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Sternenzitadelle

Sternenzitadelle

Titel: Sternenzitadelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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zu vergleichen, Sieur?«
    »Verzeiht mir, Madame. Bei dem Wort ›Licht‹ musste ich sofort an Schmetterlinge denken, die die schwebenden Lichtkugeln umflattern.«
    »In Zukunft solltet Ihr Eure Denkweise ändern!«
    Er verneigte sich leicht vor ihr, und sie akzeptierte seine Entschuldigung mit einem spöttischen Lächeln.
    Das Drängeln ging weiter. Plötzlich stand Shari neben
dem blauen Kapuzenmantel. Eine Art Tumult war ausgebrochen, doch die metallisch klingende Stimme des Seneschalls, der mit einem rotgesichtigen Mann sprach, beherrschte das Ganze.
    »Eure Pfründe, Sieur d’Ariostea, wird nur unter der Bedingung weiter gewährt, dass Ihr aufhört, den Imperator zu verleumden. Außerdem würden wir Eure Familie, eine der bedeutendsten des Ang-Imperiums, gerne öfter im Großen Tempel sehen. Ihr könnt nicht finanzielle Unterstützung fordern und Euch den Regeln des Hofes sowie der Kirche verweigern.«
    »Exzellenz, ich weiß nicht, welcher gehässige Freund derartige Gerüchte über meine Familie verbreitet, aber Ihr müsst mir glauben, sie sind völlig unbegründet …«
    Shari atmete tief ein und aus, um sein wie rasend schlagendes Herz zu beruhigen. Obwohl er den Seneschall nicht direkt ansah, um dessen Aufmerksamkeit nicht auf sich zu lenken, spürte er kalte, sich windende Tentakel, die forschend in sein Gehirn glitten, aber an der vom Antra errichteten sonoren Barriere scheiterten. Er hatte das Gefühl, ein eisiger Hauch umgebe ihn, vergleichbar mit der zerstörerischen Kälte der In-Creatur auf dem Weg des Lichts zu den Inddikischen Annalen.
    »Wir selbst würden gern so oft wie möglich dem Gottesdienst beiwohnen, denn wir alle sind überzeugte Kreuzianer, Exzellenz. Jedoch dürfte Euch bekannt sein, dass unsere Familie seit mehr als drei Jahrhunderten die Produktion der Interstellaren Energie kontrolliert, und diese Tätigkeit ist sehr zeitraubend …«
    Harkot nickte automatisch, hörte jedoch nicht mehr zu. Er mobilisierte das gesamte Netz seiner neuronalen Implantate, um in das Gehirn des weiß gekleideten Mannes
neben ihm einzudringen, denn dieser Mann würde sein nächster Gesprächspartner sein. Eine Überprüfung seines Memospeichers ergab nichts. Mit fünfzigprozentiger Wahrscheinlichkeit könnte es sich um den Abgesandten einer paritolischen Gilde handeln. Aber nichts erklärte die Unverletzbarkeit seines Gehirns.
    »Meine Familie wird Euch ewig dankbar sein, solltet Ihr unsere Präbende verlängern, Exzellenz …«
    »Warum besteht Ihr auf dieser Pfründe, Sieur d’Ariostea?«, unterbrach Harkot den Bittsteller. »Genügen Euch Eure Einkünfte aus der Energieproduktion nicht?«
    »Es geht doch gar nicht um Geld, Exzellenz!«, empörte sich der Höfling. »Unsere Familie hat bereits vor Jahrhunderten die Ang-Familie unterstützt und ihr zur Macht verholfen. Sollte sich das Imperium in einem solchen Fall nicht entgegenkommend, wenn nicht gar dankbar zeigen?«
    Harkot hätte ihm gern gesagt, dass die Ariostea zu den sechs Adelsfamilien gehörte, die unter der Führung der Mars-Dynastie eine Parallelregierung mit dem Ziel etabliert hatten, das Ang-Imperium zu stürzen … Doch seine zerebralen Implantate waren auf eine interessante Hypothese gestoßen, die diese oberflächliche Unterhaltung unmöglich machte.
    Könnte dieser Mann in Weiß neben mir etwa einer der Krieger der Stille sein?, signalisierte ihm sein Implantat. Einer der beiden, die die zwei falschen Codes im alten Palast gestohlen hatten? Natürlich handelt es sich nur um eine Vermutung, arbeitete sein künstlicher Verstand weiter, denn nicht nur die Inddikische Wissenschaft schützt den menschlichen Geist vor der Auslöschung, sondern auch gewisse Drogen, wie die Mikrostasen … Aber ich kann in sein
Denken nicht eindringen, meine Ströme werden wie Wellen an einer Felswand gebrochen. Außerdem scheint die Nähe dieses Mannes meine Reaktionen zu verlangsamen, mich zu lähmen, als ob die ständig präsenten Kräfte der In-Creatur mich plötzlich verlassen würden. Es kann nur eine Erklärung dafür geben, »dachte« er plötzlich: Dieser Mann ist einer der gefährlichsten Feinde von Hyponeros.
    Er muss der Mahdi Shari von den Hymlyas sein!
    Diese Quasi-Gewissheit lieferte ihm wenigstens eine zufriedenstellende Erklärung, warum dieser Mann ohne Kontrollen bis hierher gekommen sein konnte. Denn die Inquisitoren kontaktierten ihn immer, wenn ein Paritole von den Repräsentanten des Hofes empfangen werden wollte. Aber sie hatten

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