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Sternenzitadelle

Sternenzitadelle

Titel: Sternenzitadelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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Xui ein, spürte den Energiestrom und hinkte in die Richtung, wo er die Stimmen gehört hatte.
    Der Raum war einfach möbliert, mit einem Bett und einer Kommode. Ein mit einem Messer bewaffneter Mann bedrohte eine junge schwarzhaarige Frau in einem zerrissenen Kleid.

    »Gleich werde ich dich von meinen Messern kosten lassen, meine Schöne«, sagte der Mann und machte obszöne Bewegungen. »Zweimal werde ich deinen Bauch aufschlitzen, damit du spürst, wie sanft die Küsse meiner Klingen sind.«
    Whu erkannte den widerlichen Kerl sofort, doch er reagierte nicht gleich. Zu oft hatte er derart abstoßende Szenen gesehen, sie hatten ihn zwar angewidert, er hatte aber bisher nie etwas dagegen unternommen.
    Wieder lachte der Mann und schlitzte mit einer schnellen Geste das Kleid auf, so dass die Frau fast nackt war.
    Whu wunderte sich, Bauch-Aufschlitzer hier vorzufinden, denn er hatte ihn nicht unter den Männern seiner Gruppe bemerkt. Wahnsinn lag im Blick des jungen Sbaräers, als er die junge, an eine Wand gedrängte Frau anstierte. Sie war außerordentlich schön.
    Jetzt sah sie Whu an, der noch immer in der Türöffnung stand. Ihre Augen waren ganz weiß, ohne Iris. Aber er hatte nicht den Eindruck, einer Blinden zu begegnen. Ihr Blick drückte pures Entsetzen aus, sie flehte ihn stumm an.
    Plötzlich lichtete sich der Nebel in Whus Gehirn, und die ganze Ungeheuerlichkeit seines bisherigen Lebens wurde ihm bewusst. Die zwanzig Jahre im Dienst eines Menschenhändlers erfüllten ihn mit Ekel, erschienen ihm als ein Verrat an seiner Jugend. Hatte ihn die Rede Jankl Nanuphas aus seiner Erstarrung geweckt, so schenkten ihm diese weißen Augen jetzt seine Seele wieder.
    Der Blick der Frau irritierte Bauch-Aufschlitzer. Er riss seine Schusswaffe aus seinem Gürtel und drehte sich blitzschnell um. Der hasserfüllte Ausdruck in seinem Gesicht verschwand, als er Todes-Schrei erkannte.
    »Teufel auch! Du hast mir einen Schrecken eingejagt!«
    Mit dem Kinn deutete er auf die junge Frau. »Ich war beschäftigt. Ein guter Fang, findest du nicht?«
    »Lass sie in Ruhe!«, befahl Whu. »Du solltest bei den anderen sein.«
    »Ich bin Kanonier und nicht für’s Einsperren in die Käfige zuständig«, entgegnete Bauch-Aufschlitzer. »Willst du sie haben? Tut mir leid, Todes-Schrei, sie gehört mir. Auch wenn du Jankls Liebling bist, darfst du sie erst nach mir ficken. Aber dann ist sie schon tot.«
    »Lass sie in Ruhe«, wiederholte Whu ruhig.
    Hass glomm in den Augen des Sbaräers auf. Er hob seine Waffe. »Ich konnte dich noch nie leiden, Todes-Schrei …«
    Zeit abzudrücken, hatte er nicht mehr. Whus Schrei traf ihn mitten in den Solarplexus. Er knickte ein und stürzte zu Boden.
    Fast wäre Whu zusammengebrochen, so sehr hatte er sich verausgabt. Und die Schmerzen kehrten mit aller Heftigkeit zurück. Doch ein plötzlicher Lärm ließ ihn zusammenschrecken.
    Etwa zehn, nur mit Lendenschürzen bekleidete Abruzzer stürmten in das Zimmer und begannen, auf Whu einzuschlagen.
    »Rührt ihn nicht an!«, befahl die junge Frau mit lauter Stimme.
    Die Männer sahen sie verblüfft an, hörten jedoch auf, Whu zu schlagen.
    »Aber, Himâ, das ist ein Kinderdieb, ein tollwütiger Wolf im Dienste Jankl Nanuphas«, sagte einer von ihnen.
    »So sehen ihn meine Augen nicht.«
    »Hat er … hat er dich …?«
    Sie ging zu den Männern und deutete auf Bauch-Aufschlitzers Leichnam. »Dieser Mann wollte mir meine Jungfräulichkeit
rauben, und der andere hat ihn daran gehindert. Dafür müsst ihr ihm dankbar sein.«
    Mit ihren weißen Augen sah sie wieder Whu an. Der fühlte sich nackt und elend vor ihr. Er fing an, am ganzen Leib zu zittern.
    »Meine Augen haben gesehen, dass dieser Mann einer der zwölf Säulen des Tempels ist …«, sagte sie feierlich.
    Die Abrazzer sahen sie ungläubig an.
    »Er ist nicht einer der Unseren, Himâ!«, protestierte ein Mann. »Er kann nicht einer der zwölf sein. Er ist in unser Dorf eingefallen, um unsere Kinder zu rauben …«
    »Ich bin eine Himâ, eine Visionärin, eine Hüterin. Wagt ihr es, meine Worte in Zweifel zu ziehen?«
    Sie senkten die Köpfe wie gescholtene Kinder. Diese Frau hatte es nicht nötig, die Stimme zu erheben oder zu gestikulieren, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen. Denn sie strahlte eine fast übernatürliche Kraft, vergleichbar der des Xuis, aus.
    Doch Whu Phan-Li verstand nicht, was sie mit den »zwölf Säulen des Tempels« meinte. Hatten sie etwas mit den zwölf Hauptregeln

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