Sternenzitadelle
Euch ab!«, keifte Bruder Palion Sudri, dessen Adamsapfel an seinem dünnen faltigen Hals auf und ab hüpfte.
Fracist Bogh zögerte nicht. Mit einer wilden Geste streifte er die Maske von seinem Gesicht und schleuderte sie zu Boden.
Die Vikare standen einen Moment sprachlos da und starrten den Muffi mit offenem Mund und großen Augen an. Da stand er vor ihnen, ihr einstiger Verbündeter, der jetzt zu ihrem unerbittlichsten Feind geworden war.
»Schon lange habt Ihr uns nicht mehr die Ehre erwiesen, uns einen Besuch abzustatten, Eure Heiligkeit«, murmelte Bruder Astaphan schließlich.
»Der letzte war vor mehr als drei Jahren«, stimmte Fracist Bogh zu.
»Seither hat sich vieles verändert«, sagte Bruder Mourk El-Salin. »Wir haben ein Komplott geschmiedet und Euch zum Muffi gemacht. Damals wart Ihr ein unerbittlicher Mann, ein Diamant mit schneidender Kante, ein Schwert der Kirche, ein Feuer an den Kreuzen.«
»Auch wenn Ihr Eure Geschlechtsorgane nicht geopfert habt, wart Ihr mit Leib und Seele ein Diener der Kirche«, sagte Bruder Palion Sudri. »Ihr wart ein Ehrenmann.«
»Und was ist aus Euch geworden? Weil Ihr Euch mit Schande bedeckt habt, werdet Ihr aus Eurem Palast gejagt!«, sagte Bruder Astaphan mit vor Wut zitternder Stimme. »Ihr seid ein Mann, der seine Freunde verraten hat, der sich als Pritiv-Söldner verkleiden muss, damit er der göttlichen Bestrafung entgeht; Ihr seid ein Mann, der von der gesamten Geistlichkeit wie von den Syracusern gehasst wird, ein Mann, der von der Kirche nicht nur abgefallen ist, sondern auch gegen sie intrigiert hat.«
»Und ein Mörder seid Ihr!«, flüsterte Bruder Mourk El-Salin. »Ein Mann, der seinen Vorgänger erwürgt hat, um dessen Platz einzunehmen.«
»Seid so freundlich und werft hierauf einen Blick, Eure Heiligkeit!«, sagte Bruder Palion Sudri, wobei er die letzten Worte mit höchster Verachtung aussprach.
Einer Tasche seines schwarzen Chorhemds entnahm er ein rotes Röhrchen, einen Messacode mit integriertem Projektor. Er aktivierte ihn und richtete das Gerät auf Fracist Bogh. Etwa vierzig Zentimeter hohe dreidimenionale Projektionsbilder wurden sichtbar.
Sie zeigten einen auf einem Luftsofa sitzenden Greis. Er trug einen weißen Colancor, gesäumt mit der Bordüre aus rosa Optalium, darüber ein Chorhemd, ebenfalls weiß, mit changierenden spiralförmigen Mustern.
Fracist Bogh erkannte Barrofill XXIV. sofort. Den nervösen, vor dem Sofa stehenden Mann erkannte er jedoch nicht gleich. Dem Rot und dem Violett seiner Kleidung nach musste es sich um einen Kardinal handeln.
»Das seid ja Ihr!«, flüsterte Whu.
»Euer Freund ist ein guter Beobachter, Eure Heiligkeit«, sagte Bruder Astaphan ironisch.
Der Kardinal – Fracist Bogh konnte noch nicht fassen, dass diese holographische Aufzeichnung ihn darstellte – beugte sich plötzlich über den Muffi und drückte ihm die Halsschlagader ab. Der Greis verteidigte sich nicht, nur seine Arme und Beine zuckten. Dann versteifte sich sein Körper, bis er schlaff in sich zusammensank und zu Boden glitt. Der Kardinal tastete nach dem Puls des alten Mannes, hob die Leiche auf und setzte sie wieder auf das Sofa. Er schloss seinem Vorgänger die Augen und ging.
Die Kamera verweilte noch kurz auf dem Gesicht des Ermordeten, ehe die Projektion endete. Weil es keinen Ton gab, wirkten die Bilder noch dramatischer und hinterließen einen bedrückenden Eindruck.
In Fracist Bogh weckten sie längst vergessen geglaubte Erinnerungen, nicht nur an die Tat, sondern auch an die Unterhaltung davor und das schmerzhafte Implantieren des elektromagnetischen Chips unterhalb seines Brustbeins. Jetzt erkannte er die Bedeutung der Botschaft, die ihm post mortem des Muffis gesandt worden war, in ihrer ganzen Tragweite. Dieser Jahre andauernde Blackout hatte plötzlich eine Erklärung gefunden.
Barrofills XXIV. Stimme ertönte wieder in seinem Inneren: »Euch wurde mental ein Mordbefehl implantiert … Macht auszuüben, ohne sich die Hände mit Blut besudeln zu müssen, existiert nicht … Was haltet Ihr als künftiger
Muffi von dem Namen Barrofill XXV.? … Der Gründer der Kirche des Kreuzes war ebenfalls ein Meister der Inddikischen Wissenschaft … Dieser Chip wird dir Unglück bringen, dich in blutige Kämpfe verstricken … Die Kastrierten haben zwar keine Eier mehr, aber sie können logisch denken … Zögere nicht, mir diesen letzten Liebesdienst zu erweisen … Ein geglückter Tod kann vielleicht die Irrtümer
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