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Sternenzitadelle

Sternenzitadelle

Titel: Sternenzitadelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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sich um das höchste Amt in der Kirche bewarben, auch wenn auf den Nachfolger schier unlösbare Probleme zukamen. Nach einem jahrelangen glorreichen Aufstieg drohte nun eine schmerzliche Rückkehr zum Ursprung, die nicht ohne Debatten, wenn nicht gar Spaltung vonstattengehen würde. Die Arbeit Tausender treuer Diener der Kirche war umsonst gewesen, ihr Traum, das Universum zu beherrschen, war wie eine Seifenblase zerplatzt.
    Die Zeremonienmeister verkündeten das Erscheinen des Imperators Menati, seiner Gemahlin Annyt und seiner Kinder, der beiden Prinzen und der Prinzessin.
    Als Menati die Empore betrat, sah er noch unförmiger und verwüsteter als gewöhnlich aus, während Dame Annyt so mager war, dass man erschrecken konnte. Die Kinder, ganz in Weiß gekleidet, waren wie üblich desinteressiert an dem Geschehen.
    Menati breitete Stille fordernd die Arme aus.
    »Dies ist das letzte Mal, dass ich in diesem Palast zu Euch spreche. Nicht dass dieses herrliche Gebäude zerstört werden soll, aber meine Regierungszeit wird beendet sein, sobald sich diese Versammlung auflöst. Das unerklärliche und plötzliche Verschwinden der Scaythen von Hyponeros hat das Ang-Imperium in eine äußerst bedrohliche Lage gebracht und bedeutet die totale Niederlage für die Familie Ang«, sagte der Imperator zum Erstaunen der Höflinge in einem Ton absoluter Aufrichtigkeit.

    »Ich übernehme die volle Verantwortung für dieses Scheitern. Doch Ihr könnt beruhigt sein, ich klammere mich nicht an die Macht, die einige unter Euch mir möglichst schnell entreißen wollen. Und ich verspreche Euch, dass die Angs nie wieder das höchste politische Amt auf Syracusa anstreben. Mein Bruder Ranti und seine beiden Söhne sind tot. Seine Tochter Xaphit, die in der Provinz Ma-Jahi lebte, aus der ihre Mutter, Dame Sibrit, stammte, wurde vor ein paar Minuten exekutiert.«
    Ein missbilligendes Gemurmel brandete im Saal auf.
    »Meine beiden Söhne, meine Tochter und ich sind also die letzten Repräsentanten des Hauses Ang.«
    Noch während er sprach, entnahm er einer Innentasche seines Capes einen metallisch glänzenden Gegenstand. Entsetzt erkannten die Nächstsitzenden, dass es sich um einen Wellentöter handelte. Der Imperator hielt den Lauf an die Schläfe seines erstgeborenen Sohns und drückte ab. Der kleine Körper fiel leblos zu Boden.
    Dame Annyt schien das entsetzliche Geschehen nicht zu berühren. Sie reagierte auch nicht, als ihr Gemahl seinen zweiten Sohn und daraufhin seine Tochter erschoss. Weder die Zeremonienmeister noch die Gardisten oder die Geistlichen in den ersten Rängen reagierten. Alle waren wie versteinert.
    Dann schoss Menati seiner Gemahlin ins Herz, trat ein paar Schritte vor und fixierte die über ihm schwebenden Logen lange mit starrem Blick.
    »Ich bin der letzte Ang!«, rief er herausfordernd. »Der letzte Ang! Habt Ihr mich gehört? Verzeih mir, Sibrit …«
    Er rammte den Lauf der Waffe in seinen Mund und drückte ab.

ZWANZIGSTES KAPITEL
    Tot sind sie alle. Sie sind tot,
Die Scaythen, Herrscher und Zeloten,
Die falschen Boten eines Glaubens,
Eines Reichs, dem Untergang geweiht.
     
    Sie alle sind gestorben und verdorben,
Mörder waren sie.
Doch ihre Asche ist verweht
Wie unsere Angst und Furcht,
Die niemals mehr besteht.
    Syracusisches Volkslied,
Von dem großen Badour Jil Saherva gesungen

    W isst Ihr, wohin diese Tür führt?«, fragte Whu. Fracist Bogh schüttelte den Kopf. Nachdem die beiden Männer aus der Werkstatt geschlichen waren, hatten sie sich mühsam in völliger Dunkelheit durch die unterirdischen Gänge vorgetastet und in diesem Labyrinth praktisch die Orientierung verloren. Von Zeit zu Zeit erhellte ein Lichtblitz die Schwärze, dem das ferne Geräusch einer Explosion folgte. Es wurde noch immer gekämpft.
    Sie hatten beschlossen, sich im Palast auf die Suche nach einem funktionierenden Deremat zu machen, um sich auf Terra Mater transferieren zu lassen. Wie der ehemalige Ritter so trug auch Fracist Bogh jetzt die Uniform eines Pritiv-Söldners, und trotz seines Widerwillens hatte er eine weiße Maske angelegt, die Whu mit Stofffetzen am Kopf des Geistlichen befestigt hatte. Beide hatten sich mit je zwei Wellentötern bewaffnet, die sie den Gefallenen abgenommen hatten. Doch bis jetzt war ihnen in den dunklen Gängen weder Freund noch Feind begegnet.
    »Kennt Ihr denn Euren Palast nicht?«, fragte Whu verärgert.
    »Die Kellerräume dieses Gebäudes sind derart weiträumig und verzweigt, dass man

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