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Sternenzitadelle

Sternenzitadelle

Titel: Sternenzitadelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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Sterbens und wird nur Feiglingen, Verrätern oder Fremden zugedacht, die ihre Bräuche missachten. Als der Kardinal die Tropikalin so brutal zurückstieß, hatte er bereits sein Todesurteil unterschrieben.«
    »Und warum verschonen sie uns?«
    »Sie wussten nicht einmal, dass Sie hier sind, und haben keine Vorurteile gegen Sie.«
    »Sie sprechen von diesen Eingeborenen, als könnten sie klare Unterscheidungen treffen.«

    »Die Tropikalen wenden Zaubermittel an, die eine mentale Kontrolle anderer ermöglichen. Der Interlisten haben sie sich bedient, als wären sie Maschinen. Sie haben die Interlisten so programmiert, dass sie Rot-Violett und seine Freunde töten und anschließend sich selbst zerstören. Die Wirkungskraft platonischer Pflanzen ist nahezu grenzenlos.«
    Für Kardinal Kill und die beiden Exarchen war der Zeitpunkt des Verschwindens der Scaythen fatal. Wie Raubtiere hatten sich die Interlisten auf die Kirchenmänner gestürzt und sie in Stücke gerissen.
    Nach diesem grauenvollen Akt hatten sie ihren Vorgesetzten die Schädel eingeschlagen und dann begonnen, sich gegenseitig zu zerfleischen und sogar zu fressen.
    San Francisco und Phoenix sahen diesem Gemetzel mit Gelassenheit zu. Von Jugend an waren sie Grausamkeiten gewöhnt, während der Missionar nicht ohne eine gewisse Genugtuung den Tod seiner Vorgesetzten beobachtet hatte.
    Langsam sank die Nacht über den Aven Bawalo, verwischte Farben und Formen. Die Blütenkelche der Boug-Boug öffneten sich und stießen Wolken herb duftenden Staubs aus, der den Geruch des Bluts überdeckte. Die Leuchtfarne fingen an zu glühen und tauchten die Umgebung in ein goldenes Licht.
    Aphykit blickte auf Yelles totenblasses regloses Gesicht. Der Korund des Julianischen Rings war getrübt, sein Feuer erloschen, so als würde er wie ihre Tochter sterben.
    Tränen liefen über Aphykits Wangen. Seit zwanzig Jahren hatte sie nicht mehr geweint, weil ihr Vater, Sri Alexu, sie strikt nach der syracusischen Etikette erzogen und sie jede Gefühlsbekundung als Schwäche angesehen hatte. Seltsamerweise hatte sie das Gefühl, ihr Schicksal würde
ihr nun Gelegenheit geben, dieses Versäumnis reichlich nachzuholen.
    »Glauben Sie, dass die Tropikalen meine Tochter heilen könnten?«, fragte sie den Missionar.
    »Sie wissen alles über Pflanzen, also könnte es möglich sein. Aber ihre Reaktionen sind unvorhersehbar, oft auch für uns unverständlich«, antwortete Hectus Bar. »Obwohl ich schon seit fünfzehn Jahren mit ihnen lebe, bin ich mir nie sicher, was sie beabsichtigen. Offiziell nennen sie mich Weiß-Gelb, aber ich heiße auch Doma Buribë, Mann, der fast nichts errät … Dieses Gemetzel ist unerträglich. Wollen Sie sich nicht im Haus ausruhen?«
    »Werden die Einheimischen nicht beleidigt sein, wenn wir uns zurückziehen?«, fragte Aphykit.
    »Das glaube ich nicht. Doch Sie haben Recht, wir sollten lieber sichergehen«, entgegnete der Missionar.
    Er ging zu den Ältesten, Männern und Frauen, die abseits von der Menge standen, als würde ihr Rang sie davon entbinden, Zeugen dieses Massakers zu sein. Nach einer kurzen Unterredung mit ihnen kehrte er zu Aphykit zurück und begleitete sie in die Mission.
    »Die Ältesten nannten Sie hohïm alebohï«, sagte er, nachdem Aphykit Yelle vorsichtig auf ein Sofa gelegt hatte.
    »Was bedeutet?«
    Hectus Bar öffnete die Tür des Metallschranks, nahm eine altmodische Magnetlampe heraus und schaltete sie ein. Warmes, goldgelbes Licht erfüllte den Raum.
    »Etwas Ähnliches wie eine vom Himmel gefallene Göttin«, antwortete der Missionar. »Nicht wirklich eine Göttin, eher eine Lichtgestalt … Oder ein Wesen, aus Licht geboren … Ihre Sprache ist genauso schwer zu interpretieren wie ihr Verhalten. Sie haben auch von den Scaythen als
die lormë u-ïdabo gesprochen. Man könnte diesen Ausdruck als ›die Gesandten der Großen Schwärze‹ oder ›die Boten des Nichts‹ übersetzen. Ihr plötzliches Verschwinden hat die Dorfbewohner überhaupt nicht beeindruckt. Mich schon! Die Bewohner von Hyponeros haben eine sehr spektakuläre Art, sich zu verabschieden … Kannten Sie Maltus Haktar?«
    Aphykit kauerte neben dem Sofa und streichelte Yelles eiskalte Stirn. Intuitiv begriff sie, dass das Verschwinden der Scaythen in direktem Zusammenhang mit Tixu stand. Wenn sie an ihn dachte, erfasste sie eine große Kälte, und sie war sich sicher, ihn nie wiederzusehen. Was hat Yelle sagen wollen, dachte sie, als sie die Rückkehr ihres

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