Sternenzitadelle
Gebäude aus seiner Vision.
»Der Herrscherpalast zu Venicia, der Hauptstadt Syracusas. Im Jahr 2780 der Ersten Ära von König Odek VII. errichtet, wurde er nach der Revolution der Blutsonne vom Planetarischen Komitee beschlagnahmt und von Mikeli, dem ersten Seigneur der Ang-Dynastie nach dem Ende der Artibanikischen Kriege restauriert …«
Wütend drückte Whu auf die Weiterlauftaste. Er hörte das charakteristische Geräusch, als sich die Plattform nach oben bewegte, unterdrückte seine aufsteigende Panik und bemühte sich, den Kontakt zum Xui nicht zu verlieren. Trotz der Kühle, die im Keller herrschte, war er in Schweiß gebadet. Auf dem Monitor erschien ein neues Bild. Whu erkannte es sofort.
»Der Bischöfliche Palast zu Venicia, der Hauptstadt Syracusas«, erklärte die Computerstimme. »Sitz der Kirche des Kreuzes, wurde im Jahr 4169 von Muffi Xapharel I. errichtet. Seine für das Ende der Ersten Ära typische Architektur kann als Vorläufer des strengen Klassizismus des Medianen Zeitalters angesehen werden. Die Türme jedoch …«
Whu prägte sich die Koordinaten des Transfers ein, die unten auf dem Bildschirm standen, und lief zu dem ersten Deremat. Da die Plattform noch nicht oben angekommen war, hatte er genügend Zeit, seine Reise zu programmieren. Als er seinen Fuß auf die erste Sprosse der Leiter stellte, nahm er den Geruch von rotem Tabak wahr.
»Wie das, Todes-Schrei? Willst du mich verlassen, ohne mir Adieu zu sagen?«
Diese Stimme erkannte Whu sofort wieder. Als er sich umdrehte, schritt Jankl Nanupha auf ihn zu. Im Schein der Lichtkugel glänzte sein pomadisiertes Haar, und seine Aknenarben waren deutlich sichtbar. Aus seinen tief eingesunkenen Augen blickte Jankl Nanupha ihn wütend an. Die Hände hatte er in den Taschen seiner weißen Jacke vergraben, aber der Ritter erkannte an den Ausbuchtungen, dass der Capo bewaffnet war.
»Ich hielt dich für tot und habe um dich getrauert, wie du siehst. Sonst hätte ich mich an dem Raubzug beteiligt …«
»Dann dürfte es Sie wenigstens freuen, mich noch lebendig zu sehen«, sagte Whu und lächelte.
Jankl warf einen Blick auf den Bildschirm, der in allen Einzelheiten auf die architektonischen Besonderheiten des Bischöflichen Palastes zu Venicia einging.
»Ich hätte mich gefreut, den Todes-Schrei wiederzusehen, den ich gekannt habe, den Mann meines Vertrauens«, sprach Jankl weiter. »Ich hätte mich gefreut, den Mann wiederzusehen, den ich als meinen Sohn betrachtete. Aber der Mann, der vor mir steht, ist nicht mein Sohn, nicht einmal mein Freund … Er heißt Whu Phan-Li. Er stammt aus den fernen Welten des Levantins. Als ehemaliger Ritter der Absolution hat er den Untergang des Ordens nie akzeptiert. Noch immer glaubt er, dass die jahrtausendealte Technik des Xui den unweigerlichen Gang des Schicksals verändern kann. Und nach dem, was ich sehe und höre, will er sich auf den Planeten Syracusa begeben … Aber dieser Whu hat eine Kleinigkeit vergessen: Er muss mir über den Verlust von zwei Lastwagen und zwanzig Männern Rechenschaft ablegen …«
Die Plattform hatte den Keller erreicht, und vier mit Gewehren bewaffnete Männer verteilten sich im Raum. Whu konnte die Gedanken des Capos lesen. Er wusste, dass der Mann die Finger am Abzug seiner Waffen hatte.
»Mitten in einem Dorf gerieten wir in einen Schwefelsturm und mussten anhalten. Die Abrazzen griffen uns sofort an. Wir hatten keine Chance.«
»Und warum bist du dann noch am Leben?«, fragte Jankl zweifelnd.
»Ich wurde am Bein verletzt und von einer Himâ gerettet. Sie befahl den Dorfbewohnern, mich zu verschonen.«
Während Whu sprach, entging ihm keine Bewegung seiner
Gegner. Er hatte das Gefühl, sie würden sich in seinem Inneren fortbewegen.
»Warum hätte sie dich retten sollen? Diese verfluchten Seherinnen hassen uns abgrundtief.«
»Sie hat in mir einen der zwölf Pfeiler des Tempels der Abrazzischen Prophezeiungen gesehen.«
»Natürlich hast du ihr sofort geglaubt, nicht wahr?«, sagte der Capo und lachte. »Ihre Vision hat den abtrünnigen Ritter auf den Pfad der Tugend zurückgeführt. Dass du dich in diese Halbwilde verliebt hast, mag ja noch angehen, aber dass sie dich dazu gebracht hat, mich zu verraten …«
»Ich habe Sie nie verraten wollen, Jankl. Zwanzig Jahre habe ich der Organisation gedient, aber jetzt muss ich Sie verlassen.«
»Wenn du gehst, Whu, mache ich das Dorf dieser Himâ dem Erdboden gleich und befehle jedem meiner Männer, sich
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