Sternenzauber
pittoresker Cottages und gelber Backsteinhäuser an beiden Ufern eines breiten dunklen Flusses betrachtete, der kristallklar durch sein torfiges Bett strömte. Aus den Obstgärten und Wäldern, die das Dorf umgaben und vor den größten Unbilden der Witterung schützten, zogen sich spätherbstliche Farbtupfer an den Hügeln der Downs empor.
»Ich hätte gedacht, hier wäre alles voller Rennpferde«, sagte Guy und spähte enttäuscht die verlassene Straße entlang. »All diese großen Gebäude sind wahrscheinlich Rennställe. Nach welchem suchen wir?«
»Peapods. In einer Kurve auf der linken Seite – vor den Geschäften
und dem Pub – das wäre dann – hier! Ups, entschuldige – das kam wohl ein bisschen spät.«
»Nein, ich gewöhne mich allmählich an deine Navigationsmethoden. Wenigstens müssen wir nicht wieder rechts abbiegen.«
Clemmie streckte ihm die Zunge raus.
Guy fuhr den BMW auf den makellos gekiesten Hof, der an drei Seiten von halbtürigen Boxen umgeben war, aus denen Pferde sie mit feuchten Samtaugen neugierig beobachteten.
»Sind sie nicht wunderschön? Ob ich sie mir später wohl mal näher ansehen kann? Äh, ach so – wir suchen die Stallwohnung.« Clemmie sah auf das Blatt Papier auf ihrem Schoß. »Durch das Uhrtor, am Hauptgebäude vorbei – ach, ist das nicht herrlich? All der schöne wilde Wein! – und dann da drüben rechts.«
»Dein Orientierungssinn wird immer besser«, erklärte Guy, als er den BMW parkte. »Hast du alles, was wir brauchen?«
»Jawohl.« Clemmie schnallte sich ab, raffte die Faltblätter, Broschüren und Preislisten von The Gunpowder Plot zusammen und überließ Guy den Laptop. »Jemima erwartet uns offenbar schon.«
Jemima, in einem langen pastellfarben geblümten Laura-Ashley-Kleid, das seidige Haar hinter die Ohren geklemmt, blinzelte kurzsichtig aus dem ebenerdigen Eingang zur Stallwohnung.
»Clemmie!« Sie winkte. »Wie schön, Sie wiederzusehen!«
»Jemima Carlisle?«, fragte Guy und streckte ihr die Hand entgegen. »Ich bin Guy Devlin von The Gunpowder Plot . Freut mich, Sie kennen zu lernen.«
»Ebenfalls. Vielen Dank, dass Sie alles so rasch zusammengestellt haben. Clemmie war wirklich effektiv.«
»Das glaube ich gern. Sie ist ein echtes Ass.« Guy und Clemmie
folgten Jemima eine polierte Holztreppe hinauf zur Stallwohnung.
»Tut mir leid, dass ich so eulenhaft geblinzelt habe«, sagte sie über die Schulter hinweg. »Ich sollte eigentlich eine Brille tragen, aber ich wollte für die Hochzeit Kontaktlinsen ausprobieren und hab sie verloren … schon wieder. Hier entlang.«
Die Wohnung, die sich offenbar über die ganze Länge des zweiten kleineren Hofes erstreckte und über einem älteren Stallgebäude errichtet worden war, war weiträumig, hell, luftig und ziemlich unordentlich. Clemmie fand es herrlich. Von einem Fenster hatte man eine tolle Aussicht auf die Downs, von einem anderen auf den Hof von Peapods und vom dritten auf die Häuser von Milton St. John.
»Charlie wird sicher gleich kommen«, sagte Jemima, setzte ihre Brille auf und sah gleich zufriedener aus. »Er hat gerade eine Prellung an einem Bein.«
»Oje«, meinte Clemmie und wandte sich vom Fenster ab. »Hoffentlich geht es ihm bis zur Hochzeit wieder gut.«
»Es geht nicht um sein Bein«, sagte Jemima rasch. »Sondern um ein Pferdebein. Und ehe Sie fragen, das Schwimmbassin ist leider auch nicht für Menschen: Nur die Pferde bekommen hier den Sieben-Sterne-Service.«
»Ach so.« Clemmie merkte, dass Guy breit grinste, und wich seinem Blick aus, um nicht laut loszukichern. »Tut mir leid, fachlich verstehe ich gar nichts von Pferden.«
»Das ging mir auch so, als ich hierherkam«, sagte Jemima. »Aber man lernt es schnell. Ach, Entschuldigung – ich plaudere, und Sie haben sicher viel zu tun. Was soll ich machen?«
»Gar nichts«, antwortete Guy freundlich. »Zumindest jetzt noch nicht. Lassen Sie mich erst mal den Computer hochfahren, dann kann ich Ihnen zeigen, was ich mir überlegt habe, um die Details, die Sie Clemmie genannt haben, zu einem Feuerwerk
zusammenzufügen, und dann können Sie alle noch offenen Fragen stellen.«
»Sehr schön – ich habe meine guten Manieren übrigens noch nicht ganz vergessen. Meine Freundin Suzy ist in der Küche und macht Kaffee«, sagte Jemima. »Clemmie hat sie ja in Newbury schon kennen gelernt. Sie ist eine meiner Brautjungfern und ich dachte, sie könnte uns vielleicht behilflich sein.« Sie lächelte verträumt. »Ich bin
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