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Sternenteufel

Sternenteufel

Titel: Sternenteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Norton
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ihres Geistes tastete. Neugierig und zuversichtlich versuchte diese Kraft, eine Anwort auf das Rätsel zu finden, das Elossa für sie darstellte.
    Je weiter sie diesen Ort zurückließen, desto besser war es.
    Elossa wankte. Durch den geistigen Schutzschirm und scheinbar auch durch ihren Körper war mit plötzlichem brennenden Schmerz, wie er einem Dolchstoß folgen mochte, der Schrei »Yurth« gedrungen. Irgendwo, nicht allzuweit entfernt befand sich einer von Yurthblut in Gefahr und hatte diesen Schrei ausgestoßen, der der dringlichste aller Hilferufe war und nur gesandt wurde, wenn der Rufer dem Tod gegenüberstand.
    Ohne zu überlegen, öffnete sie ihre Barriere und schickte einen eigenen Suchruf aus. Der andere antwortete, doch jetzt viel leiser, viel kraftloser.
    Welche Richtung? Sie war herumgewirbelt, starrte zur Tunnelöffnung. Draußen – wo? Sie befahl dem anderen, sie zu führen.
    Zum drittenmal erklang der Ruf. Doch nicht aus der Richtung, in die sie nun schaute, sondern von hinter ihr. Wieder wirbelte sie herum und stand vor dem Gesicht. Die sehenden Augen glitzerten vor Bosheit. Der Ruf war von hinter ihnen – durch den gähnenden Mund gekommen! War es Yurthblut, das hier in alten schrecklichen Opfern vergossen worden war und so starke Gefühlsreste zurückgelassen hatte, daß sie von einem anderen Yurth aufgenommen werden konnten? Aber der erste Schrei war zu laut, zu kraftvoll gewesen. Ganz sicher hätte sie doch den Unterschied zwischen der Erinnerung eines Toten und dem flehentlichen Hilferuf eines Lebenden erkennen müssen. Irgendwo hier – hinter der Wand, hinter dem höhnischen Mund Atturns – befand sich ein Yurth in Gefahr.
     

 
11.
     
    Jetzt griff Stans Hand erschrocken nach Elossa.
    »Was ist los?«
    »Yurth«, antwortete sie abwesend. So sehr konzentrierte sie sich darauf, die Quelle dieser Schreie aufzuspüren, daß sie nicht einmal versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien. »Irgendwo in der Nähe befindet Yurthblut sich in Gefahr. Irgendwo – dort!«
    Das Mädchen kniete sich vor den klaffenden Mund in der Wand. Sie nahm das Risiko auf sich, eine Gedankensonde auszuschicken.
    Yurth! Ja, aber – auch etwas anderes – Fremdartiges … Raski? Sie war nicht sicher. Sie zwang sich, näher an den Mund zu rutschen, und hob ihren Stab. Sie schob seine Spitze durch den Mund wie eine Waffe, sowohl um das anzugreifen, was lauernd hinter der dunklen Öffnung lauern mochte, als auch sich gegen das zu wehren, was vielleicht herausdringen würde.
    Der Stab drang immer tiefer durch den Mund. Also war keine Wand dahinter, sondern er war höchstwahrscheinlich ein Eingang zu einem weiteren Raum oder einem Tunnel in ein Höhlenlabyrinth. Sie mußte es wissen …
    Elossa schloß die Lider und nutzte, was sie an Energie wieder gesammelt hatte. Yurth – wo war der Yurth?
    Ihr Suchgedanke berührte nichts. Trotzdem war sie völlig sicher, daß sie sich mit dem ersten Schrei nicht getäuscht hatte. Wo war der Yurth?
    Ein Schrei riß sie aus ihrer Konzentration. Erschrocken drehte sie den Kopf, während sie den Stab immer noch durch die Öffnung hielt. Stans schwankte. Seine Hände krallten sich in sein Wams. Es sah aus, als wollten seine Finger es ihm mit aller Gewalt vom Leib reißen. Sein Gesicht war eine Fratze aus Wut und Furcht, so daß Elossa zurückzuckte und hastig den Stab aus der Öffnung zog, um sich damit zu verteidigen, falls es nötig sein wollte.
    Während Stans von Seite zu Seite wankte, erweckte es den merkwürdigen Eindruck in ihr, daß er kämpfte, gegen etwas kämpfte, das sie nicht einmal sehen konnte, vielleicht etwas, das sich in ihm selbst befand. Speichel sickerte aus einem Winkel seiner verzerrten Lippen. Er keuchte, zuerst waren es nur heisere unverständliche Laute, dann wurden sie zu Worten:
    »Töten – es will – daß ich töte! Tod den Himmelsteufeln! Tod!«
    Jetzt sank er auf die Knie. Als hätte er keine Macht über sie, schossen seine Hände auf Elossa zu. Die Finger waren zu Klauen gebogen, die nach ihrer Kehle griffen.
    »Nein!« Es war ein ohrenbetäubender Schrei. Mit sichtlicher Anstrengung schwang er sich halb herum und hieb mit beiden Fäusten auf die Oberlippe des Atturnmunds. Ein Riß bildete sich im Stein, und Blut tropfte von Stans Knöcheln. Das Material des Gesichts zerbröckelte, als wäre es nicht mehr als sonnengetrockneter Lehm. Es fiel ab, nicht nur der vorstehende Teil der Lippe, wo seine Fäuste aufgeschlagen waren, sondern zusehends mehr.

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