Sternenzitadelle
Hand Miha-Hyts.
»Entschuldigt die Verspätung, aber unsere Techniker hatten Probleme, das Sicherheitssystem auszuschalten«, sagte die Adelige höflich, als sie Shari die Kugeln geben wollte.
»Hier das Versprochene. Und somit hoffen wir auf gute Zusammenarbeit.«
Jek starrte die Kugeln in der geschrumpften Hand Miha-Hyts an. Doch irgendetwas, vielleicht eine Intuition raubte ihm jede Freude. Ihm schien, als würde von diesen beiden Kugeln eine diabolische Kraft ausgehen. Er warf Shari einen kurzen Blick zu und sah, dass es dem Mahdi genauso erging.
»Wollt Ihr sie nicht an Euch nehmen?«, fragte Miha-Hyt und deutete mit einer Bewegung des Kinns auf die junge Frau, die hinter ihr stand.
»Irritiert Euch vielleicht diese junge Person? Wir waren derart mit unserem Vorhaben beschäftigt, dass ich meine guten Manieren vergessen habe. Darf ich Euch Irka-Hyt vorstellen, die jüngste Tochter meines Bruders Guntri. Sie wollte Euch unbedingt kennenlernen.«
Irka-Hyt war in einen schwarzen, mit silbernen Ärmelaufschlägen verzierten Colancor gekleidet und trug darüber einen taillierten Mantel. Ein einziger langer blauer Zopf ringelte sich einer Schlange gleich um ihre leuchtende Wasserkrone. Sie verneigte sich mit einer fließenden Bewegung und außerordentlicher Grazie vor den Gästen.
»Irka-Hyt hat nur einen einzigen Fehler«, fuhr Miha-Hyt fort. »Ihre Jugend und ihr ungestümer Charakter verleiten sie zu Indiskretionen, die uns manchmal in peinliche Situationen bringen. Aber sie ist uns auch von großem Nutzen, denn der Imperator liebt ihre Spontanität und lädt sie oft zu seinen Soireen ein. Dadurch ist sie zu unserer wichtigsten Informationsquelle im Palast des Herrschers geworden.«
»Ihr bringt mich jetzt in eine peinliche Situation, meine Tante«, sagte die junge Frau leise.
Sie war einen halben Kopf größer als Miha-Hyt und ihre Brüder. Trotz ihrer Schönheit lag eine dunkle Aura wie ein Schatten über ihr – wahrscheinlich die Wirkung des ständigen Gebrauchs der Mikrostasen.
»Wollt Ihr die Codes nicht endlich an Euch nehmen? Ich kann meinen Arm nicht länger ausstrecken, und …«
Plötzlicher Lärm unterbrach ihre Worte; ein dumpfes Geräusch, das wie das Fallen eines Körpers klang. Dann roch es nach verbranntem Fleisch in der parfümierten Luft des Zimmers. Shari drehte sich zu Jek um und bedeutete ihm mit einer Geste, sich für den Transfer bereitzumachen.
Die Tür wurde aufgestoßen und eine junge Frau stürmte in den Raum, eine noch rauchende Waffe in der Hand, die sie auf die Mars’ richtete. Ihre Augen glühten, doch ihr Gesicht war bleich, drückte aber eine wilde Entschlossenheit aus.
Jek rief das Antra herbei, schon sah er den Weg des Lichts.
»Rühren Sie die Codes nicht an!«, schrie die junge Frau. »Das sind kryogenisierende Minibomben!«
»Sind Sie verrückt?«, sagte Guntri de Mars und ging auf sie zu. »Was erlauben Sie sich?«
»Haltet den Mund, Sieur de Mars, oder ich töte Euch! Und Ihr, Hauptmann, rührt Euch nicht vom Fleck!«
Durch den Befehlston der jungen Frau eingeschüchtert, gehorchten die beiden Männer. Sie war Osgoritin, wahrscheinlich Mitglied einer Untergrundbewegung, und die Reaktionen solcher Paritolen waren unberechenbar und daher besonders gefährlich.
Sie ging zu Shari und sah ihn eindringlich an. »Der Seneschall Harkot trägt alle vier Codes bei sich. In der Innentasche seines Kapuzenmantels …«, sagte sie mit ruhiger Stimme, in die sie ihre ganze Überzeugungskraft gelegt hatte.
»Der Muffi …«
Mehr konnte sie nicht sagen. Ein heller Strahl traf sie in den Rücken. Sie ließ ihre Waffe fallen und stolperte ein paar Schritte vorwärts, ehe sie zusammenbrach.
Die beiden falschen Codes explodierten im selben Augenblick in Miha-Hyts Hand, und der Geruch nach dem kryogenisierenden Gas verbreitete sich im Raum.
ZWÖLFTES KAPITEL
Höre meine Geschichte, o Passant, du der von meinem Gesicht nichts als eine weiße und tragische Maske siehst. Vielleicht glaubst du, ich verberge es, weil ich eine Untat begangen habe? Vielleicht hältst du mich für einen Verbrecher, der von den Ordnungshütern auf allen Planeten gesucht wird? Vielleicht vermutest du in mir einen verabscheuungswürdigen Kinderschänder oder Menschenhändler? Vielleicht denkst du, ich müsste den Tod am Feuerkreuz sterben oder gepfählt werden? Doch du bist weit von der Wahrheit entfernt, denn in deinen schlimmsten Träumen könntest du dir nicht vorstellen, wie miserabel mein
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