Sternenzitadelle
müssen nicht bei mir bleiben.«
Der Meistergärtner lächelte leicht und deutete mit dem Zeigefinger nach oben. »Was soll der Vierundzwanzigste denn davon halten, Eure Heiligkeit? Er überwacht mich von dort aus, und ich möchte nicht, dass er mir den Hintern versohlt, wenn ich einmal in die Ewigkeit abberufen werde.«
»Sie mochten meinen Vorgänger sehr, nicht wahr?«
»Ich liebte ihn wie meinen Vater, Eure Heiligkeit«, sagte der Mann tief gerührt.
Jek presste seine Stirn auf das Glas des Sarkophags und starrte Yelles unbewegliches Gesicht an.
Der Mahdi hat mir gesagt, ich soll die Hoffnung nicht verlieren und ihm vertrauen, dachte er. Aber er ist noch immer nicht da. Und nur weil ich Yelle betrachten kann, verzweifle ich nicht.
VIERZEHNTES KAPITEL
Die Legende vom Julianischen Korund
Die Witwe Iewuta lebte in einem Dorf des Creïch-Gebirges auf dem Satelliten Julius. Es geschah aber, dass ihr Sohn Hilmesch sehr krank wurde. Da sie weder Land noch Geld besaß, weigerte sich der Heiler des Dorfes, ihn zu behandeln. Verzweifelt nahm sie ihren Sohn und marschierte mit ihm in Richtung der aufgehenden Sonne und erklomm den Berg der Wunder, wo die Göttinnen und Götter der alten Überlieferungen lebten. Doch sie fand weder Göttin noch Gott, sondern allein eine alte Frau, die Blumen am Wegrand pflückte. Iewuta fragte sie, wo die Göttinnen und Götter seien, die ihren Sohn Hilmesch heilen könnten. Die alte Frau antwortete ihr, ihrer Kenntnis nach würden die Gottheiten in einem fernen, längst vergessenen Land leben.
»Man braucht viele Jahrhunderte, um zu ihnen zu gelangen. Und der Weg in das Götterland ist so schwer zu finden, dass viele Suchende vom Weg abkommen und in die Tiefe stürzen …«
Da setzte sich Iewuta auf einen Fels, legte ihren fiebernden Sohn auf die Erde und flehte die Götter an, ihr den Weg zu zeigen. Sie betete mit solcher Inbrust, dass ein blauer Strahl aus ihrem Herzen aufleuchtete. Sie nahm ihren Sohn und trug ihn noch einmal drei Tage und drei Nächte, immer der Richtung des Strahls folgend, bis sie den Eingang
einer dunklen Grotte erreichte. Als sie hineinging, sah sie, dass der blaue Strahl nicht mehr aus ihrem Herzen kam, sondern von einem in einen Fels eingeschlossenen Edelstein.
Zwei Tage und zwei Nächte hielt sie ihren Sohn Hilmesch so, dass sein Körper vom himmlischen Strahlen des Steins getroffen wurde, und so geschah es, dass er geheilt wurde. Überglücklich warf sich Iewuta zu Boden und dankte den Göttinnen und Göttern.
Da aber trat die alte Frau in die Grotte und sagte: »Am besten dankst du jenen, die dir dieses unschätzbare Geschenk gemacht haben, indem du diesen Stein mit dir nimmst, um alle heilungswilligen Kranken gesund zu machen, die dich um Hilfe bitten.«
Die alte Frau verschwand auf dieselbe geheimnisvolle Weise, wie sie gekommen war. Da begriff Iewuta, dass sie einer Göttin in Menschengestalt begegnet war.
Nach drei Tagen harter Arbeit gelang es ihr, mit blutenden Fingerkuppen endlich den Stein aus dem Felsen zu lösen. Als sie mit ihrer kostbaren Trophäe in ihr Heimatdorf zurückkehrte und die Leute sahen, dass Hilmesch genesen war, bedrängten sie die Witwe, damit sie die Kranken ebenfalls heile. Iewuta berührte deren Stirn mit dem Edelstein, und kleine wie große Übel verflogen. Ihr Ruf als Heilerin verbreitete sich bald in den Nachbardörfern, dann im ganzen Land, und daraufhin kamen Kranke aus allen Welten zu ihr.
Doch es geschah, dass ihre großen Erfolge die Heiler ärgerte, und sie schmiedeten ein Komplott mit dem Ziel, ihre Konkurrentin zu vernichten. Seit sie Wunder vollbrachte, kam kein Kranker mehr zu ihnen noch wollte jemand ihre Ratschläge hören. Und ein fürchterliches Gefühl der Nutzlosigkeit befiel sie, sie kamen sich völlig überflüssig vor.
Iewuta töten konnten sie nicht, weil der blaue Korund, der Saphir aus dem Creïch-Gebirge, sie gegen den Tod gefeit hatte. Doch sie mischten ein Pulver, das die Witwe für immer einschlafen lassen würde. Einer von ihnen trat verkleidet unter die Kranken und schüttete das Pulver im Haus Iewutas in ihr Getränk. Als sie davon trank, fiel sie in einen tiefen Schlaf, aus dem sie nicht mehr erwachte.
Ihr Sohn Hilmesch weinte tagelang, bis sein Kummer und sein Gram ihn in eine andere Welt trugen. Er wurde unter dem Bett seiner Mutter bestattet.
Doch niemand wagte es, den Stein zu berühren. So blieb er in Iewutas Haus, bis ein Mann vom Planeten Osgor, ein Prophet, der von der
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