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Sternenwind - Roman

Sternenwind - Roman

Titel: Sternenwind - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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sie ermöglichen Joseph, viele Datenströme gleichzeitig zu lesen und zu verarbeiten. Viel mehr als bisher. Zuerst muss er allerdings noch lernen, wie man es macht.«
    »Also hat Kayleen das gleiche Zeug im Blut, nur weniger davon?«, fragte ich.
    Jenna zuckte mit den Schultern. »Wahrscheinlich hat sie genauso viele. Aber sie scheint dazu keine so große Affinität zu haben. Zu Hause könnten wir das mit einer einzigen Behandlung korrigieren. Hier muss sie es selber lernen. Du könntest versuchen, genauso mit Kayleen zu arbeiten, wie du es mit Joseph machst. Vielleicht hilft es ihr.«
    »Aber ich habe diese Nanozyten nicht? Und Alicia auch nicht?«
    »Genauso wenig wie ich«, antwortete Jenna und wandte sich wieder Joseph zu. »Das kannst du tatsächlich überall tragen. Niemand wird sich über ein schmückendes Stirnband wundern. Aber wenn du möchtest, kannst du es auch unter der Kleidung anlegen. Hauptsache, es hat Hautkontakt.« Sie rückte das Band um seinen Kopf zurecht, aber nur so leicht, dass mir gar kein Unterschied auffiel. Vielleicht wollte sie es einfach nur berühren. »Unsere Windleser haben die Fäden in ihre Kleider eingenäht. Hosenbeine, Hemdsärmel, Helme, sogar Socken.«
    Ich sah es mir genauer an. Jenna konnte es nicht gemacht haben, nicht mit nur einer Hand. »Woher stammt dieses Stück?«
    Jenna sah weiter Joseph an. »Von eurem Vater. David Lee.«
    An David erinnerte ich mich, aber nicht an Lee. Ich wiederholte den Namen im Kopf. David Lee. David Lee.
    Joseph schloss die Augen und legte die Fingerspitzen auf den Riemen. Wir hatten nichts von ihnen. Ich hatte es schon tausendmal bedauert und mir wenigstens ein winziges Erinnerungsstück gewünscht. Jennas Worte hatten Joseph offensichtlich genauso tief berührt wie mich. Für einen Moment dachte ich, ihm würden die Tränen kommen. Doch dann richtete er sich auf und blickte Jenna unverwandt an. »Wie bringe ich es zum Funktionieren?«
    Jenna wandte sich ab. »Ich kann so etwas nicht benutzen. Der Lesedraht ist das am höchsten entwickelte Gerät zur Fernkommunikation, das wir hier hatten. Es kommt einer direkten Netzverbindung am nächsten, wie es sie auf den zivilisierten Welten gibt. Ich kann dir nicht genau sagen, auf welche Weise du die Datennetze von Fremont lesen kannst, aber es dürfte ähnlich wie mit den Speichern sein. David war der Beste von uns, und er hat es einmal so beschrieben, dass er sich ›seitwärts in den Datenwind gleiten lässt‹. Vielleicht hilft dir das weiter.«
    Joseph blinzelte. »Ich … ich spüre überhaupt nichts.«
    Jenna nahm einen Datenspeicher aus dem Regal und gab ihn Joseph. Als sich seine Hand darum schloss, riss er die Augen auf. Angst blitzte darin auf.
    »Entspann dich«, sagte Jenna.
    Ich trat an seine Seite. »Komm, setz dich mit mir auf den Boden.«
    Wir rollten uns auf dem harten Steinboden zusammen, sein Kopf an meiner Schulter, mein Arm um seine Brust geschlungen. Sein Herz pochte gegen meine Hand.
    Er schwieg längere Zeit. Als er wieder sprach, war seine Stimme von Erstaunen gefärbt. »Wie zeige ich den anderen, was ich sehe?«
    Jenna runzelte die Stirn und legte den Kopf schief. »Verstehst du irgendwas von den Daten?«
    Er schüttelte den Kopf. »Es ist ein Durcheinander von Bildern. Die kann ich erkennen. Einige. Von Dingen, die ich nie zuvor gesehen habe. Und Worte, die ich nicht verstehe. Aber wenn ich es Chelo, Alicia und Kayleen zeige, können sie mir vielleicht helfen, den Sinn zu begreifen.«
    »Dafür gibt es Werkzeuge. Aber sie sind nicht so einfach … zu verbergen.« Jenna schürzte die Lippen, als würde sie versuchen, eine Entscheidung zu treffen.
    »Sind sie hier?«, fragte Alicia. »Können wir sie sehen? Was befindet sich überhaupt in den Datenspeichern?«
    Jenna richtete sich auf und sprach leise, als würde sie ein Selbstgespräch führen. »Ich habe hier alles vorbereitet, falls ihr die Sachen braucht. Ich schätze, ihr braucht sie jetzt.« Sie griff ins oberste Regalfach und holte von ganz hinten ein kleines silbernes Kästchen hervor.
    Dieses hielt sie in der Hand, nahe am Körper, als wäre es eine zerbrechliche Eierschale. Der quadratische Kasten war etwa doppelt so groß wie ein Datenspeicher, aber immer noch so klein, dass Jenna ihn in der geschlossenen Faust verbergen konnte. »Hiermit bringe ich euch großes Vertrauen entgegen. Auf Fremont habe ich nur zwei weitere gefunden, die noch funktionieren. Die Anführer von Artistos werden es erkennen, wenn sie es

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