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Sternenwind - Roman

Sternenwind - Roman

Titel: Sternenwind - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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wiedererkennen? War die Neue Schöpfung nur ein Mahnmal, oder würden wir eines Tages einen Zugang zum Schiff finden? Wie konnten wir ihre Geheimnisse enthüllen? Ich stellte mir vor, dass es darin Hinweise auf unsere Herkunft gab, irgendwo im Innern des unzugänglichen silbrigen Rumpfes verborgen.
    Wusste Jenna, wie man in das Schiff gelangen konnte?
    Joseph kam mit Sprinter an meine Seite. »Das gibt mir das Gefühl, als hätten wir etwas verloren, bevor wir alt genug waren, um es zu verstehen.« Seine leise Stimme verstummte für einen Moment, bis er mir einen Blick zuwarf. »Ich vermute, wir sind nicht besonders gut darin, Eltern zu behalten, oder?« Tränen standen ihm in den Augen, aber sie liefen ihm nicht über die Wangen.
    »Es war nicht unsere Schuld. In beiden Fällen nicht«, sagte ich mit Entschiedenheit. Wieder berührte ich die Urne an meinem Gürtel, und Joseph machte es mir nach. Er tat mir leid. Genauso wie ich mir selbst. Therese und Steven fehlten mir. Es war ein harter Kampf gewesen, bis sie uns akzeptiert hatten, und am Ende hatte ich gar nicht bemerkt, dass es irgendwann gar kein Kampf mehr gewesen war.
    Jetzt mussten wir noch einmal ganz von vorn anfangen.
    Der Gedanke ließ mich verstummen, als wir den Raumhafen verließen.
    Tom ritt voraus und suchte das Grasland nach Anzeichen für Tatzenkatzen oder Gebraherden ab. Vielleicht war er ein guter Vormund für uns, aber Nava? Sie hätte sich niemals die Zeit genommen, mit uns auszureiten.
    Ich schüttelte den Kopf, um mich von meinen Sorgen zu befreien, und atmete das Gras, die Hitze, die Sonne und den Staub ein. Ich sollte mich ganz auf Joseph konzentrieren. Ich stimmte ein Lied an, das Therese immer gesungen hatte, wenn sie draußen arbeitete. Sie hatte es selbst geschrieben, um die Dinge zu ehren, die sie an Fremont liebte – die großen blauen Blüten, mit denen die Zwillingsbäume in jedem Frühling geschmückt waren, die farbenfrohen Vögel mit den kräftigen Schnäbeln und Krallen, die sie benutzten, um an die Samen der Scheinulmen zu gelangen, der angenehme Schatten der hellgrünen Zeltbäume. Als ich zum ersten Refrain kam, sang Joseph mit, und als wir uns dem Meer näherten, hatten wir jedes Lied gesungen, das wir kannten, sogar einige der derben Sauflieder, die wir in unserem Alter eigentlich noch nicht singen sollten. Die passende Begleitung zur Trauerprozession.
    Tom drehte sich in seinem Sattel um und sah uns lächelnd an, obwohl er nicht mitsang. Ein starker warmer Wind wehte landeinwärts und trug die Gerüche und Geräusche des Meeres heran. Der Rhythmus der Brandung begleitete die Lieder.
    Dann führte Tom uns über den steilen Weg zum breiten Strand. Unten war es den Gebras sichtlich unangenehm, durch den weichen Sand zu stapfen. Joseph beugte sich vor und galoppierte mit Sprinter los. Ich folgte ihm, doch Hüpfer fiel mit jedem Schritt weiter zurück. Mein Haar flatterte im Wind, und das Rauschen der Wellen erfüllte meine Ohren. Kurz vor dem Ende des halbmondförmigen Strandes ließ Joseph sein Gebra anhalten und blickte auf das unruhige Wasser, während er darauf wartete, dass ich ihn einholte.
    Gemeinsam drängten wir die Tiere zum Rand der Brandung. Wir kamen uns so nahe, dass wir uns an den Händen halten konnten, bis das Wasser den Gebras bis zu den Knien reichte und sie den Abstand vergrößerten. Es schien ihnen unangenehm zu sein, wenn die schäumenden Wellenkronen sie am Bauch kitzelten.
    Ich löste die Urne von meinem Gürtel und hielt sie hoch. »Für euch, Therese und Steven«, schrie ich in das Rauschen des Meeres. »Für all das, was ihr für uns, für Artistos, für Fremont getan habt. Wir wünschen euch eine gute Reise.«
    Joseph schloss sich mit kräftiger und sicherer Stimme an. »Wir danken euch. Ihr werdet uns fehlen. Wir werden immer an euch denken.«
    Wir hielten die Urnen über das Wasser. Unter uns tanzten die Gebras, und die Sonne beschien die Wellen. Gleichzeitig öffneten wir die Urnen und drehten sie um. Die Asche fiel ins Meer. Eine Welle vermischte sie miteinander. Wir warteten, bis sich die Asche vollständig im Wasser aufgelöst hatte. Dann warfen wir die Urnen ins Meer, so weit, wie wir konnten.
    Ein schwarzer Meerjäger stieß vom Himmel herab und fing eine der Urnen mit seinen großen Klauen auf. Im nächsten Moment ließ er sie wieder fallen und krächzte angewidert. Darüber musste ich lachen …
    Wir ließen die Gebras umdrehen und ritten still zu der Stelle zurück, wo Tom am Ende

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