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Sternenzitadelle

Sternenzitadelle

Titel: Sternenzitadelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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gesagt.
    Natürlich hatte der Arzt ihr nicht geglaubt, weil der die Mixturen der Thutalinen für Hokuspokus hielt. Doch da er selbst bei der Behandlung versagt hatte, konnte er die Frauen schlecht maßregeln.

    Einen Tag später kehrte Oniki ins Leben zurück. Natürlich weinte sie, weil ein übermächtiges Schuldgefühl sie bedrückte. Noch immer quälte sie das Gefühl, als Mutter versagt und Tau Phraïm verraten zu haben.
    Was soll ich meinem Prinzen sagen, wenn er kommt und seinen Sohn in die Arme schließen will?, dachte sie. Aus Bequemlichkeit habe ich mich allein auf die Wachsamkeit der Schlangen verlassen und die Stärke der imperialen Streitkräfte unterschätzt. Nie hätte ich gedacht, dass sie diese geflügelten Bestien auf uns loslassen würden, um den Korallenschild so zu zerstören, dass nun das gesamte Ökosystem des Planeten bedroht ist.
    Mit ihren Schuldgefühlen und ihrer Verzweiflung war Oniki allein, und es gab keine Arznei, ihre verletzte Seele zu heilen.
    Die Tür ihres Zimmers wurde geöffnet, und drei Männer traten ein: der Kardinal, der Großinquisitor und ein in einen schwarzen Colancor und ein schwarzes Chorhemd gekleideter Geistlicher.
    Da der Arzt es wegen des besseren Heilungsprozesses verboten hatte, Oniki mit einem Laken zu bedecken, lag sie nackt da. Die Männer starrten ihren Körper mit einer Mischung aus Ekel und morbider Neugierde an, so dass sie das Gefühl hatte, ihnen vollständig ausgeliefert zu sein. Am liebsten hätte sie sich in einen dunklen Winkel verkrochen. Doch sie konnte nur mit einer Hand ihren Schoß und mit der anderen ihre Brust bedecken.
    »Gepriesen seien die prüden Frauen, doch diese reflexartige Geste scheint mir bei Ihnen ebenso lächerlich wie nutzlos«, murmelte der Kardinal mit monotoner Stimme. »Denn der Körper einer Frau weckt bei einem Mann der Kirche keinerlei Begehren, und außerdem wirkt dieses zur
Schau gestellte Schamgefühl auf uns etwas … etwas deplatziert bei einer Thutalin, die ihr Keuschheitsgelübde gebrochen hat. Denn mir wurde berichtet, dass Sie auf die Insel Pzalion in die Verbannung geschickt wurden …«
    Der Kardinal schwieg abrupt und schien sich zu fragen, was er in diesem Zimmer zu tun hatte. Seine Amnesien häuften sich und dauerten immer länger; es waren Vorboten eines totalen Gedächtnisverlustes. Außer dem Inquisitor-Scaythen Xaphox glaubten alle seine Mitarbeiter, dass er unter einer Virusinfektion leide, die das Gehirn angegriffen habe. Der Vikar Grok Auman hatte mehrere Gesuche an das Episkopat in Venicia geschrieben und um die Ablösung seines Vorgesetzten gebeten, doch man hatte ihm geanwortet, er möge weiterhin auf die allmächtige Güte der Kirche vertrauen und die Amtsgeschäfte möglichst diskret weiterführen, bis eine Kommission über den Fall des Kardinals d’Esgouve entschieden habe.
    »Wir haben Ihren Sohn nicht gefunden«, sagte der Inquisitor mit seiner metallisch klingenden Stimme, eine Qual in Onikis Ohren. »Doch freuen Sie sich nicht zu früh. Ein dreijähriger Knabe dürfte kaum in einer derart feindlichen Umwelt überlebt haben.«
    Oniki blieb stumm. Nur heiße Tränen rannen über ihre Wangen.
    »Deshalb bitten wir um Ihre Hilfe, Weib Kay«, sagte der Kardinal. »Sollten Sie mit uns zusammenarbeiten, könnten wir vielleicht das Leben Ihres Sohns retten.«
    Noch während er sprach, spürte sie, wie kalte Tentakel in ihr Gehirn eindrangen. Sie ahnte, dass diese Attacke von dem in Schwarz gekleideten Kapuzenmann ausging, der am Fußende ihres Bettes stand, dass diese Tentakel ihr Wissen erforschten gleich Einbrechern, die leise in
ein Haus eingedrungen waren, und sollten sie bei ihrem Tun überrascht werden, sofort bereit waren zu töten – oder schlimmer noch, in ihr das Gefühl ihrer Existenz auszulöschen. Und sie war sicher, dass dieselben Tentakel auch für das seltsame Benehmen des Kardinals verantwortlich waren, dass sie die Persönlichkeit des Mannes zerstört hatten.
    Eine grenzenlose Furcht überkam sie. Doch dann dachte sie an ihren Prinzen, der bereits seit Jahren gegen diese Zerstörungen kämpfte, und gewann etwas Selbstvertrauen zurück.
    »Sie kennt den Namen des Vaters ihres Kindes nicht«, sagte plötzlich der Großinquisitor Xaphox.
    Der Kardinal lachte dümmlich. »Also hat Sie ein Unbekannter beehrt … entehrt, müsste ich wohl sagen. Sie scheinen eine merkwürdige Vorstellung von dem Begriff ›Schamgefühl‹ zu haben, Gnädigste!«
    »Dass es sich um einen Unbekannten

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