Sternenwind - Roman
des Weges auf uns wartete.
Er sah uns abwechselnd an, während er sich mühelos auf seinem Tier im Gleichgewicht hielt. Es schien, als wäre seine Welt nicht die Arbeit in Artistos, sondern das wilde Meer. »Als meine Mutter starb, verstreute ich ihre Asche im Kleinen Samtsee. Dort war sie oft mit mir zum Picknick. Vor uns lag der ganze Samtwald ausgebreitet, und nur wir zwei haben ihn erkundet. Das war vielleicht ein wenig riskant, aber dort habe ich mich mit ihr immer sehr lebendig gefühlt. Es war gut, sie dorthin zu bringen.«
Ich nickte. »Danke.«
»Vielleicht wird es für uns immer etwas ganz Besonderes sein, hierher zurückzukehren«, sagte Joseph.
Es war sehr nett von Tom, dass er uns geholfen hatte, hierherzukommen. Er hatte gewusst, dass wir diesen privaten Augenblick brauchten, um uns von ihnen zu verabschieden. Als wir hintereinander den steilen Weg hinaufritten, fühlte ich mich leichter, als hätte die Urne mich übermäßig belastet. Mein Hals war heiser vom vielen Singen auf dem Weg hierher, aber ich summte trotzdem leise vor mich hin. Ich war Hüpfer dankbar, dass sie mich getragen hatte.
Sobald wir den geraden, festen Weg erreicht hatten, trieb Joseph Sprinter zu einem langsamen Galopp an. Ich folgte ihm, und diesmal bildete Tom die Nachhut. Die Sonne wärmte meinen Rücken. Vom Schweiß wurde Hüpfers dickes Fell immer dunkler. Ich dachte, dass wir vielleicht langsamer reiten sollten, aber Joseph war mir viel zu weit voraus, um ihm etwas zurufen zu können, und ich wollte nicht von ihm getrennt werden. Hüpfer strengte sich an, mit Sprinter Schritt zu halten, aber wir fielen immer weiter zurück.
Tom war genau hinter uns. »Langsamer, ich überhole dich«, hörte ich ihn rufen.
Plötzlich teilte sich das Gras links vor Joseph. Sprinter bäumte sich kreischend auf und sprang nach rechts, vom Weg herunter. Hüpfer riss den Kopf hoch. Das braune Fell einer menschengroßen Tatzenkatze huschte über den Weg. Ich stellte mich in den Steigbügeln auf und suchte nach dem Rest des Rudels.
Eine zweite Welle bewegte sich durch das Gras von hinten auf Joseph zu.
Hüpfer blieb abrupt stehen, wodurch ich gegen ihren langen Hals geworfen wurde. Sie drehte den Kopf hin und her, sah mich kurz an und suchte das Grasland ab. Ich drängte sie weiter, zu Joseph, und klammerte meine Beine fest um ihren Körper. Sie bäumte sich auf, doch dann galoppierte sie gehorsam weiter. Ich dankte ihr stumm.
Tom und Zuckerweizen schossen in vollem Galopp an uns vorbei. Toms Hand lag auf seiner Betäubungswaffe. Sie würde ihm hier nicht viel nützen, weil die Katzen im dichten, hohen Gras schwer zu erkennen waren.
Ich hielt mich am Sattel fest und suchte nach Joseph. Die Köpfe von Sprinter und Joseph stürmten auf und ab wippend durch das Gras, parallel zum Weg, aber zwanzig Meter entfernt. Joseph bemühte sich, das verängstigte Tier zum Weg zurückzulenken, wo sie bessere Chancen hatten, den Tatzenkatzen zu entkommen. Gebras sind schneller als die Katzen, aber diesen Vorteil können sie besser auf einer freien Fläche ausspielen. Auf der Grasebene gab es verborgene Steine und Mulden und kleine Bäche, die die großen Tiere zum Straucheln bringen konnten. Tom folgte der Spur der ersten Tatzenkatze, aber er lag trotzdem noch weit zurück.
Hüpfer und ich folgten dem Weg, etwa auf gleicher Höhe mit Joseph und Tom.
Dann scherte Hüpfer nach links aus, mit einem Schrei, der fast das Gebrüll der Tatzenkatze übertönte. Ich sah flüchtig ein großes Weibchen, das etwa zehn Meter vor uns war. Hüpfer bog ab, und nun waren auch wir im Gras. Ich hielt den Atem an, weil ich Toms Aufmerksamkeit nicht von Joseph ablenken wollte. Meine Hände zitterten vor Angst.
Hüpfer war ihre natürliche Beute. Tatzenkatzen fraßen keine Menschen, aber sie töteten uns, wenn wir ihnen im Weg waren. Die Katze war riesig, und jede ihrer anmutigen Bewegungen kündigte den drohenden Tod an.
Ich konnte nicht zurückblicken, ich konnte mich nur an Hüpfer festhalten und sie vorantreiben. Für ein Gebra war sie nicht besonders schnell, aber das nächste Gebrüll der Katze klang schon etwas weiter entfernt. Hüpfer wich einem Steinhaufen aus, dann strauchelte sie.
Die Katze kam wieder näher.
Ich versuchte Hüpfer zum Weg zu drängen, aber sie wehrte sich dagegen. Also vertraute ich ihren Instinkten. Sie wechselte immer wieder abrupt die Richtung und wich einer zweiten Katze aus. Jetzt steuerte sie erneut den Steinhaufen an. Eine gute Wahl,
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