Sternenzitadelle
Paritolen auf dem Thron des Pontifex zu sehen, gefiel den syracusischen Kardinälen überhaupt nicht«, sprach Fracist Bogh betrübt weiter. »Sofort stellten sie mich auf den Prüfstand. Als Erstes forderten sie das Todesurteil für die ehemalige Imperatrix, Dame Sibrit de Ma-Jahi, eine Frau mit bemerkenswerten Fähigkeiten; dann verlangten sie die Vernichtung der Jersaleminer, da dieses Volk in ihren Augen der Häresie schuldig sei …
Ich hielt es für besser, die einhundertvierzigtausend Menschen dieses Volkes zu opfern als meinen Gegnern offen den Krieg zu erklären, ein Krieg, der wahrscheinlich etliche Schismen ausgelöst und Milliarden Menschen das Leben gekostet hätte … Ich wäre meines Amtes enthoben worden und ein anderer, weniger unerbittlicher Mann wäre an meine Stelle getreten. Ich hätte die Kontrolle über euch vier, die ihr hier im Tiefschlaf lagt, verloren und wäre nicht in der Lage gewesen, die Aufgabe, die mir von meinem Vorgänger übertragen worden war, zu vollenden. Ich hätte weder Zugang zu den geheimen Schriften der Kirche des Kreuzes gehabt, noch zu den Inddikischen Graphemen … Alles, was ich sage, klingt wie eine Rechtfertigung, das weiß ich. Denn heute kommen mir Zweifel, das Richtige getan zu haben …«
Drückendes Schweigen, nur vom fernen Kampflärm unterbrochen, folgte den Erklärungen Fracist Boghs.
Bei den Worten des Kirchenmannes hatte Phoenix an ihre Eltern und ihren Heimatplaneten denken müssen, die sie nun niemals wiedersehen würde. Doch seltsamerweise erfüllte sie dieser Gedanke weder mit Bedauern noch mit Trauer.
»Das Volk der Jersaleminer hat sich selbst zum Tode verdammt«, sagte San Francisco. »Hätte es nicht den Pfad des
Herzens verlassen, die Xaxas hätten es zur Terra Mater gebracht, und Sie hätten ein unbewohntes Gestirn zerstört. Sie sind nur ein Werkzeug des Schicksals gewesen.«
»Ein Werkzeug des Todes«, flüsterte Fracist Bogh. »In die Geschichte werde ich als der Muffi eingehen, der einen Genozid verübt hat.«
»Vielleicht wird man Sie ganz anders in Erinnerung behalten: als einen der zwölf Ritter der Offenbarung, der Erlösung brachte«, mischte sich Shari ein.
»Von welcher Erlösung sprechen Sie? Von meiner?«
»Welcher Zusammenhang besteht zwischen dem Kreuzianismus und der Inddikischen Wissenschaft?«, fragte Aphykit, die inzwischen wieder im Vollbesitz ihrer geistigen Fähigkeiten war. Allerdings erfüllte sie bei der Erinnerung an Tixu eine tiefe Trauer, und Yelles Lähmung schmerzte sie sehr. Doch trotzdem kämpfte sie weiter.
»Der Kreuzianismus ist sozusagen ein Ast der Inddikischen Wissenschaft«, antwortete der ehemalige Muffi. »Ein Ast, der sich vom Stamm getrennt hat und langsam verfault ist.«
»Jetzt verstehe ich, warum mein Vater, Sri Alexu, einst sagte, dass die Kirche eine gehorsame Tochter, eine verrückte Frau und eine grausame Mutter sei.« An Shari gewandt, fügte sie hinzu: »Erzähl mir von diesen zwölf Rittern der Offenbarung.«
Shari änderte Yelles Position, um seine schmerzenden Muskeln zu entlasten. In dem Moment erloschen die Wandleuchten. Rußschwarze Finsternis herrschte auf der Plattform.
»Wir haben die Inddikischen Annalen um Rat gefragt …«
»Du hast sie also gefunden?«
»Nicht nur ich, auch Jek. Und wir müssen zwölf sein,
um Zugang zu ihnen zu haben, wir müssen eine götterähnliche Einheit – die Versammlung der Leuchtenden und Himmlischen – bilden. Nur so haben wir eine Chance, den Blouf zu besiegen.«
»Wer sind diese zwölf?«
»Die beiden Jersaleminer, der Muffi, du und deine Tochter, ein ehemaliger Ritter der Absolution, ein Mensch in einem Raumschiff-Zug, meine Oniki und mein Sohn Tau Phraïm – außerdem Jek und ich.«
»Deine Frau und dein Sohn? Wo sind die beiden? Auf Terra Mater?«
»Auf dem Planeten Ephren«, antwortete Shari traurig. »Seit ein paar Tagen habe ich keine Nachricht mehr von ihnen erhalten und ich habe das Gefühl, ihnen könnte etwas zugestoßen sein.«
»Sie sprechen sicher von Oniki Kay, der verbannten Thutalin?«, sagte Fracist Bogh. »Die ephrenischen Behörden haben vor Kurzem um Erlaubnis gebeten, aus Nouhenneland Riesenvögel zu importieren, um die Korallenschlangen auszumerzen.«
»Und Sie haben zugestimmt?«
»Schon seit Langem trifft Seneschall Harkot alle wichtigen Entscheidungen allein. Adaman Mourall, mein Privatsekretär, hat mir davon berichtet. Mehr weiß ich leider nicht darüber.«
»Sie sprachen von zwölf Rittern der
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