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Sternenwind - Roman

Sternenwind - Roman

Titel: Sternenwind - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Staffel Gewitterwolken türmte sich über den Bergen hinter dem See auf, aber vorläufig konnten wir unseren Unterschlupf verlassen. Überall flossen glitzernde Rinnsale, die vom Sonnenlicht berührt wurden. Wir packten schnell unsere Sachen zusammen, rieben die Zelte mit schmutziger Kleidung trocken und stopften alles, was feucht war, in einen Beutel, um es später aufhängen zu können.
    Als wir uns an den Strickleitern hochzogen, um aufzusteigen, blickte ich zu Alicia und flüsterte: »Es ist ein wunderschöner Nachmittag. Siehst du es? Siehst du, wie schön der See ist?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Aber Joseph lächelte für einen Moment. Seit seinem Nickerchen sah er etwas besser aus. Ich wandte mich an Tom, der ein Packgebra führte. »Dürfen wir vorausreiten?«, fragte ich. »Nur ein Stück? Damit die Tiere etwas Auslauf bekommen?«
    Er sah mich stirnrunzelnd an, dann blickte er sich um. Paloma hatte das andere Packgebra. Damit kamen sie nicht allzu schnell voran. Der Weg vor uns war breit und eben, und die Wolken waren noch weit genug entfernt.
    Seine ernste und entschlossene Miene verriet mir, dass er mir den Wunsch abschlagen wollte.
    Ich lächelte so strahlend wie möglich. »Wir brauchen wirklich etwas Abwechslung. Ich werde aufpassen, das tun wir alle. Wir können doch über die Ohrempfänger in Kontakt bleiben.« Ich tippte mir ans Ohr. An diesem Morgen hatten Kayleen und ich die Geräte übernommen. »Bitte!«
    Er blickte zu Paloma, die mit einem knappen Nicken antwortete, bevor sie hinzufügte: »Sie müssen irgendwann erwachsen werden.«
    »Offenbar bin ich überstimmt. Seid vorsichtig. Es sind sowieso nur ein paar Kilometer bis zur nächsten Hütte. Aber kein Wettrennen – der Boden ist schlammig. Und meldet euch alle paar Minuten bei uns.«
    »Danke!« Ich lächelte die anderen an. »Also los!«
    Wir ritten im schnellsten Trabgang der Gebras los und wechselten in einen langsamen Galopp, sobald wir hinter der nächsten Ecke und außer Sichtweite von Tom und Paloma waren. Alicia beugte sich lachend über Tintes Hals, und Kayleen und Joseph ritten nebeneinander, ohne sich zu bemühen, die Gebras zurückzuhalten. Die gespaltenen Hufe der Tiere spritzten mir Schlamm auf Schuhe und Hose. Sie schienen diese kleine Freiheit genauso sehr zu genießen wie wir. Wie selbstverständlich galoppierten sie dahin, die Nasen vorgestreckt, die Ohren gespitzt. Der Weg blieb die ganze Zeit breit und frei, abgesehen von zwei Regenwasserbächen. In Abwesenheit von Zuckerweizen übernahm Tiger die Führung.
    Tiger verlangsamte, als wir an einer kleinen Klippe vorbeikamen. Der Pfad wurde schmaler und wandte sich vom See ab. Nun ging es steiler aufwärts durch Zeltbäume und gelb gewordene Herbstbräute, die uns mit seidigen Blättern streiften. Felsbrocken säumten den Weg. Einer schien sich durch das Erdbeben gelöst zu haben, da er den Stamm eines kleinen immergrünen Baums zermalmt hatte. Die oberen Blätter waren bereits braun geworden und abgestorben.
    Ich ließ Tiger noch langsamer werden, worauf sich die anderen hinter mir drängten. Wir überquerten einen kleinen Hügel und hielten die Gebras zusammen. Unter uns funkelten das lange Tal und die Hütte, die ich vom Satellitenbild kannte, als sich die Sonne in Wasserpfützen und drei Bächen spiegelte, die durch das Tal flossen, sich dann vereinigten und schließlich in den See mündeten.
    Ich kniff die Augen zusammen. Das Tal lag viel zu tief, um für einen Datenmast geeignet zu sein. Das Signal könnte die steilen Felswände nicht überwinden. Schließlich entdeckte ich den Mast ein paar Meter links von uns, fast völlig hinter einem Haufen aus Felsbrocken verborgen, aber mit direkter Sichtverbindung über den See und zum Ufer. Drei Kapseln waren an der Spitze befestigt. Es musste ein wichtiger Datenknoten sein.
    »Djuri«, flüsterte Alicia.
    Blinzelnd schaute ich auf die Lichtung hinunter. Ja, dort grasten drei Djuri, eines recht nahe an der Hütte. Eine sanfte Brise wehte mir das Haar aus dem Gesicht und füllte meine Nase mit dem Geruch von feuchtem Gras und dem leichten Moschusduft der Djuri. Ich entdeckte zwei weitere Tiere. Offenbar war es eine ganze Herde. »Tom«, sagte ich in den Ohrempfänger. »Ich glaube, wir sind da. Ich kann die Hütte sehen.«
    Er lachte. »Dann seid ihr viel zu schnell geritten.«
    »Hier droht keine Gefahr«, entgegnete ich.
    Joseph stieg ab. Ich dachte, er würde zum Mast hinübergehen, aber er stand nur da, völlig ruhig, und

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