Sternenzauber
den älteren Damen, die damals als junge hübsche Mädchen in den Jüngling Max Angel verliebt gewesen waren und noch lange nicht an ihre eigene endliche Sterblichkeit gedacht, sondern in jenem langen heißen Sommer nichts anderes im Sinn gehabt hatten, als ihn zu küssen, mit ihm zu lachen und ihn zu lieben.
Sie schauderte. Liebe Güte, sie könnte nicht als Bestatterin arbeiten. Wie in aller Welt hielten die das aus?
»… und«, schloss Constance, »soweit ich das überschaue, holen wir am Tag nach der Trauerfeier seine Asche vom Krematorium, Sie übernehmen die Urne hier bei uns und packen die Asche in eine nach den Vorgaben in diesem Anwaltsbrief gebaute Rakete, bringen diese wieder zu uns … und dann soll sein sozusagen finaler Countdown um Mitternacht am Gipfel des Hassocks Hill stattfinden.«
YaYa hatte sich Notizen gemacht. »Das klingt alles ganz klar und eindeutig, Ms Motion. Was die Terminplanung betrifft, so könnten wir die Asche am neunundzwanzigsten November morgens abholen, seine Rakete vorschriftsgemäß anfertigen und dann den seligen Max am Abend des dreißigsten ins Weltall schicken.«
»Ich muss schon bitten! Sie spotten doch nicht etwa über die Bestattungswünsche des Verstorbenen?« Constance strafte solche Leichtfertigkeit mit strengem Blick. »In dem Fall muss ich Sie doch darauf hinweisen, dass der Tod kein Thema für frivole Scherze ist!«
»Tut mir leid – das war weder frivol noch pietätlos gemeint.« YaYa schaute angemessen zerknirscht. »Nur ein Anflug von Galgenhumor, um die Begräbnisstimmung etwas aufzulockern. Immerhin ist es ja nicht gerade üblich, seine Asche gen Himmel schießen zu lassen, oder?«
»Eher nicht«, räumte Constance ein und drückte an ihren steifen Drahtlocken herum. »Ach, und wir, die Begräbnisorganisatoren, müssen bei der, äh, Verabschiedung natürlich zugegen sein. Der Anwalt hat uns genaue Anweisungen gegeben, was die juristischen Aspekte des Ganzen betrifft. Hier ist noch ein separates Schreiben von ihm, wie der Abend des Raketenabschusses zu gestalten ist. Nehmen Sie es besser mit.«
Constance und YaYa sprachen noch eine Weile über Kosten, Logistik und Zeitplanung, während Clemmie in einen angenehmen, wenngleich zwecklosen Tagtraum abdriftete, der von ihr und Guy auf einem Bärenfell vor einem lodernden Kaminfeuer handelte.
»Vielen Dank, Ms Motion.« YaYa stand auf, räkelte sich kurz schlangengleich in ihrem engen lila Wollkleid und schüttelte der leicht schockiert aussehenden Constance die Hand. »Wir werden die Einzelheiten im Büro notieren, besprechen alles mit Mr Devlin und melden uns wieder bei Ihnen, sobald alles organisiert ist. Komm jetzt, Clemmie, Zeit zu gehen.«
Clemmies Fantasie verblasste. Sie lächelte verträumt und stand auf.
»Ooh!« YaYa schauderte, als sich die Tür des Bestattungsunternehmens hinter ihnen schloss und sie durch die Kälte eilten,
um im Geländewagen von Suggs begeistert begrüßt zu werden. »Mir war, als würde ich am Rand meines eigenen Grabes stehen. Das war ja obergruselig. Und so traurig.«
»Fand ich auch«, stimmte Clemmie zu und knuddelte Suggs ganz fest. »Mir wären da drin fast die Tränen gekommen. Gott sei Dank arbeiten wir in einer Branche, in der wir die Leute glücklich machen und mit Leben und Frohsinn und Partys und Festen und Hochzeiten zu tun haben.«
»Und jetzt auch mit Beerdigungen«, erinnerte YaYa und steuerte ins Zentrum von Hazy Hassocks. »Ich finde, wir haben uns eine kleine Belohnung verdient, meinst du nicht?«
»Absolut«, antwortete Clemmie und sah augenblicklich die Tabletts mit cremigen Sahnetorten in der Konditorei Patsys Pantry vor sich, die gleich um die Ecke an der Hauptstraße lag. »Woran dachtest du?«
»Solange Guy weg ist, aber Helen von der dunklen Seite der Macht mit Kacki, Kotzi, Rotz und Ratte noch nicht, sollten wir uns eine kleine Aufheiterung gönnen. Hast du morgen Abend Zeit?«
»Ja, ich glaube schon.« Die Cremetorten rückten in weite Ferne. »Warum?«
»Weil«, YaYa zündete sich eine Zigarette an, »ein paar meiner Freundinnen im Rinky Dink eine Sohle aufs Parkett legen. Du hast doch gesagt, du hättest noch nie eine richtige Travestieshow gesehen. Wie wär’s? Nur du und ich?«
Ach du liebes Lottchen …
Suggs musterte sie ernsthaft, dann nickte er mit dem Kopf und knabberte an ihrem Kinn.
»Okay«, stimmte Clemmie zu. »Abgemacht. Gerne. Ich freu mich schon drauf.«
17. Kapitel
W o bitte gehst du hin?«, fragte Phoebe, die in
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