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Sternenzitadelle

Sternenzitadelle

Titel: Sternenzitadelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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eine ziemliche Aufregung, wie er an den Rufen der grauweißen, umherlaufenden Männer erkannte. Ihm fiel ein, dass er sich nicht im Bischöflichen Palast hatte rematerialisieren können und ahnte, dass er in eine Falle geraten war, wahrscheinlich in ein Mannschaftsquartier der Pritiv-Söldner. Denn diese grauen Flecken waren ihre Uniformen und die weißen ihre Masken.
    Wieder versuchte er aufzustehen, aber er konnte nur mühsam seinen Oberkörper aufrichten. Etwa zehn Söldner standen um ihn herum. Aus den hochgeschobenen Ärmeln ihrer Overalls glänzten die in die Haut implantierten Schienen ihrer Wurfmaschinen.
    Langsam gewöhnten sich seine Augen an das Halbdunkel. Blaues Licht fiel durch schmale kleine Dachfenster. Der große Saal erinnerte ihn in seiner strengen Funktionalität an die Unterrichtsräume des Klosters auf Selp Dik. Er war nur mit einem Tisch und an drei Wänden stehenden schmalen Bänken möbliert. An den weißen Wänden hingen antike Waffen: Lanzen, Schwerter, Säbel und Schilde.
    Sekundenlang glaubte Whu, das Rauschen des Meeres der Feen von Albar und das Kreischen der Möwen zu hören, bis die Stille von Schritten unterbrochen wurde, dem Geräusch mit Eisen beschlagener Schuhsohlen auf Stein.

    Ein ganz in Schwarz gekleideter Mann kam auf ihn zu – ein Ovate, ein Offizier der Pritiv-Söldner – und trat ihm brutal in die Rippen. Heftiger Schmerz schoss durch Whus Oberkörper, er schmeckte Blut im Mund. Noch empfand er die ganze Szene als irreal, er wehrte sich nicht, sondern krümmte sich zusammen und versuchte trotz der Schmerzen, ruhig zu atmen.
    »Komm wieder zu dir!«, sagte der Mann, mit einer durch die Maske verzerrten Stimme. »Wir wollen wissen, was du im Bischöflichen Palast zu suchen hast …«
    Whu musste Zeit gewinnen, um das Xui in sich wieder herzustellen, um wieder in Kontakt mit der Urenergie zu treten. Er stieß einen wimmernden Seufzer aus und bemühte sich gleichzeitig um innere Ruhe.
    Die Stiefelspitze traf ihn dieses Mal zwischen den Schulterblättern. Er ignorierte den Schmerz, wie er es während seiner Exerzitien im Kloster Selp Dik gelernt hatte.
    »Steh auf, dreckiger Terrorist!«, schrie der Ovate und trat den Ritter ins Genick.
    »Los, hoch! Du wirst dem Tribunal der Heiligen Inquisition überstellt!«
    Whus vitale Energie und seine Fähigkeit, klar zu denken, nahmen wieder zu. Er war wieder ganz er selbst, eins mit sich und eins mit Katiaj. Sein Geist umfasste unaufhaltsam alles, auch die Pritiv-Söldner und seine Umgebung. Wieder hatte er Zugang zu Raum und Zeit; er kannte im Voraus die Pläne des Ovaten und seiner Männer. Er ahnte, welche Entscheidungen sie treffen würden, noch ehe sie davon wussten.
    »Sehen Sie sich mal seinen Schädel an«, sagte einer der Söldner. »Das sieht mir ganz nach einer ewigen Tonsur aus …«

    Der Offizier kniete sich neben den Ritter. »Das ist wahrscheinlich auf einen ganz natürlichen Haarausfall zurückzuführen«, murmelte der Ovate. »Es gibt nur noch einen Ritter der Absolution, einen Mann namens Jacq Asquin. Bauern auf Nohenneland haben ihn während seines Schlafs gefangen genommen und auf dem Dorfplatz hingerichtet und zerfleischt.«
    Doch der Söldner trat aus der Reihe und deutete auf den runden kahlen Fleck inmitten des nachwachsenden Haars auf Whus Schädel.
    »Bei allem Respekt, Ovate, aber ich habe mit vielen Rittern gekämpft und kenne den Unterschied zwischen Haarausfall und Tonsur.«
    Der Ovate stand wie von der Tarantel gestochen auf. »Es sind also noch mehr von diesen verfluchten Rittern übrig!«, rief er wütend.
    »Wahrscheinlich ist der hier nicht der Letzte, Ovate. Vor der Schlacht von Houhatte lebten Hunderte auf kolonisierten Welten. Wahrscheinlich erhielten nicht alle von ihnen den Einberufungsbefehl, oder sie bekamen ihn zu spät und konnten nicht rechtzeitig auf Selp Dik eintreffen. Da sie jetzt in alle Winde zerstreut sind, stellen sie keine Gefahr mehr dar, aber von Zeit zu Zeit wird einer von ihnen auf einer entlegenen Welt entdeckt. Aber der hier führt sicher etwas im Schilde, sonst hätte er nicht versucht, in den Bischöflichen Palast einzudringen …Vielleicht gibt’s da eine Verbindung zu der geplanten Erstürmung heute Abend …«
    »Das werden wir sofort feststellen«, sagte der Ovate. Seine Augen funkelten erbost durch die schmalen Sehschlitze seiner Maske hervor. »Bringt ihn zum Inquisitor-Scaythen!«
    Er wollte sein am Boden liegendes Opfer noch einmal
treten, aber dieses Mal

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