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Sternenzitadelle

Sternenzitadelle

Titel: Sternenzitadelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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stellen, solange sie nicht wiederbelebt sind.«
    »Warum? Es wäre doch einfacher, sie zu verurteilen, da sie sich im Moment nicht verteidigen können. Die Kreuzianer haben sich auch nicht gescheut, die Quarantäner zu vergasen.«
    »Die Kirche liebt spektakuläre Inszenierungen, aber die öffentliche Hinrichtung eines tiefgefrorenen Häretikers ist für einen theatralischen Tod kaum geeignet.«
    »Warum befreien wir sie nicht?«, hatte Jek nach kurzem Nachdenken gefragt.
    »Aus drei Gründen«, hatte der Mahdi Shari geantwortet. »Erstens, weil wir nicht genug Zeit haben, um ein derart kompliziertes Unterfangen zu organisieren. Außerdem musst du noch üben, zum einen das psychokinetische Reisen und zum anderen, deine Emotionen besser zu beherrschen. Zweitens, weil wir nicht in die Falle tappen wollen, die uns Seneschall Harkot gestellt hat. Drittens, weil die vier Kryo-Codes jeden Tag an einem anderen Ort aufbewahrt werden. Wir brechen auf, wenn ich sicher bin, die richtigen Informationen zu haben und sicher … auf dich zählen zu können.«
    Jek glaubte, ein Geräusch hinter sich gehört zu haben. Er war auf diesem verlassenen Planeten nicht gern allein. Oft fürchtete er, die weiß maskierten Männer könnten wieder auftauchen und ihn ergreifen, so wie sie Yelle, ihre Mutter, San Francisco und Phoenix gefangen genommen hatten. Er drehte sich um. Nichts. Er hörte nur das Rauschen des Windes und den Gesang der Vögel. In der Ferne sah er die vom ewigen Eis bedeckten Gipfel des Hymlyas-Gebirges.
    Im Morgengrauen war der Mahdi Shari zu einer Reise aufgebrochen. Er wollte Oniki und ihren Sohn Tau Phraïm auf dem weit entfernten Planeten Ephren einen Besuch abstatten. Jek hatte er anvertraut, dass er sich den beiden auf der Insel Pzalion nicht zeige, weil sie ständig von den Scaythen überwacht würden. Also bleibe er unsichtbar, um sie alle drei nicht in Gefahr zu bringen. Doch jedes Mal, wenn er von einer solchen Reise zurückkehrte, brauchte er mehrere Tage Erholung.
    Jek hätte nie geglaubt, dass der Mahdi Shari – ein Halbgott in Lumpen, der auf einem Lichtstrahl vom Himmel gestiegen war – bekümmert oder gar verzweifelt sein könne. Genauso erstaunt war er vor drei Jahren gewesen, als Naïa Phykit geweint hatte, während sie von Sri Lumpa sprach. Er war überzeugt gewesen, solche Gefühle seien nur gewöhnlichen Sterblichen wie ihm vorbehalten, bis er erkannte, dass diese legendären Persönlichkeiten, auf denen die Hoffnung der Menschheit ruhte, wie alle anderen körperlich und seelisch litten. Diese Erkenntnis beruhigte und verunsicherte ihn gleichermaßen. Sie beruhigte ihn zwar, weil seine Vorbilder menschlich geblieben waren, aber sie verunsicherte ihn, weil er sich fragte, ob sie trotz ihrer Verletzbarkeit in der Lage sein würden, ihre Mission zu erfüllen.
    Manchmal dachte Jek an seine Eltern, P’a und M’a At-Skin. Die Erinnerung an sie verblasste immer mehr, auch die Erinnerung an seinen kalten und freudlosen Heimatplaneten Ut-Gen, den er aus der Distanz aber viel freundlicher und wärmer sah, ja, im Laufe der Zeit sogar reizvoller als die schönsten Planeten des Universums.
    Doch dann sagte er sich: Wäre ich in Anjor geblieben, hätte ich auch nicht Yelle kennengelernt und wäre
wohl auf Ut-Gen geblieben, meinem tristen grauen Planeten.
    Obwohl der Mahdi Shari ihm noch nicht erlaubt hatte, allein eine Reise in den Äther zu unternehmen, glaubte er stark genug zu sein, sich kraft seiner Gedanken im All zu bewegen. Er sehnte sich danach, seinen Eltern einen Besuch abzustatten, weil er ihnen beweisen wollte, dass ihr einziger Sohn die Vergasung des Nord-Terrariums in Anjor überlebt hatte und ein Krieger der Stille geworden war, eine dieser heroischen Gestalten. Nicht aus Liebe zu ihnen hegte er diesen Wunsch, sondern aus Eitelkeit. Er wollte ihnen beweisen, dass sie sich geirrt hatten und dass er sie zu Recht verlassen hatte, um den Rat des alten Quarantäners Artrarak zu befolgen.
    M’a würde mit dem Putzen aufhören und P’a vor Stolz die Backen aufblasen, wenn er ihnen von seinen Abenteuern erzählte. Vielleicht würden sie dann sogar vom kreuzianischen Glauben abfallen. Wer weiß?
    Jek erhob sich und machte sich auf den Weg ins Dorf. Der Mahdi und er lebten in dem Haus Sri Lumpas, den Shari immer »mein Vater Tixu« nannte. Seit Jek gelernt hatte, sich mittels des Antras fortzubewegen, ging er gern zu Fuß. Er genoss es, die Erde zu berühren, die Sonne auf der Haut zu spüren und die

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