsysteme sich ihrer Situation und des Schicksals bewusst, das sie schließlich erwartet.«
»Ja, Sir.«
»Beauftragen Sie ein paar Ihrer Leute mit dem Studium der Implikationen. Das könnte unsere Strategie ändern. Wir kennen also fünf Systeme, die broanische Lehen sind. Was unternehmen wir in
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