Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenzitadelle

Sternenzitadelle

Titel: Sternenzitadelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
Vom Netzwerk:
Doch nun verstärkten sie diesen Impuls extrem, denn nur Hass war imstande, die zerebralen Implantate des Senschalls zu reaktivieren.
    Plötzlich legten sich die klobigen Finger Harkots wie Greifzangen um den Hals seines Gegners. Der Angriff kam für Shari völlig unerwartet, doch instinktiv schloss er die Hand fester um die vier Codes, auch wenn sich das Antra in einem roten Nebel auflöste und er kaum noch atmen konnte. Er versuchte, sich im Geist einen der ätherischen Fluchtpunkte vorzustellen. Es gelang ihm nicht. Mit seiner freien Hand versuchte er, sich aus dem Würgegriff zu befreien. Auch das gelang ihm nicht.
    Dem Erstickungstod nahe, befand er sich jetzt in einem Ausnahmezustand und hatte weder den Willen noch die Kraft zu reagieren. Diese Ohnmacht löste ein Gefühl der Gleichgültigkeit und schließlich Resignation aus. Die Umwelt nahm er kaum noch wahr, nur ein paar Schreie drangen noch an sein Ohr.
    »Tötet diesen Terroristen, Seneschall!«
    »Das ist ein Paritole aus Ut-Gen! Eine widerwärtige Kreatur!«
    Die beiden waren jetzt von Pritiv-Söldnern umringt, die ihre Kryo-Waffen auf sie richteten. Da die Söldner jedoch nicht wussten, dass Scaythen diesen Strahlen gegenüber immun waren, wagten sie nicht zu schießen. Sie hatten Angst, den Seneschall zu treffen.
    Zum ersten Mal waren sie Zeuge, dass ein Scyathe einen Gegner körperlich und nicht nur geistig angriff, und sie mussten entsetzt feststellen, über welche physische Stärke die Abkömmlinge von Hyponeros verfügten. Harkots
schwarze Augen leuchteten wie Sterne, die eine unheilbringende Energie ausstrahlten, während sich seine Finger immer tiefer in den Hals seines Feindes gruben.
    In der Ferne sah Shari ein blaues Licht. Es rief ihn; er hörte einen betörenden Gesang. Doch noch besaß er genug Verstand, um zu erkennen, dass dieses Licht ihn nicht in die Sphären davontragen würde, sondern in die Welt der Seelen. Er glaubte, das lächelnde Gesicht seiner Mutter zu sehen, und wäre gern zu ihr gegangen, in jenes Reich, wohin sie die Amphanen, die Priester der Ameurynen, vor vielen Jahren geschickt hatten …
    Doch irgendetwas, ein unbestimmtes Gefühl hinderte ihn daran, diesen letzten endgültigen Schritt zu tun – ein Gefühl, versagt zu haben, und ein Quentchen Zorn. Wenn er versagte, würde er diese Welt verlassen, ohne die Menschheit vor dem Untergang bewahrt zu haben, würde er Oniki und Tau Phraïm weiterhin als Gefangene der imperialen Kräfte auf Ephren ihrem Schicksal überlassen …
    Also wehrte er sich gegen den Tod und kehrte in die Wirklichkeit zurück. Er hörte das tumultartige Geschrei und rief das Antra. Denn gegen Harkots roboterhafte Kraft anzukämpfen, war aussichtslos. Und sofort erfüllte ihn wieder der Klang des Lebens, rein und stark, und trug ihn davon.
     
    Das plötzliche und unerklärliche Verschwinden ließ alle Anwesenden in sprachloser Versteinerung zurück. Die Hand des Seneschalls zerquetschte das Nichts. Die Umstehenden fragten sich, ob man sie nicht genarrt habe, ob sie Zeuge einer Sinnestäuschung gewesen seien, denn es gab holographische Bildhauer, die Meister der Kunst der Illusion waren. Viele Höflinge hatten bereits jenen Spektakeln
beigewohnt, in denen dreidimensional Schlachten in Lebensgröße nachgespielt wurden – eine Darbietung, die häufig im Palast des Imperators zelebriert wurde. Doch nie hatte ein Scaythe oder gar der Seneschall an einer derartigen Veranstaltung teilgenommen. Und der weiß gekleidete Paritole aus Ut-Gen hatte im Gegensatz zu einer holographischen Illusion ziemlich kompakt ausgesehen.
    »Das war – das muss ein Krieger der Stille gewesen sein!«, rief da eine Frau. »Bei dieser Art des Verschwindens fällt mir ein, dass …«
    Nie würde jemand erfahren, was dieser Hofdame eingefallen war, denn Seneschall Harkot, noch immer vom primitiven Hass des Matrix-Bottichs erfüllt, packte sie und brach ihr zum Entsetzen aller das Genick.
     
    Von den Vikaren angeführt drangen die feindlichen Truppen immer tiefer durch die Geheimgänge ins Innere des Palastes ein. Die Kämpfe wurden heftiger, denn die Verteidiger verdoppelten ihre Anstrengungen, um den Muffi und Maltus Haktar zu schützen. Doch ihre altmodischen Granaten und Minen konnten ihre Niederlage nur herauszögern, aber nicht aufhalten, denn die Interlisten und Pritiv-Söldner richteten ein wahres Blutbad an. Es stank nach Tod.
    »Wir müssen aufbrechen, Eure Heiligkeit!«, drängte der Meistergärtner. »In ein

Weitere Kostenlose Bücher