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Sternenzitadelle

Sternenzitadelle

Titel: Sternenzitadelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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dich an den Gedanken gewöhnen, dass der Orden der Absolution nicht mehr existiert und mit ihm dieser ganze Mist vom Rittertum. Auch musst du dich jetzt entscheiden. Entweder du bleibst bei uns, und wir arbeiten weiterhin gut zusammen, oder du ziehst es vor, in deiner Vergangenheit zu leben. Dann gibt es keinen Platz mehr für dich an meiner Seite. Denn ich kann das Netzwerk nicht einem Mann anvertrauen, der nicht mit beiden Füßen auf der Erde steht. Die Schlacht von Houhatte wird sich für dich noch als verhängnisvoll erweisen, Todes-Schrei. Du müsstest es eigentlich besser wissen, die Nostalgie ist der Feind des Xuis …«

    Whu saß noch immer wie versteinert da. Er versuchte, sich seine Verzweiflung nicht anmerken zu lassen.
    »Du musst dich nicht sofort entscheiden«, fuhr der Capo fort. »Ich bin nicht so erschöpft, wie ich diesen Idioten erklärt habe. Wenn ich dich diese Razzia von dir leiten lasse, geschieht es in der Hoffnung, dass du durch das Oberkommando und die damit verbundene Verantwortung wieder Geschmack am Leben findest.«
     
    Nach einer nächtlichen Fahrt im Licht der Scheinwerfer erreichte die Lastwagenkolonne im Morgengrauen die Abrazzen-Plateaus.
    Whu Phan-Li saß im ersten Fahrzeug und hatte sich trotz seiner Müdigkeit nicht in einer der drei Schlafkabinen hingelegt, sondern mit schmerzenden Augen auf die unebene Straße gestarrt. Die Fahrer hatten sich alle drei Stunden abgelöst, aber nicht gewagt, mit ihm ein Gespräch zu beginnen.
    Selbst der anbrechende Tag stimmte Whu nicht fröhlicher. Jankl Nanuphas offene Worte hatten ihn plötzlich aus seiner Lethargie geweckt. Auch wenn er kein Ritter gewesen war, der alle Regeln strikt befolgte, so hatte er während all dieser Jahre gewisse Werte beibehalten. Ein Freund seines Vaters, ein gewisser Long-Shu Pae, hatte ihn seinerzeit zum Eintritt in den Orden bewogen. Doch als Whu sein Noviziat im Kloster auf Selp Dik begann, hatte er erfahren müssen, dass der Ritter wegen heterodoxen Verhaltens für immer auf den Planeten Roter-Punkt verbannt worden war. Und trotz gravierender Verstöße gegen die Ordensregeln hatte Whu ein paar Jahre später die Ritterwürde erlangt, wenn auch die Klosterleitung es für ratsam hielt, ihn auf eine lange Missionsreise zu den fernen
Welten des Planetensystems Sigma P. zu schicken, denn sie hielt offensichtlich nicht viel von den Ureinwohnern des Planeten Ja-Hokyo, der zu diesem im Osten des unbekannten Universums gelegenen System gehörte. Whu war nie ins Kloster Selp Dik zurückgekehrt und hatte Long-Shu Pae nie wiedergesehen. Manchmal sehnte er sich nach dem Meer der Feen von Albar, dem nach Jod riechenden Wind und den schrillen Schreien der Silbertölpel, und auch nach der heiteren und gelassenen Atmosphäre in den Hörsälen. Dann wurde ihm bewusst, dass diese acht Jahre im Kloster die schönsten seines Lebens gewesen waren.
    Die Lastwagen fuhren jetzt eine schmale gewundene Straße zu den Dörfern der Abrazzen hoch, während das aufsteigende Gestirn Marij-Urij Sbarao und die Fünf Inneren Ringe in silbernes Licht tauchte – »silbernes Licht am Morgen bringt Kummer und Sorgen«, sagten die Einheimischen. Am immer heller werdenden Himmel verblassten die Sterne einer nach dem anderen.
    Nach vier Stunden hatten sie das Hochplateau erreicht. Whu konnte die grauen Dächer der verstreut zwischen Feldern und Obstgärten liegenden Dörfer durch die flirrende Hitze nur verzerrt wahrnehmen.
    »Fahr an den Straßenrand und halt an!«, befahl Whu dem Chauffeur.
    Nachdem alle Lastwagen standen, verteilten die Kams die Verpflegungsrationen und versammelten sich am ersten Fahrzeug. Während die für die Käfige verantwortlichen Leute die Gitter überprüften, luden die Richtkanoniere ihre Kanonen mit Netzkugeln.
    »Ihr müsst immer im Auge behalten, dass der Capo nur Jungen unter zehn Jahren haben will«, sagte Whu. »Ihr könnt auch Jugendliche beiderlei Geschlechts fangen,
aber Frauen im gebärfähigen Alter müsst ihr verschonen. Fruchtbare Erde lässt man nicht zur Wüste verkommen.«
    Die Kams sahen Todes-Schrei respektvoll, aber auch etwas dreist an. Der Mann leitete zum ersten Mal eine Razzia, und sie würden keine Gelegenheit verpassen, seine Autorität auf die Probe zu stellen. Selbst wenn der Capo ihn zu seinem Nachfolger bestimmt hatte, musste er erst zwei oder drei von ihnen töten, ehe sie ihn als gleichwertig betrachteten und als ihren Chef anerkannten.
    Whu wiederum hatte das Gefühl, das Alphatier

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