Sternenzauber
frischen Packung Cornflakes gesucht und hab wohl vergessen, den Riegel vorzuschieben. Frettchen sind unverbesserliche Räuber und Suggs gehört zu den Meisterdieben. Hat er schlimme Unordnung angerichtet, musstest du hinter ihm herputzen?«
»Beides ja, war aber nicht schlimm. Allerdings wollte er sich nur ungern von der Fischpaste trennen.«
»Ja, auf Fischpaste ist er ganz versessen.« Guy grinste. »Ebenso wie auf Hühnerpaste und Rinderpaste und Krabbenpaste. Wir kaufen das Zeug en gros extra für ihn und vermischen es mit seinem normalen gesunden Frettchenfutter, das er ziemlich langweilig findet, solange keine Geschmacksverstärker und künstlichen Aromen mit drin sind. Junkfood frisst er am allerliebsten und macht dabei immer eine schreckliche Sauerei.«
Klingt ganz nach mir, dachte Clemmie und wünschte sich von tiefstem Herzen, mit Suggs tauschen zu können, als sie sah, wie er an Guys Hals schnüffelte. Dann wechselte sie gedanklich schnell das Gleis, richtete Syds Botschaft aus, erklärte, dass YaYa und sie eine plötzliche Flut von Anfragen entgegengenommen hatten, während sie die Listen auf Guys Werkbank ausbreitete.
»Tut mir leid, ich hätte meinen Terminkalender im Büro lassen sollen.« Guy setzte Suggs ab und trat an die Werkbank. »Lass mal sehen.«
Während er die Listen mit seinem Kalender verglich, beäugte Clemmie begehrlich die chemischen Mixturen. Ihr erster Impuls war natürlich, Guy zu beäugen, doch da das ziemlich zwecklos war, wollte sie es sich abgewöhnen. Allmählich.
Auf den Behältern in den Regalen standen all die magischen Namen, die Clemmies Fantasie von jeher beflügelt hatten: Strontiumsalze, Lithium, Kalzium, Natrium-Verbindungen, Kupfer, Titan, Magnesium. Zudem waren da leere Mörser und Zündschnüre und große Säcke mit Holzkohle – das unentbehrliche schwarze Pulver, ohne das kein Feuerwerk möglich war.
»Braust du gerade etwas zusammen?«
Zu gern hätte sie die kleinen Löffel zur Hand genommen und auf den Waagschalen eine Mischung abgemessen. Sie betrachtete die Reagenzgläser, die neben dem aufgeschlagenen Exemplar von Allbards Magische Mittelalterliche Alchemie auf der
Werkbank standen. Versuchte Guy, ein geheimnisvolles altes Feuerwerk herzustellen? »Aber ja! Ist das ein Rezept nach dem Buch? Ach nein, zu modern – Strontium und Lithium ergeben Rot – aus Kalzium wird Orange – ah, und Natrium für Gelb. Eine fantastische Kombination! Das wird aussehen wie eine Supernova!«
Guy unterbrach den Abgleich der Listen und sah sie an, sein Blick war hart wie Stahl. »Nur weiter.«
»Äh …« Clemmie ruderte in Gedanken zurück. »Ja, nun – ich meine, ich vermute natürlich nur, dass es so aussehen würde, ähem, ich meine …«
»Zu spät.« Guy klopfte mit dem Stift auf seinen Terminkalender. »Wenn du dich nicht früher schon mit Pyrotechnik beschäftigt hättest, wüsstest du nie im Leben die Namen der Bestandteile, geschweige denn, welche Kombinationen welche Farben ergeben. Ich weiß, du hast gesagt, du stehst auf Feuerwerke und warst in der Schule gut in Naturwissenschaften, aber das hier geht weit darüber hinaus. Ich denke, du schuldest mir eine Erklärung – zum Beispiel, für welche Firma du arbeitest? Wer dich hergeschickt hat? Wie viele Informationen du über meinen Betrieb schon weitergegeben hast? Und wie lange du brauchst, um deine Sachen zu packen.«
Clemmie stöhnte. »So ist es ganz und gar nicht. Ehrlich. Ich arbeite wirklich nicht für eine andere Feuerwerksfirma. Glaub doch bitte nicht, ich wäre eine Spionin. Es ist nur …«
»Nur was?« Guys Stimme war so stählern wie der stürmische Oktoberhimmel. »Nur was, Clemmie?«
Sie zuckte die Achseln. Den Job war sie jetzt wahrscheinlich sowieso los, doch sie fände es unerträglich, wenn Guy sie für einen Maulwurf hielte. »Schau, YaYa war nicht die Einzige, die bei dem Vorstellungsgespräch mit manchem hinterm Berg gehalten hat – aber ich schwöre dir, ich wusste wirklich nicht,
dass es um einen Job in deiner Firma ging. Ich hatte überhaupt keine Ahnung, um was für einen Betrieb es sich handelt. Sie sagte, ihr wärt Partyveranstalter und da wollte ich ihr nur deshalb nicht alles erzählen, damit sie mich nicht für überqualifiziert hielte.«
Guys Gesicht zeigte keinerlei Regung. Suggs kletterte auf einen der Kohlesäcke, rollte sich zusammen und beobachtete sie spöttisch mit einem Auge.
»Ach, tatsächlich?« Guys Stimme klang immer noch kalt. »Inwiefern denn
Weitere Kostenlose Bücher