Sternenwind - Roman
sehen, und es euch wegnehmen.« Sie richtete den Blick auf mich. »Habt ihr verstanden?«
Ich nickte.
Sie war noch nicht fertig. »Diese Dinge dürft ihr nie in Anwesenheit ursprünglicher Menschen benutzen. Das gilt auch für Tom und Paloma.« Sie sah Alicia an. »Und für alle eure Freunde. Nie in der Stadt, nur außerhalb.« Dann schien sie zu einer Entscheidung zu gelangen. »Ich werde es euch wieder abnehmen, bevor ihr nach Artistos zurückkehrt. So ist es am besten. Aber ihr könnt es verstecken, während ihr mit Tom und Paloma hier seid. Außerdem weiß ich nicht, wann ihr je wieder so viel Freiheit haben werdet.«
Also wusste sie im Wesentlichen, worum es bei der Diskussion in Artistos ging. Vielleicht war das der Grund gewesen, warum sie uns schließlich doch so viel offenbart hatte.
Jenna gab mir das Kästchen. Es war erstaunlich leicht und wie die Datenspeicher mit glatten Symbolen verziert, die mir nichts sagten.
Jenna legte die Hand auf den Kasten, drehte daran und öffnete ihn. Sie tat den Datenspeicher hinein und schloss den Deckel. Ein Rechteck aus Licht erstrahlte einen Meter von mir entfernt.
Ich runzelte die Stirn. »Ein Datenprojektor. So etwas haben wir auch in Artistos.«
»Aber nichts, was mit diesem Gerät vergleichbar wäre. Das, was die verkrüppelten Menschen auf Fremont benutzen, ist nicht in der Lage, unsere Daten zu lesen.«
Natürlich nicht.
Jenna beobachtete mich aufmerksam. »Sei vorsichtig. Glaub nicht, dass du unsere Technologie verstehst, nur weil du dich mit dem auskennst, was es in Artistos gibt. Einige Dinge sind völlig anders.«
Jenna zeigte uns, wie man den Strom aus Daten und Bildern startete und stoppte, indem man bestimmte Druckpunkte benutzte.
Als ich den Projektor einschaltete, bewegten sich Bilder von Raumschiffen wie die Neue Schöpfung und anderen, die viel größer waren, vor einem Planeten. »Wo ist das?«, fragte ich.
»Das ist Silberheim. Von dort sind wir gekommen.«
Ich konnte den Blick nicht mehr von den Bildern losreißen. Der Planet hatte viel größere Landflächen als Fremont. Darin verteilten sich Meere oder vielleicht nur große Seen. Beide Pole waren fast vollständig mit Eis bedeckt, und ein breiter Fluss, fast ein Meer, spaltete die zwei Kontinente, die genau in der Mitte des Bildes lagen. Jenna war der einzige Mensch auf Fremont, der anderswo geboren war. Darüber hatte ich noch nie nachgedacht. »Wurdest du dort geboren?«
Sie griff nach dem Kästchen und hielt den Film an. »Heute bleibt uns keine Zeit mehr für weitere Fragen.« Sie sah Joseph an. »Das Stirnband übermittelt alle Daten eines Speichers oder auch mehrerer Speicher direkt an dich. Du kannst darin suchen und Querverweisen nachgehen, soweit es deine Kapazitäten erlauben. Es ist das gleiche Werkzeug, das ihr für die Datennetze von Fremont benutzt, aber es arbeitet auf unserer Frequenz. Logischerweise kann keiner der Bewohner von Artistos etwas mit dem Lesedraht anfangen, und ich bezweifle sogar, dass irgendwer weiß, was das ist. Meiner Einschätzung nach kannst du das Band behalten und ständig tragen. Vielleicht war es ein Geschenk von mir. Zumindest Tom und Paloma könnten das akzeptieren.«
Joseph betastete das Stirnband und nahm es ab. »Ich … kann es jetzt nicht tragen. Es ist zu verwirrend. Ich werde damit arbeiten und mich daran gewöhnen.«
Jenna lächelte ihn an. »Deine Fähigkeit, mit den Netzen zu arbeiten, müsste wiederkehren, wenn du lernst, hiermit umzugehen. Vielleicht wird sie sogar noch stärker, wenn du Muskeln trainierst, die du selten benutzt.« Sie streckte die Hand aus, um Joseph beim Aufstehen zu helfen. Dann sah sie ihn unverwandt an. Ihr einziges Auges schien sich in seinen verzückten, konzentrierten Blick zu bohren. »Die Furcht wird dich zurückhalten. Das Wissen, das du gewinnen wirst, oder eher die Hilfe, die du Artistos bieten kannst, ist von großem Wert.«
Er nickte und schwieg für einen Moment. »Aber … wie besiege ich die Furcht?«
»Vertrau dir selbst. Hab Vertrauen in das, wozu du werden wirst.«
Sein Blick zog sich unbehaglich von ihr zurück. »Ich werde es versuchen«, murmelte er.
»Versuche es nicht«, sagte sie. »Tu es einfach. Lass dir von Chelo helfen … sie macht dich stärker.«
Alicia richtete den Lichtstab auf den kurzen Korridor, und wir traten wieder in die größere Höhle, in der Helligkeit blinzelnd.
Jenna betrachtete das Kästchen in meiner Hand. »Damit kann man jeweils nur einen einzigen
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