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Sternenzitadelle

Sternenzitadelle

Titel: Sternenzitadelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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Jahre braucht, um sich hier zurechtzufinden.«
    »Das ist ziemlich unerfreulich. Vielleicht gehen wir immer nur im Kreis …«

    »Wir haben keine andere Wahl, als dem Kreuz zu vertrauen. Ein Vers im Buch der Gnaden lautet: Wenn du auch wanderst in der Finsternis, so bete zum Kreuz, und es wird einen Pfad des Lichts unter deinen Füßen ausbreiten …«
    »Ihr redet manchmal wie eine Himâ der Abruzzen.«
    Nachdem Whu das gesagt hatte, überkam ihn die Sehnsucht, seine Geliebte sofort in die Arme zu nehmen.
    »Wie wer?«
    »Wie eine Seherin der Abruzzen-Berge auf dem Sechsten Ring …«
    »Was machtet Ihr auf dem Sechsten Ring?«
    Nach kurzem Zögern antwortete Whu: »Ich war Kinderhändler. Unsere Organisation belieferte vor allem die Kardinäle Eurer Kirche.«
    »Das ist wohl eine Beschäftigung, die sich schlecht mit den Idealen der Ritter der Absolution verträgt …«
    »Diese Kardinäle hielten sich ebenso wenig an die Grundregeln des Kreuzes!«
    »Aber diese armen, unschuldigen Kinder …«
    »Vielleicht wurden unschuldige Kinder nie von den Jägern der Organisation eingefangen«, sagte Whu provozierend.
    »Diese Behauptung ist ungeheuerlich!«, sagte Fracist Bogh, mit ungläubigem Zorn in der Stimme.
    »Das hypothetische Konstrukt, Kinder seien a priori unschuldig, d. h. harmlos und naiv, führt dazu, dass sie sich als Erwachsene für nichts mehr verantwortlich fühlen«, argumentierte Whu. »Ich bin mir durchaus bewusst, dass die Behauptung, auch Kinder trügen Verantwortung, Euch ungeheuerlich vorkommen muss. Aber wenn wir den Kindern das Recht absprechen, souverän zu sein, werden wir die Probleme der Menschheit nie lösen.«

    »Ich hingegen glaube, dass dieses Argument Euch erlaubt, sich elegant aus der Affäre zu ziehen, weil Ihr dann für Euer Handeln keine Schuldgefühle empfinden müsst. Da Ihr überzeugt seid, dass Kinder die Herren ihres Schicksals sind, müsst Ihr keine Reue darüber empfinden, was Ihr ihnen Schreckliches angetan habt.«
    Whu blieb stehen und dachte nach. »Ich bin mir meiner Verantwortung bewusst«, sagte er schließlich traurig. »Die Kinder wären nicht zu Opfern geworden, hätte ich mich nicht zu ihrem Henker gemacht. Sie erlaubten mir, ihr Henker zu werden, und ich erlaubte ihnen, meine Opfer zu werden. Es handelte sich um ein Recht, eine Wahl.«
    »Ein Recht? Eine Wahl?«, entgegnete Fracist Bogh empört. »Die Kinder des Nord-Terrariums in Anjor, die ich vergasen ließ; die Kinder Jer Salems, die ich töten ließ; die Kinder, die ich zwangsweise zu guten Kreuzianern machte, hatten sie eine Wahl?«
    Whu nickte. »Ja, das glaube ich.«
    »Das glaubt Ihr?«, rief Fracist Bogh wütend. »Hier den Glauben anzuführen, ist wenig überzeugend, Ritter!«
    »Die angeblich kindliche Unschuld kommt uns gelegen, weil sie als Argument dazu dient, als Erwachsener nicht voll für unser Leben verantwortlich zu sein. Diese Theorie alimentiert zudem ein Gedankengut, das die Menschheit von der Quelle ihres Ursprungs abschneidet; sie impliziert den Zufall, die These biologischer Zufälligkeiten, eine Dominanz der Materie über den Geist und somit das Unvermögen des Menschen, seine Umwelt zu gestalten. Sie räumt äußeren Kräften eine ungeheure Macht ein … Und wenn ich vom Henker spreche … Unschuld ist vielleicht nicht der passende Terminus. Es wäre wohl besser, von Urreinheit zu sprechen.«

    »Dann vertretet Ihr also die Theorie der Ursünde, des Sündenfalls?«
    »Eher in struktureller Hinsicht. Lange vor dem Keimen ausgebrachte Saat, die sich aber wegen des trockenen Bodens nie entwickeln konnte.«
    »Ich entdecke einen Widerspruch in Eurer Rede, Ritter. Wenn diese Saat nicht keimt, dann geschieht es, weil deren Nutznießer es weder wollen noch wünschen. Das Austrocknen ihrer Böden macht ihre Rechte sowie ihr Wahlvermögen irrelevant.«
    »Unsere Rechte und das Wahlvermögen implizieren jedoch, dass wir ihnen einen anderen Sichtwinkel aufzeigen müssen. Damit ein jeder erst nach Kenntnis der Sachlage entscheiden kann.«
    »Seltsam! Erst auf Umwegen gelangt Ihr zu demselben Schluss, zu Dingen, die der Kirche schon lange Sorge bereiten. Gerade deshalb versucht sie ja, auf die eine oder andere Weise das Gewissen der Menschheit zu sensibilisieren.«
    Whu lachte kurz und bitter auf. »Ich hoffe nur, nicht zu einem jener Dogmatiker zu werden, die ihre Worte wie Waffen gebrauchen.«
    »Habt Ihr im Kloster oder in Eurer Untergrundorganisation gelernt, so zu

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