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Sternenwind - Roman

Sternenwind - Roman

Titel: Sternenwind - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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völlig eben, die Wände eine Mischung aus glatten Flächen und gewachsenem Fels. Die Decke war genauso glatt wie der Boden – und trocken. In der Dunkelheit waren Türen zu erkennen, die in die Wände eingelassen waren. Mindestens zwei breite Korridore zweigten ab. Die Luft roch sauber, nur ganz leicht staubig, aber überhaupt nicht feucht oder chemisch oder moosig wie in den Höhlen, in denen ich bisher gewesen war. Hier roch es … kontrolliert.
    Jenna drehte sich um und zeigte nach draußen. Bäume und Felsbrocken würden diese Öffnung schon in ein oder zwei Stunden vom direkten Sonnenlicht abschirmen. Von dreißig Meter weiter unten wäre sie praktisch unsichtbar. Jennas Stimme klang fest und behutsam, als sie mit einer ausladenden Geste auf die Umgebung deutete. »Selbst wenn ihr diesen Ort von da unten erreichen könntet, solltet ihr nicht von dort kommen. Benutzt nur den Weg, den ich euch gezeigt habe.« Sie richtete den Arm auf den Fels, von dem wir heruntergesprungen waren. Ich hob den Blick. Wie sollten wir wieder hinaufkommen? Für einen Sprung war die Kante viel zu hoch.
    »Klettert.« Sie zeigte uns geschickt angebrachte Vertiefungen im Fels neben dem Höhleneingang und demonstrierte es uns. Dazu waren ein schwieriger Sprung und viel Kraft nötig. Jennas Arm zitterte, als sie sich verdrehen musste, um an einer Stelle fast kopfüber ihr Gewicht zu halten. Dann landete sie wieder neben uns. »Seht ihr? Normale Menschen sind dazu nicht imstande.«
    Nein, so etwas konnten nur wir mit unserer Kraft schaffen. Kayleens greiffähige Zehen würden sich hier als sehr praktisch erweisen. Es ließ sich auch mit einem Rucksack machen, aber er durfte nicht allzu viel wiegen. Doch zwei Leute konnten Sachen von hier fortbringen, wenn einer oben und einer unten stand. Natürlich auch Tom oder sonst jemand mit einem Seil.
    »Warum sollen wir nicht den anderen Weg nehmen?« Joseph schien nicht von Jennas Methode überzeugt zu sein. »Er sieht viel einfacher aus.«
    »Dabei würdet ihr sterben«, entgegnete Jenna völlig sachlich. »Dort gibt es Fallen.«
    Ich sog scharf den Atem ein. Die Bäume und Felsen wirkten völlig natürlich und sicher. Dichte Rotbeerenbüsche und hoher Dornsalbei überwucherten den Grund und würden den Aufstieg erschweren. Dahinter Scheinulmen. Keine Zeltbäume. Waren sie gerodet worden? In Zeltbäumen konnte man sich wunderbar verstecken, zum Beispiel um in Deckung zu gehen, wenn man die Höhle angreifen wollte. »Was für Fallen? Wo sind sie?«
    Diesmal sah sie mich an. »Ihr könnt euch das Wissen darum verdienen. Hauptsache, ihr nehmt nicht den Weg von unten. Enttäuscht nicht das Vertrauen, das ich euch entgegenbringe, indem ich euch hierhergeführt habe.«
    Also war ihr Vertrauen in uns groß genug, um uns die Höhle zu zeigen, aber noch nicht so groß, dass sie uns sämtliche Geheimnisse offenbart hätte.
    Joseph betrachtete blinzelnd den freien Bereich zwischen uns und dem Gebüsch. Wahrscheinlich suchte auch er nach verborgenen Fallen. »Jenna, warum hast du uns gesagt, nach der Höhle zu suchen, wenn sie durch Fallen gesichert ist?«
    »Ich habe die Systeme abgeschaltet, nachdem ich mit euch gesprochen habe. Aber dann habe ich mich anders entschieden.«
    »Ist etwas passiert?«, fragte Alicia. »Oder liegt es daran, dass wir sie nicht von selber gefunden haben?«
    Jenna runzelte die Stirn, als hätten Alicias Fragen ihren Gedankengang gestört. »Die Umstände verschafften mir diese unerwartete Gelegenheit.« Sie zuckte mit den Schultern, aber ihr Auge blitzte aufgeregt. »Ich habe nicht so viel Zeit, um darauf zu warten, dass ihr alles lernt, was ihr lernen müsst, oder bis Joseph die Datennetze repariert hat.« Dann lächelte sie. »Außerdem wart ihr mit ganz anderen Lektionen beschäftigt.«
    Also hatte sie unsere Jagd beobachtet. Sie blickte in die Ferne und schien sich wieder in ihren eigenen Gedanken zu verlieren. Im Licht wurde ein Spinnennetz aus Fältchen um ihr gesundes Auge und die Mundwinkel sichtbar. Die Stelle, wo sich ihr anderes Auge befunden hatte, war eine tiefe Narbe, die an den Rändern gerötet war. Ihr graues Haar hing in einem langen Zopf über den Rücken, aber die Enden waren ungleich lang und strähnig. Jenna führte ein viel härteres Leben als wir alle, und nach Navas Geschichte war ich sehr neugierig darauf, auch ihre zu hören. Welcher Schmerz trieb sie an?
    Sie befeuchtete sich die Lippen. »In dieser Höhle gibt es viele Dinge, und es wäre besser,

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