Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenteufel

Sternenteufel

Titel: Sternenteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Norton
Vom Netzwerk:
Risse, die nach allen Richtungen verliefen, weiteten sich, und was wie fester Stein ausgesehen hatte, rieselte auf den Boden.
    Selbst die glitzernden Augen zersprangen mit einem hohen Klirren wie zersplitterndes Glas. Auch sie fielen herab und lösten sich zu funkelndem Staub auf. Das Gesicht war verschwunden. Nur ein von Dunkelheit umrahmtes Loch, in das nicht der geringste Schein des Fackellichts drang, zeigte nun an, wo der Mund des Gottes – oder Teufels, oder was immer das Gesicht dargestellt hatte – gewesen war.
    Mit dem Zerbröckeln der Maske war eine Veränderung in dem Höhlenraum zu spüren. Elossa richtete sich auf. Eine ungeheuere Last, die sie zuvor gar nicht wirklich gespürt hatte, schien von ihr abgefallen zu sein. Mit der Auflösung des Gesichts war das fühlbar Böse aus diesem Raum verschwunden.
    Stans, der noch vor dem Loch kniete, zitterte. Aber er hob den Kopf, und Elossa konnte sehen, daß der Kampf, der sein Gesicht verzerrt hatte, zu Ende war. Ein Schatten der Verwirrung huschte über seine Züge, dann schaute er sie fest an.
    »Es wollte, daß ich töte«, erklärte er leise. »Es wollte Blut trinken!«
    Elossa bückte sich und hob ein Stück der zerbröckelten Substanz auf. Es war merkwürdig, daß Stans Fausthiebe eine solche Zerstörung verursacht haben konnten. Das Stück zwischen ihren Fingern war fest wie Stein, und auch als sie es mit aller Kraft drückte, ließ es sich nicht weiter zerbröckeln.
    Sie verstand zwar nicht, was geschehen war, aber es bestand kein Zweifel, was sie tun mußte. Wenn sie dem Hilferuf von Yurth zu Yurth nachgehen wollte, mußte sie durch die Öffnung hindurch, die der Mund Atturns gewesen war – obgleich jede Faser sich in ihr dagegen auflehnte.
    »Aber du hast nicht getötet«, sagte Elossa und hob ihren Stab wieder auf. »Es konnte dich also nicht beherrschen, auch wenn es das versuchte.« Sie hatte keine Ahnung, was dieses Es sein mochte. An diesem Ort war sie bereit, an eine Kraft zu glauben, die unsichtbar mit diesem Gesicht verbunden gewesen war. Weshalb Stans Schläge jedoch genügt hatten, sie in die Flucht zu jagen (wenn das der Fall gewesen war, bedeutete es möglicherweise, daß sie nicht lange Ruhe vor ihr haben mochten), wußte sie nicht. Aber die Tatsache hatte sie selbst miterlebt.
    Er starrte sie mit gerunzelter Stirn zweifelnd an.
    »Ich verstehe es nicht. Ich bin ich! Ich bin Stans aus dem Hause Philbur! Ich gehorche nicht dem Willen von bösen Schatten!« Aus Stimme und Haltung sprachen sowohl Stolz als auch Herausforderung.
    »Richtig«, pflichtete Elossa ihm bei. »Und hier liegt der Weg, den wir nehmen müssen.«
    Sie hatte nicht den geringsten Wunsch, in diesen Mund zu kriechen. Doch dieser uralte Zwang, der ihrer Rasse auferlegt war – daß kein Hilferuf von Geist zu Geist mißachtet werden durfte –, war stark. Sie kam nicht dagegen an.
    Doch nicht sie, sondern Stans hob eine Fackel aus ihrer Halterung und stieg mit ihr in der Hand durch die Öffnung. Jetzt erst holte Elossa eine neue Fackel aus dem Behälter in einer Ecke des Höhlenraums, klemmte sie sich unter einen und den Stab unter den anderen Arm, und folgte Stans.
    Das Fackellicht wirkte hier irgendwie schwächer als in dem Raum vor dem Mund. Sie befanden sich in einem schmalen niedrigen Tunnel, durch den sie nur auf Händen und Knien kriechen konnten. Stans Körper vor Elossa verdeckte viel des Lichtes, aber es gab ohnehin wenig zu sehen, außer daß die leicht gewölbten Wände dieses Tunnels ebenfalls geglättet waren, genau wie der Boden, der staubfrei und sauber war.
    Elossa mußte gegen ein wachsendes Unbehagen ankämpfen. Es hatte keinen greifbaren Grund und war auch nicht mit einer Aura zu erklären, wie sie in dem Höhlenraum spürbar gewesen war. Es kam eher daher, daß sie sich der Felsmauern ringsum bewußt war, deren Gewicht ihr wie eine Drohung vorkam. Sie konnte nicht vergessen, wie das, was als Gesicht so massiv ausgesehen hatte, durch Fausthiebe plötzlich zerbröckeln konnte. Was war, wenn eine zufällige Berührung der Decke oder der Seitenwände ähnliche Folgen hatte? Sie würde hoffnungslos hier verschüttet werden.
    Da sah sie Stans verschwinden. Aber gleich darauf tauchte das Licht, das er getragen hatte, wieder auf, um ihr den Weg aus diesem Wurmgang in wieder einen größeren Raum zu weisen.
    Hier war kein Versuch unternommen worden, Wände oder Boden zu glätten. Sie standen in einer Höhle unverfälscht natürlichen Ursprungs. Ein Häufchen

Weitere Kostenlose Bücher