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Sternenzitadelle

Sternenzitadelle

Titel: Sternenzitadelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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beobachtete zerstreut einen radschlagenden Pfau. Nicht Menschenliebe trieb die Mars-Geschwister zum Handeln, sondern maßloser Ehrgeiz und Machtgier. Unter dem Einfluss ihrer Drogen, den Mikrostasen, wollten sie eine dem Okkultismus verpflichtete Regierung etablieren, die ebenso wie die Kreuzler und die Scaythen der In-Creatur Tür und Tor öffnete.
    »Was haltet Ihr von unserem Vorschlag?«, fragte Miha-Hyt.
    »Da Ihr den Namen des künftigen Herrschers noch geheim
halten wollt, werde ich Euch erst auf Eure Frage antworten, wenn Ihr mir die beiden letzten Codes übergeben habt«, sagte Shari.
    Er hatte sich bereits entschieden, war aber momentan nicht in der Lage, das Angebot abzulehnen, umso weniger, weil er nicht wusste, ob er bereits fähig sein würde, jetzt eine psychokinetische Reise zu machen. Auch hätte er mit Jek zu den Inddikischen Annalen zurückkehren müssen, um die Codes zu lokalisieren. Das allein hätte ein unkalkulierbares Risiko bedeutet, zu spät nach Syracusa zurückzukommen, um ihre vier Freunde wieder zum Leben erwecken zu können.
    »Da muss ich Euch Recht geben«, entgegnete Miha-Hyt. »Wenn wir unsere Effizienz bewiesen haben, wird es Euch nicht schwerfallen, für unsere gerechte Sache zu kämpfen. In zwei Stunden werdet Ihr die Codes haben.«
     
    Alezaïa konnte sich dunkler Vorahnungen nicht erwehren. Sie hatte ihren Untergebenen in der Altstadt Romantigua treffen wollen, aber er war nicht erschienen.
    Ehe sie ihren Dienst bei den Blaurenaar antrat – der einzig darin bestand, sich um Sieur Patriz zu kümmern –, rief sie ihren Vorgesetzten über Notruf an.
    »Wahrscheinlich hat er ein Problem mit der Mars-Familie«, vermutete der Mann. »Denn er hat die jüngste Tochter von Guntri de Mars ausgequetscht, eine völlig Verrückte, und diese Leute mögen es nicht, wenn man seine Nase in ihre Angelegenheiten steckt.«
    »Was ist das für ein Problem?«
    »Ich fürchte, ein großes, das er kaum überleben wird«, antwortete der Mann nach einigem Zögern.
    Alezaïa biss sich auf die Lippen, bis sie bluteten. Trotzdem
musste sie weinen. Passanten warfen ihr böse Blicke zu. Sie waren empört, dass sich ein menschliches Wesen derart gehen lassen konnte.
    »Sie werden also seine Aufgabe übernehmen«, fuhr der Mann fort. »Erfinden Sie einen Vorwand, und begeben Sie sich zu der Residenz der Mars’. Dort informieren Sie die beiden Krieger der Stille, dass der Seneschall die vier richtigen Codes ständig bei sich trägt. Sie müssen schnell handeln, noch vor der Zweiten Dämmerung.«
    Alezaïa nickte automatisch. Sie hatte das Gefühl zu ersticken und konnte keine Ordnung in ihre Gedanken bringen. Zwar kannte sie nicht einmal den Namen ihres Untergebenen im Netz, doch sein Verschwinden bedeutete für sie den Weltuntergang; es war der Verlust aller ihrer Illusionen. Nie würde sie sich verzeihen können, ihn während ihres letzten Gesprächs so schlecht behandelt zu haben.
    »Ich gebe Ihnen jetzt die Koordinaten und den Zutritts-Code zu der geheimen Residenz der Mars’ …«
    Sie hörte die Angaben wie durch einen Nebel.
    »Unterbrechen Sie jetzt den Kontakt, aber informieren Sie mich so oft wie möglich. Wir schicken Mitarbeiter an alle relevanten Örtlichkeiten, um Sie zu unterstützen. Viel Glück.«
    Zutiefst traurig und verstört ging Alezaïa zum Stadtpalais der Blaurenaars. Diese neue Mission entband sie nicht von ihrer täglichen Pflicht. Sie konnte es sich nicht leisten, Patriz de Blaurenaar zu vernachlässigen, war er doch die wichtigste Quelle ihrer Informationen.
    Sie betrat das Haus durch eine Geheimtür mit einer Codenummer, die nur sie kannte, und ging sofort in Patriz’ Gemächer. Er lag nackt auf seinem Bett und erwartete sie, in seinen Augen dieses verräterische Glänzen. Er stand
unter dem Einfluss von Megastasen, einer Droge, ohne die er keine Erektion bekommen hätte.
    Alezaïa zog sich schnell im Badezimmer aus, schlüpfte in den Morgenmantel der Gemahlin ihres Liebhabers und legte sich neben ihn. Nur mit Widerwillen ertrug sie den schlaffen, warmen Körper dieses etwa sechzigjährigen Mannes, dessen Haut einen süßlichen Geruch ausströmte, von dem ihr fast übel wurde. Als seine, wie üblich, täppischen Bemühungen ihm einen bescheidenen Orgasmus verschafften, sackte er erschöpft über ihr zusammen. Tränen traten ihr in die Augen, als sie ihn von sich stieß.
    »Tut mir leid«, murmelte er schläfrig, »aber ich bin heute nicht in Form.«
    Alezaïa schwieg. Es

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