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Sternenzitadelle

Sternenzitadelle

Titel: Sternenzitadelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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philosophieren?«
    »Weder noch. Das Xui hat mich zu solchen Überlegungen geführt.«
    »Das Xui?«
    »Die Energie, die alles auf diesen Welten miteinander verbindet. Das strukturelle Gedächtnis dieses Universums. Der Gesang des Geistes.«
    »Und wären die Zeloten nichts als …«
    Whu bedeutete Fracist Bogh zu schweigen. Sie hatten
gerade einen Gang betreten, an dessen Ende ein schwacher Lichtschein schimmerte. Zuerst blieben sie eine Weile unbeweglich stehen. Da sie kein Geräusch hörten, gingen sie vorsichtig weiter, bis sie zu einem Kellergewölbe kamen, das Fracist Bogh sofort erkannte.
    Das Licht stammte von einer auf einem Tischchen liegenden Laserlampe vor einer der zahlreichen Nischen in der Wand und beleuchtete transparente Luftkugeln, in denen seltsame Objekte schwammen.
    »Was ist das?«, fragte Whu.
    »Die Geschlechtsorgane der Vikare«, antwortete der ehemalige Muffi, leicht amüsiert. »Wir befinden uns in der Gruft der Kastraten. Dort bewahren die Eunuchen der Großen Schäferei ihre Penisse und Hoden auf.«
    »Warum haben sie sie nicht behalten? Sie wären ihren Besitzern doch wohl nützlicher gewesen und wenn auch nur zum Pinkeln.«
    »Dieses Opfer war ein Symbol ihres Willens, Körper und Geist in den Dienst der Kirche zu stellen«, antwortete Fracist Bogh. »Ihr spracht vorhin von Zeloten, von Fanatikern. Die Vikare sind Fanatiker, Männer, die sich kastrieren lassen, um nicht den Versuchungen des Fleisches zu erliegen.«
    »Das Keuschheitsgelübde reicht also nicht?«
    Fracist Bogh ließ den Blick über eine der Luftkugeln schweifen. Der Anblick ekelte ihn inzwischen weniger als während seiner ersten Besuche in der Gruft.
    »Nur wenige halten sich an ihr Gelübde. Das Fleisch ist schwach, Ritter …«
    »Und Ihr? Habt Ihr es gebrochen?«
    »Ich habe meinen Penis nur zum Pinkeln gebraucht, wie Ihr Euch ausgedrückt habt. Sollte ich Extasen gekannt
haben, konnte ich durch den Anblick der Grausamkeiten meine Lust sublimieren. Ich betrachtete die Menschen am Feuerkreuz. Vielleicht wäre es für die Menschheit und mich besser gewesen, ich hätte mich wie die Vikare kastrieren lassen, um nicht weiterhin unter diesem Trieb zu leiden …«
    »Die Vikare unterliegen einer Illusion, wenn sie glauben, auf diese Weise ihr Problem zu lösen. Wahrscheinlich ist diese Verstümmelung das Schlimmste, nicht nur, weil sie physiologisch gesehen krank macht, sondern weil sie die Seele für immer verletzt. Sie bewahren ihre Sexualorgane auf, um sie zu betrachten, nicht wahr?«
    »Um sich zu sammeln und im Glauben zu bestärken«, entgegnete Fracist Bogh. »Die Vikare bezeichnen ihre Sexualorgane als ihre persönlichen Opfergaben.«
    »Jetzt, da sie sich von ihnen getrennt haben, messen sie ihnen noch mehr Bedeutung zu. Denn sie haben ihre Sexualität nicht besiegt, sondern sie wie ein bösartiges Tier in einen Käfig gesperrt. Solange man unversehrt ist, kann man die Triebe in sich besiegen, aber die Vikare können nur noch spüren, wie sie erstarken.«
    »Eine ebenso beschränkte wie dumme Sichtweise, meine Herren!«, hörten die beiden eine Fistelstimme.
    Whu drehte sich sofort um. Zuerst rief er das Xui. Als er in den See aus Energie eingetaucht war, warf er einen Blick über die Schulter. Fracist Bogh hatte bereits eine seiner beiden Waffen auf die Gruppe schwarzer Gestalten gerichtet, die aus dem Halbdunkel traten. Im Licht einer Laserlampe erkannte er einige Mitglieder des Hohen Vikariats: Bruder Astaphan, den Sprecher, Bruder Mourk El-Salin, den Vorsitzenden des Verwaltungsrats, Bruder Palion Sudri, Geschäftsführer für hierarchische Angelegenheiten,
und andere Brüder, die er vom Sehen kannte, deren Namen er aber vergessen hatte.
    »Ihr solltet diese Masken abnehmen, meine Herren«, sagte Bruder Astaphan. »Ihr seid ebenso wenig Pritiv-Söldner, wie wir Männer sind«, fügte er hinzu und verzog sein bleiches, runzeliges Gesicht zu einer Grimasse, die wohl ein Lächeln sein sollte.
    Fracist Bogh antwortete, indem er seine Waffe ein Stück höher hob.
    »Ein Wellentöter beeindruckt mich nicht!«, sagte der dickleibige Bruder Mourk El-Salin. »Auch wir sind bewaffnet. Ihr könnt zwei oder drei von uns töten. Aber wir sind in der Überzahl und werden uns ein Vergnügen daraus machen, Euch von jenen Anhängseln zu befreien, die Euch so sehr quälen.«
    Seine kleinen, in den Fettpolstern des Gesichts fast verschwundenen Augen funkelten vor Bösartigkeit.
    »Nehmt diese Masken ab, oder wir reißen sie

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