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Sternenzitadelle

Sternenzitadelle

Titel: Sternenzitadelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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gewöhnliche Türöffnung gegangen wären. Sie schritten weiter, über eine leuchtende Straße, die von hohen, unüberwindbaren Mauern der Finsternis gesäumt war, und mussten sich während ihres Marschs gegen die Attacken des Formlosen wehren. Das Licht dieser Straße war so intensiv, dass es eine Substanz unter ihren Füßen bildete.
    Jek hatte das Gefühl, über ein Band im Nichts zu schreiten. Obwohl Shari – wie ein Schutzschild – vor ihm ging, hatte er entsetzliche Angst und musste mit aller Kraft dagegen ankämpfen, umzukehren. Eine unerträgliche Kälte breitete sich in ihm aus, drang bis in sein Innerstes. Nicht er stellte sich dem Nichts, das Nichts breitete sich in ihm aus, destrukturierte ihn. Er versuchte, an Yelle zu denken und daran, dass Shari allein gewesen war, als er zum ersten Mal diese Straße beschritten hatte.
    Dann sah er in der Ferne ein funkelndes Gebäude, den Tempel mit den sieben Säulen, den Aufbewahrungsort der Inddikischen Annalen. Er stieß einen Ruf der Begeisterung aus und beschleunigte den Schritt, um dem Mahdi folgen zu können.
    Doch das Formlose infiltrierte mit wachsender Energie Jeks Geist, rief längst Vergessenes hervor, lies ihn Horror
und Entsetzen empfinden. So blieb er immer weiter hinter Shari zurück. Die Konturen um ihn herum verschwammen vor seinen Augen.
    Aus der Ferne hörte er eine Stimme:« Wehr dich, Jek! Wenn du nachgibst, wirst du nichts als ein welkes Blatt im Wind sein, das in eine unbekannte Welt geweht wird. Du wirst Jahre brauchen, bis du wieder erwachst. Und vielleicht wirst du auch von den Winden des Nichts für immer verweht …«
    Da erfüllte unbändiger Hass den kleinen Anjorianer. Shari kam ihm plötzlich wie ein Monster vor, weil er ihm – Jek – diese Prüfung aufgezwungen hatte. Dieser Mann benimmt sich wie mein Herr und Meister, dachte er, aber er ist mein ärgster Feind, ein gefährliches Individuum, das ich sofort töten muss!
    Fieberhaft tastete er seine Taschen nach einer Waffe ab, nach einem Messer, einem Stein, aber sie waren leer. Und aus lauter Wut zerriss er den Stoff mit seinen Nägeln.
    »Wehr dich, Jek!«
    Wer wagt es, so mit mir zu reden? Gegen wen oder was soll ich mich wehren? Ich weiß nicht einmal, wo ich bin. Vielleicht in der Hölle der Kreuzler?
    Er erinnerte sich vage, in einem der Aerotome der Wüstenratten gelegen zu haben. Wirre Bilder tauchten vor seinem geistigen Auge auf. Von Angst und Traurigkeit gepeinigt, konnte er sie nicht mehr voneinander unterscheiden. Er wusste nur, dass er ins Nichts zurückkehren würde, doch diese Aussicht ließ ihn völlig unberührt, er empfand nur ein vages Bedauern. Er würde nicht sterben, denn der Tod war ja nur die Logik des Lebenszyklus. Er würde das Stadium des Nicht-Lebens erreichen, in die absolute Leere hinabgleiten.

    Bis in alle Ewigkeit.
    »Wehr dich, Jek! Denk an mich! Denk an Yelle!«
    Yelle. Ihr Name weckte sein Interesse. Sofort stellte er eine Beziehung zwischen ihr – ihrem reglosen Körper – und der ihn umgebenden Kälte her.
    Yelle. Jek sah ihr schmollendes Gesicht, ihr goldenes gelocktes Haar, ihre großen graublauen Augen.
    Ich liebe dieses Mädchen, erinnerte er sich. Ich habe eine lange Reise angetreten, um sie aus ihrem Gefängnis aus Eis zu befreien.
    Mit diesen Gedanken baute er sein Selbst wieder auf, ganz langsam. Er wurde wieder zu Jek At-Skin, einziger Sohn von Marek und Julieth At-Skin, Freund es Quarantäners Artrarak, Prinz der Hyänen, Passagier im Bauch eines Xaxas’ und einziger Schüler des Mahdis Shari von den Hymlyas.
    Yelle! Der Klang dieses Namens war wie ein Fanal. Er war eine Kriegserklärung an den Blouf.
    Der spiralförmige Nebel in Jeks Kopf lichtete sich. Er hatte wieder Boden unter den Füßen und konnte die hinterhältigen Attacken der In-Creatur abwehren, als sie sich in seinen Geist einschleichen wollte. Er mobilisierte sein Antra, und obwohl Yelle in einem Tiefschlaf gefangen war, wachte sie über ihn.
    Als er aufblickte, sah er erstaunt, dass er bereits vor dem Tempel stand. Der Anblick war überwältigend. Der dreieckige Frontgiebel ruhte auf sieben dreihundert Meter hohen Säulen, während die Wände des Gebäudes in einer Art Nebel nur undeutlich zu erkennen waren. Doch von dem gesamten Bauwerk gingen unablässig Impulse aus, gleich einem nie endenden Feuerwerk, das sich ständig änderte und geometrische, sich überlagernde Figuren formte,
die in schillernden Farben unaufhörlich ihre Pracht versprühten.
    Jek

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