Sternenzauber
eingestehen, der einzige Mann, den sie je hatte heiraten wollen, war Luke Delaney. Und der war nun unerreichbar.
Beide saßen nun wieder schweigend da, und Maddy blätterte in einigen gefällig platzierten Katalogen für Brautmoden, wahrscheinlich in der Hoffnung irgendetwas zu finden, dem sich Poppy und Iris nicht von vorneherein verweigern würden.
»Ach schau mal, dieses Perlenhalsband mit den passenden Ohrringen – würde das nicht hübsch zu Jemimas Kleid passen? Ich zeige es ihr mal eben.«
Als Maddy durch den Teppich zur Kabine watete, öffnete sich die Ladentür und eine große schlanke junge Frau im langen schwarzen Mantel mit dunkelroter Mähne spähte in die Boutique.
»Verzeihung – ich suche Jemima Carlisle.«
»Sie ist bei der Anprobe.« Suzy lächelte. »Sind Sie die Feuerwerksfrau, mit der sie sich hier treffen wollte?«
»Bin ich, ja. Clemmie Coddle.«
»Suzy Beckett. Eine von Jemimas und Charlies Brautjungfern. Setzen Sie sich doch bitte und leisten Sie mir Gesellschaft. Sie wird sicher bald kommen.«
»Danke.« Clemmie hockte sich auf die Vorderkante des fragilen Stuhls, den Maddy freigemacht hatte, und sah sich um. »Ach, das ist ja herrlich hier. Selbst wenn man keine Hochzeitspläne hat, lenkt es die Gedanken doch sofort in diese Richtung, finden Sie nicht?«
Suzy nickte. »Ich war vor meinem geistigen Auge fast schon dabei, meine eigene Hochzeit zu planen – dabei habe ich gar nicht vor, zu heiraten.«
Clemmie schmunzelte. »Ich auch nicht. Aber ich verstehe, was Sie meinen. Ich könnte mich in diesen Kleidern vor Wonne wälzen.«
»Genau! Und dabei mag ich eigentlich gar keine Festkleider. Muss eine Art Heiratsfieber sein.«
Bevor sie noch etwas sagen konnten, betraten weitere Kunden in Hochzeitsvorbereitung die Boutique, die Mutter der Braut gab offenbar den Ton an und schwenkte bereits eine Einkaufsliste. Ihre Tochter, eine kleine graue Maus, kam zögernd und verlegen dreinblickend hinterher. Eine andere Verkäuferin stürzte sich auf die beiden, besah sich die Liste, nickte dann, lächelte und winkte sie zu einer Reihe pinkfarbener Aschenputtel-Ballkleider.
»Wenn diese Jordan so was kriegen konnte«, sagte die Mutter der Braut, »soll meine Natalie das auch haben. Wir wollen den ganzen Firlefanz – rosa Krone, rosa Zauberstab, rosa Tauben, rosa Pferde, rosa Kutsche, rosa Was-auch-immer.«
Suzy fing Clemmies Blick auf und unterdrückte ein Kichern.
Clemmie prustete verhalten. »Sorry – ich sollte wirklich nicht lachen -, aber irgendwie kann ich mir vorstellen, dass meine Mutter auch ein bisschen so wäre. Sie ist der liebenswerteste Mensch der Welt, aber wahrscheinlich verwandelt man sich bei der Hochzeit seiner Tochter in ein herrschsüchtiges Ungeheuer.«
»Gut möglich.« Suzy nickte. »Als meine Schwester Maddy geheiratet hat, hat meine Mum sich bis zur Erschöpfung verausgabt, damit es auch ja die Hochzeit des Jahres wird. Jemima kann von Glück reden, dass ihre Mutter sich vornehm zurückhält.«
Sie lächelten einander an und versanken dann in träumerisches Schweigen.
Luke hatte Suzy nach dem Unfall besuchen wollen. Jeden Tag. So hatte man ihr im Krankenhaus erzählt. Aber sie hatte sich geweigert, ihn zu empfangen. Sie hatte sein Mitleid nicht gewollt. Sie hatte ihm das Herz gebrochen und ihn verlassen. Ihr waren Ruhm und Reichtum wichtiger gewesen als er. Und sie hatte gedacht, dass er sicher nur zurückkäme, weil sie ihm leidtat.
Er hatte Briefe geschrieben und angerufen und Mails geschickt und SMS, aber sie hatte auch das alles ignoriert und schließlich hatte er aufgegeben. Seit sechs Jahren hatte sie nun von Luke Delaney nichts mehr gehört; obwohl sie seine Karriere natürlich verfolgt hatte. Er hatte vor all den Jahren Frankie Dettori, den jüngsten, attraktivsten, charismatischsten und talentiertesten Jockey der ganzen Rennbahn fast in Grund und Boden geritten. Dann war er aus Berkshire fortgegangen und sich nicht minder erfolgreich bei Pferderennen in Hong Kong und Amerika behauptet, wo er sich dann in Kentucky niedergelassen und vor vier Jahren die Tochter seines Trainers geheiratet hatte.
»Oh, wow!« Als der Kabinenvorhang aufgezogen wurde,
stupste Clemmie Suzy an und holte sie schlagartig wieder ins Hier und Jetzt. »Ist das Jemima? Sie sieht aus wie ein Topmodel!«
Suzy bekam einen Frosch im Hals, als Jemima hinter dem Vorhang hervortrat. Bahnen elfenbeinfarbenen Satins umschmeichelten ihre wunderbare Figur, glänzende Perlen funkelten in
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