Sternenzauber
Daragh noch nie anders als leicht angeschmuddelt gesehen, und die Mädchen liefen tagein, tagaus in Jeans und Stiefeln herum. Unmöglich sich vorzustellen, wie Daragh in einem Kilt oder Poppy Scarlet und Iris Blue in sittsamen Reifröcken aussehen würden.
»Eine kluge Entscheidung.« Die Boutiquebesitzerin winkte Jemima samt dem elfenbeinfarbenen Perlenkleid in eine Kabine. »Sie können sich gar nicht vorstellen, was für Wutanfälle manche engelsgesichtigen Püppchen hier schon aufgeführt haben, als sie in ihren Kleidern nicht genauso aussahen wie Britney Spears. Nun wollen wir mal sehen, wie das passt. Dann können ihre reifen Brautjungfern vielleicht nach farblich entsprechenden Ensembles Ausschau halten.«
Maddy und Suzy tauschten belustigte Blicke aus, verkniffen es sich aber, erneut über die gekünstelte Ausdrucksweise zu kichern, und ließen sich vor den Kabinen auf gold- und cremefarbenen Stühlen im Queen-Anne-Stil nieder.
»Diese Umgebung stimmt mich ganz nostalgisch«, murmelte Maddy. »Es kommt mir vor, als läge meine Hochzeit mit Drew erst fünf Minuten zurück. Es war der schönste Tag meines Lebens. Die Zeit ist wie im Flug vergangen.«
Suzy nickte. Maddy und Drew waren noch immer völlig vernarrt ineinander und lebten nach wie vor auf dem wunderschönen weitläufigen Gestüt Peapods, wo Drew nun einer der führenden Rennpferdetrainer des Landes war. Maddy und Drew blickten auf segensreiche acht Jahre zurück: Sie hatten einander, einen gut gehenden Betrieb, eine Arbeit, die sie gerne machten, eine Menagerie heiß geliebter Tiere, drei wunderbare Kinder...
Und was hatte sie? Ehrlich gesagt nicht viel. Wie sehr hatte
sich ihr Leben doch verändert, seit Drew und Maddy geheiratet hatten. Natürlich war da der Unfall gewesen – ein harter Sturz beim ersten Rennen in Ascot, ihr Pferd war gestolpert und hatte sie abgeworfen, während ihr rechter Fuß im Steigbügel hängen geblieben war, dann war es in den Zaun getaumelt und schließlich auf sie gestürzt – und danach war nichts mehr wie zuvor gewesen.
Aber sie war schließlich selbst schuld. Nicht an dem Sturz, aber daran, dass sie so hoch hinausgewollt hatte, dass sie ehrgeizig, verbissen, besessen und entschlossen gewesen war, die beste Jockette im ganzen Land zu werden, nicht nur ebenso gut wie die Männer, sondern noch besser. Ihrem Ehrgeiz zuliebe hatte sie Milton St. John und Maddy und Drew und all ihre Freunde verlassen. Und aus denselben Gründen hatte sie auch Luke verlassen. Ihre Karriere war ihr wichtiger gewesen als Luke Delaney – und das war sie teuer zu stehen gekommen.
Suzy schluckte. Noch immer erinnerte sie sich nicht an den Schmerz, als ihr Bein unter dem halbtonnenschweren Gewicht des in Panik geratenen Tiers zermalmt worden war, sondern nur an ihre Angst, dass dem Pferd etwas passiert sein könnte. Sie hatte gewusst, dass ihr Bein sicher an mehreren Stellen gebrochen war, aber menschliche Glieder heilten wieder. Bei Pferden hingegen war das nur selten der Fall.
Doch dem Pferd war nichts passiert. Es lief immer noch Rennen. Sie selbst aber hatte seit jenem Tag beruflich kein Pferd mehr geritten. Sie arbeitete nun für Drew, als seine Sekretärin, organisierte effizient den täglichen Ablauf auf Peapods, verwaltete die Termine für seine Pferde und Jockeys und gab sich allergrößte Mühe, sich nicht zu grämen, dass nicht sie es war, die in Epsom oder Haydock oder Doncaster oder Cheltenham ritt.
»Suzy?« Maddy beugte sich zu ihr. »Geht es dir gut?«
»Bestens – ich dachte nur gerade … an deine Hochzeit, wie schön die Feier war und was für ein Glück du hattest. Jemima und Charlie werden jetzt bestimmt ebenso glücklich werden wie du und Drew.«
Maddy umarmte sie. »Ja, bestimmt. Und eines Tages auch du. Du bist ja noch jung. Wie viele Männer hast du eigentlich abblitzen lassen, seit …«
»Jede Menge«, seufzte Suzy. »Es war eben nicht der Richtige dabei.«
Mad hatte natürlich Recht. Sie war noch jung. Eines Tages würde sie vielleicht mit ihrer Mutter in einem Geschäft wie diesem ein Brautkleid aussuchen. Sie konnte es sich bildlich vorstellen, sah Poppy Scarlet und Iris Blue als Brautjungfern und ihren Vater, der sich im Anzug unbehaglich fühlte, wie er ihren Arm nahm, sie den Mittelgang der Kirche entlangführte und dabei ganz langsam ging, wegen ihres Beins … Ach ja, sie sah alles vor sich. Nur das Gesicht ihres Bräutigams konnte sie seltsamerweise nicht sehen. Denn, musste sie sich
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