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Sternenwind - Roman

Sternenwind - Roman

Titel: Sternenwind - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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werden muss.«
    Nava stand abrupt auf und begann damit, Teller in die Küche zu tragen.
    Tom nickte Navas Rücken zu, wobei sein Mund genauso zusammengekniffen war wie ihrer. Dann wandte er sich mir zu, und seine Züge entspannten sich zu einem Lächeln. »Hättest du Lust?«
    Nun, ich hatte andere Pläne. Ich wollte gemeinsam mit Bryan und Kayleen überlegen, wie wir meinem Bruder helfen konnten. Unmittelbar nach Navas Ankündigung des freien Tages hatten wir das Treffen vereinbart. Aber Tom schien auf dem Ausritt zu bestehen. Eine private Trauerzeremonie für Therese und Steven war vielleicht genau das, was Joseph brauchte. Ich betrachtete Navas steifen Rücken, während sie das Geschirr in der Spüle stapelte. »Klar, gute Idee.«
    Joseph rang die Hände im Schoß und blickte dann zu mir auf. »Ich bin bereit. Ich meine, ich bin bereit, die Asche zu verstreuen.«
    »Wohin möchtet ihr sie bringen?«, fragte Tom.
    »Zum Meer«, antwortete Joseph. »Dort war Therese immer sehr gern.«
    Es verblüffte mich, dass er sich nicht für die Berge entschieden hatte, Stevens Lieblingslandschaft. Vielleicht war er noch nicht bereit, den Hochweg wiederzusehen.
    »Gut«, sagte ich. »Sie würden zusammenbleiben wollen, und Steven wäre einverstanden gewesen, mit ihr zum Meer zu gehen, um bei ihr sein zu können.« Ein dicker Kloß bildete sich in meiner Kehle.
    Tom freute sich offensichtlich über unsere Antworten. »Ich dachte mir, dass ihr euch für die Küste entscheiden würdet. Unterwegs können wir nach dem Raumhafen sehen.« Das sagte er, um Nava zu besänftigen. »Das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden. Also lasst uns die Gebras satteln.«
    Nava drehte sich zu ihm um und blickte ihn aus kühlen grünen Augen an. »Ich finde, ihr solltet noch ein paar Leute mitnehmen. Auf der Ebene ist es nicht sicher.«
    Er erwiderte ihren Blick genauso kühl. »Wir kommen schon zurecht.«
    Sie runzelte die Stirn, verzichtete aber auf weitere Bemerkungen.
    Joseph und ich suchten uns die passende Kleidung aus. Wir entschieden uns für lange, weite Hosen, die sich an den Fußknöcheln zusammenschnüren ließen, wenn wir durch die Grasebene streiften. Auf dem warmen Land reichten die dünnen Hemden, und die leichten Jacken sollten uns vor der Meeresbrise schützen. Wir befestigten die Urnen mit den weißen Bändern am Gürtel und packten Wasser und Essen ein. Ich hinterließ eine Nachricht für Kayleen und Bryan.
    Joseph und ich mussten uns anstrengen, um mit Tom Schritt zu halten, als wir an den frisch gemähten Heuwiesen vorbeikamen. Tom trug einen leichten Rucksack und eine Betäubungswaffe am Gürtel, wo er sie mühelos erreichen konnte. Auf der Grasebene wimmelte es von Räubern und Beutetieren, und wir wollten heute keins von beiden sein. Die Luft fühlte sich kühl an – eine morgendliche Erfrischung, die das Ende des Sommers ankündigte.
    Meine Laune besserte sich, als wir uns den Gebraställen näherten. Seit dem Beben hatte ich kaum die Begrenzung der Stadt verlassen. Bald würden die Vagabunden zurückkehren. Dann sahen wir Liam und Alicia wieder. Vielleicht wurde es dann wieder gut.
    Das Stallgebäude, das fast komplett neu aufgebaut worden war, roch mehr nach frischem Holz als nach Gebraschweiß und Heu. Nach der morgendlichen Fütterung stampften die Tiere unruhig in ihren Boxen. Sie blickten uns durch die offenen oberen Hälften der Türen an und wieherten leise.
    Steven hatte mir die Gebras einmal als seltsame Kombination aus Pferden, Kamelen und Giraffen mit Bärten beschrieben. Dazu hatte er mir Bilder von diesen drei Tierarten gezeigt. Er begann mit einem Kamel und fügte ihm einen halben Giraffenhals hinzu, dann machte er aus den Ohren so etwas wie schlappe Pferdeohren, entfernte den Höcker und setzte Pferdehufe an die Füße. Als Letztes kam ein langer lockiger Bart hinzu.
    In der Holzscheune waren etwa zwanzig Gebras untergebracht, aber ich hatte ein Lieblingstier. Hüpfer war das einzige mit weißem Fell. Nur ihr Bart war dunkler, und sie hatte eine schwarze Schwanzspitze. Ich küsste sie auf die lange weiche Nase und schob ihr das Geschirr über den Kopf. Dann führte ich sie nach draußen, während sich Tom und Joseph ihre Reittiere aussuchten. Beide entschieden sich für braun gesprenkelte Gebras, die zur Farbe des Bodens und des herbstlichen Grases auf den Ebenen passten. Joseph zäumte Sprinter, sein Lieblingstier, das fast einen halben Meter größer als Hüpfer und ein schneller Läufer war. Tom

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