Sternenzitadelle
und ins Dorf gehen konnte.
Trotz seiner großen Müdigkeit hatte er sich unendlich leicht gefühlt, wie vom Strom des Äthers belebt. Überall hatte er Yelle gesehen: im Säuseln des Windes, im goldenen Licht der untergehenden Sonne.
Der Mahdi Shari hatte ihn bereits erwartet. Er saß vor dem Kamin, mit finsterem Blick, Bart, Haupthaar
und Kleidung voller kleiner Zweige einer unbekannten Pflanze.
Seine Zornesausbrüche waren umso mehr zu fürchten, da sie selten waren.
»Wo bist du gewesen?«, hatte er wütend und gleichzeitig erleichtert gefragt.
»Auf Ut-Gen.«
Plötzlich war Jek bewusst geworden, welches Risiko er mit dieser Reise eingegangen war. Er hatte geglaubt, das Antra werde ihn vor den mentalen Durchsuchungen der Scaythen beschützen, aber sie hatten ihn sofort aufgespürt, waren ihm gefolgt und hatten ihm eine Falle gestellt. Seinetwegen wussten sie nun, dass Shari nicht eine Gestalt aus der Legende war, sondern wirklich existierte und auf einem kleinen blauen Planeten lebte. Durch seine Fahrlässigkeit mussten der Mahdi und er nun überaus wachsam sein, weil jeden Augenblick imperiale Truppen per Deremat auf Terra Mater gesandt werden konnten.
»Geh schlafen«, hatte Shari mit harter Stimme gesagt. »Wir reden morgen darüber.«
Das hatte sich Jek nicht zweimal sagen lassen. Ohne sich auszuziehen, hatte er sich auf sein Bett geworfen und fünfzehn Stunden geschlafen.
Doch Shari war noch immer wütend. Er hatte nur gewartet, bis sich sein junger Gefährte erholt hatte, um ihn zur Rechenschaft zu ziehen. Als Jek nach dem Erwachen durch den verwilderten Garten ging, weil er im Gebirgsbach baden wollte, versperrte ihm der Mahdi den Weg.
»Das Universum braucht kein launenhaftes Kind, sondern einen Soldaten. Dieser Krieg überrollt uns, Jek At-Skin! Und sein Ausgang wird über das Schicksal der gesamten Menschheit entscheiden.«
Seine durchdringende Stimme schreckte einen Schwarm Spatzen auf, die tschilpend aufflogen. In solchen Augenblicken glich Shari einem flammenden Busch. Er spie nicht nur Feuer, auch seine Augen blitzten auf, sein ganzer Körper schien zu brennen.
Jek erstarrte und versuchte nicht einmal zu antworten. Es wäre vergeblich gewesen und hätte Sharis Zorn nur noch mehr angestachelt. Zwar wusste er, dass er einen Fehler gemacht hatte, doch er war noch immer überzeugt, richtig gehandelt zu haben, indem er seiner Intuition gefolgt und in seine Heimat zurückgekehrt war, um sich ein für alle Mal von seiner Vergangenheit zu befreien und somit von seinen Ängsten. Sonst hätte er sich nicht weiterentwickeln können.
»Jetzt ist die Stunde gekommen, wo wir unsere gesamte Energie bündeln müssen, nicht verschwenden!«, fuhr Shari wütend fort. »Wie kann ich auf dich zählen, wenn du deinen Kopf durchsetzt? Wie kann Yelle auf dich zählen?«
Jek senkte den Kopf und wartete auf das Ende des Gewitters. Ihm schien, dass Shari vor allem gegen sich selbst wütete, dass er eigentlich Oniki meinte, wenn er von Yelle sprach. Flüchtig erinnerte Jek sich an einen Zornesausbruch seines Vaters, der ihn einmal mit hochrotem Kopf angeschrien und dabei ziemlich lächerlich gewirkt hatte. Wider Willen musste Jek kichern.
Diese unerwartete Reaktion überraschte Shari derart, dass er verstummte. Er sah Jek fragend an und musste dann ebenfalls lachen.
»Verzeih mir, Jek At-Skin. Ich behandele dich noch immer wie ein Kind, dabei bist du schon fast ein Mann geworden. Außerdem habe ich mich in letzter Zeit nicht genug um dich gekümmert. Meine Gedanken galten nicht
dir, sondern waren auf Ephren«, sagte er, und sein Blick verschleierte sich. »Tau Phraïm ist jetzt drei Jahre alt«, fuhr er bedrückt fort. »Er lebt mit seiner Mutter im Korallenwald. Zwar spricht er nicht, doch er kommuniziert mit den Schlangen. Die Scaythen haben die Überwachung auf der Insel Pzalion noch verstärkt …«
Er legte eine Hand auf Jeks Kopf – eine Geste voller Zärtlichkeit.
»Mir ist überhaupt nicht bewusst geworden, dass auch du größer geworden bist. Es ist Zeit, dass ich mein Versprechen einlöse, das ich dir gab, als wir uns kennenlernten.«
»Einblick in die Inddikischen Annalen zu nehmen?«, fragte Jek aufgeregt.
»Ja. Wir müssen sie um Rat fragen. Ich glaube, dass du jetzt dafür bereit bist. Wir haben schon zu lange gewartet. Auf Terra Mater können wir sowieso nicht länger bleiben, weil die Streitkräfte des Imperiums hier jederzeit landen könnten.«
»Und nur, weil ich diesen Fehler gemacht
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