Sternenwind - Roman
von Vögeln mit rot-gelben Flügeln, die ins Feuer flogen, zum Feuer wurden, zu roten Eiern zerschmolzen, die wie die Neue Schöpfung waren. Sie schaukelten im Sonnenschein, und Risse taten sich in der Schale auf. Ich wartete, was aus den Eiern schlüpfen würde. Aber dann ließ etwas den Boden erzittern, ein Erdbeben …
… Kayleens Hand an meiner Schulter. »Wach auf. Wir wollen gemeinsam zu Abend essen.«
Eine Wache dauerte zwei Stunden. Ich hatte trotz des Feuers geschlagene acht Stunden durchgeschlafen.
Ich schüttelte die Decke und den Traum ab und blickte mich um. Außer Kayleen war niemand in Sicht. Alle anderen waren offenbar auf den Beinen und woanders. Gestalten bewegten sich hinter den Fenstern des Wachhauses. Der Geruch nach Rauch und Asche erfüllte … alles. Ich stand auf. Die ersten Sterne der Nacht schimmerten über Artistos und durchdrangen kaum den grauen rauchgeschwängerten Himmel. Im Westen schien die Sonne blutrot knapp über dem Wasser und entflammte die Luft in allen möglichen Rottönen: blut-, ziegel- und rostrot.
Kayleen stand neben mir und betrachtete fasziniert den Sonnenuntergang. »Das ist wunderschön«, flüsterte sie.
Ich legte einen Arm um ihre Schulter und zog sie an mich. »Ja. Kommt schon jemand?«
Kayleen schüttelte den Kopf. »Akashi erwartet, dass Jenna und die anderen bald hier eintreffen. Er sagte, mit Leuten aus Artistos könnten wir nicht vor morgen rechnen. Ich habe mir gerade im Trog die Haare gewaschen – ein wunderbares Gefühl! Du solltest es auch tun, das vertreibt den Rauchgestank. Komm jetzt, lass uns essen!«
Es gab doch bestimmt eine Dusche im Wachhaus, oder? Mit einem Schulterzucken folgte ich Kayleen pflichtschuldig zum Trog mit dem kalten Wasser und säuberte mich. Dann zog ich Kleidung an, die ich noch vor zwei Tagen als zu schmutzig empfunden hätte. Zumindest rochen die Sachen nicht, als wären sie die ganze Nacht über dem Grasfeuer gegrillt worden. Als ich zum Wachhaus ging, fühlte ich mich so gut wie seit Tagen nicht mehr.
Akashi und Paloma hatten einen Eintopf aus Gemüse und Wurzeln gekocht. Dazu gab es ein krümeliges goldenes Maisbrot, wie es für Paloma typisch war. Volle Servierteller standen auf dem kleinen Tisch im Wachhaus. Akashi nickte uns zu. »Schnappt euch einen Teller. Wir essen draußen, an der entgegengesetzten Ecke.«
Das Maisbrot dampfte, als ich es teilte. Es roch nach zu Hause. Ich schnupperte daran, riss ein Stückchen ab und ließ es unter meiner Zunge zerschmelzen, bevor ich den Rest mit würzigem Eintopf ertränkte. Ich wäre am liebsten wie ein ungezogenes zweijähriges Kind stehen geblieben, um gleich hier zu essen, um die knurrende Bestie in meinem Bauch zu füttern. Ich leckte mir tatsächlich die Finger ab, dann tauchte ich sie am Rand des Tellers in den Eintopf, um sie erneut abzulecken …
Kayleen und ich folgten Akashi über den grauen Beton, der mit kleinen Ascheflocken besprenkelt war. Es war eine Prüfung in Selbstbeherrschung, als der Eintopf unter meiner Nase abkühlte. Paloma saß auf der Betonecke des Raumhafens, die Artistos am nächsten war. Grinsend blickte sie zu uns auf.
Kayleen blieb stehen und riss protestierend die Augen auf. »Mutter? Wie bist du hierhergekommen?«
»Zu Fuß.« Paloma wirkte abgelenkt, sie schien sich ganz auf das Feuer zu konzentrieren. »Etwas Schlaf und eine gewisse Zeit ohne ein großes wankendes Tier unter mir hat Wunder bewirkt. Das Gleiche hat Akashi getan, als er meinen Knöchel neu geschient hat.« Sie lachte leise. »Aber ich bin immer noch ziemlich langsam.«
Kayleen setzte sich neben ihre Mutter und runzelte fassungslos die Stirn. »Hauptsache, du fügst dir keine neue Verletzung zu.«
Ich setzte mich, stellte den Teller in den Schoß und war endlich in der Lage, mir genug Essen auf einmal in den Mund zu schaufeln, um zu spüren, wie sich die Wärme von meinem Magen ausbreitete. In Richtung Artistos war das Feuer noch gut zu sehen, auch im Norden vor den Bergen. Wenn es nicht regnete, würde es langsam das grüne Unterholz verzehren und mehr Rauch als Flammen erzeugen, bis ihm der leicht entzündliche Brennstoff ausgegangen war. Rotbeeren und Bergfarn waren für ihre Feuerfestigkeit bekannt. Im Westen und Süden verkündeten niedrige Rauchwolken, dass das Feuer dort bereits auf das Meer und den Fluss gestoßen war.
Der wolkenlose Nachthimmel war ein klarer Beweis, dass wir uns der Brandstiftung schuldig gemacht hatten.
»Also, Akashi«, sagte Paloma.
Weitere Kostenlose Bücher