Sternenzitadelle
den Ring mit den Insignien des Imperators als Legitimierung, Exzellenz.«
»Was hat er genau gesagt?«
»Dass der Imperator Menati Euch dringend sprechen müsse und Euch im kleinen Salon seiner Gemächer erwarte.«
»Warum bemüht er sich nicht hierher?«
Da der Diener seiner Funktion gemäß übertrieben obrigkeitshörig war, schien ihm die Frage äußerst unpassend zu sein.
»Ist Menati denn nicht der Imperator, Exzellenz?«
Die schwarzen Augen Harkots funkelten aus dem Halbdunkel seiner Kapuze hervor. Er kontaktierte seine Späher in den Gemächern Menatis, die Gedankenhüter und Auslöscher-Scaythen.
Die Schatzkammer des Imperators war nur dem Namen nach eine Kammer. In Wirklichkeit war sie ein mehr als fünfzig Quadratmeter großer Raum, der vollständig mit Metallplatten ausgekleidet war. Zehn schwebende Lichtkugeln ließen die Schätze aufleuchten, die auf den Tischen unter Glasglocken auf rotem Samt ausgebreitet lagen: Schmuckstücke aus Optalium, mit Edelsteinen verziert, holographische Wappen, Siegel, imperiale Wasserkronen und eine Unzahl antiker Objekte, deren Bedeutung nur Historiker kannten.
Rechts und links von der gepanzerten Tür standen zwei Männer Wache. Ihre Gesichter waren von schwarzen Masken bedeckt, und unter den hochgeschobenen Ärmeln ihrer ebenfalls schwarzen Overalls blitzten je zwei parallel verlaufende Schienen hervor.
Jek rematerialisierte sich zwischen zwei Tischen, direkt vor der Glasglocke, unter der Code lag: eine weiße Kugel, die zwei Zentimeter im Durchmesser maß und auf einem Sockel ruhte, neben dem ein holographisches Register lag.
Nach Sharis Ablenkungsmanöver – er hatte einem Zeremonienmeister seinen Siegelring gestohlen und den Seneschall Harkot zum Herrscher beordert –, hatten die Gefährten ein paar Minuten gewartet, bis sich der Seneschall
zum Imperator begeben hatte, dann hatten sie voneinander Abschied genommen und sich mittels des Antras auf ihre ätherische Reise begeben.
Der Transfer vom Nichtkörperlichen zum Körperlichen, von der Leichtigkeit zur Schwere, vom Fließenden zum Festen verwirrte Jek. Er zögerte. Seine Waffe wog Tonnen in seiner Hand. Den zwei Wächtern war trotzdem keine Zeit zu reagieren geblieben. Zwar hatten sie eine schattenhafte Gestalt zwischen den Türen bemerkt, aber sie waren wie versteinert stehen geblieben, als hätte das Gesehene nicht ihr Gehirn erreicht. Jek jedoch lüftete die Glasglocke und griff schnell nach der weißen kleinen Kugel.
Hinter sich hörte er ein Geräusch und gleich darauf zuckte etwas wie ein Blitz durch das Halbdunkel des Raums. Er zog seine Hand zurück, ließ die Glasglocke fallen und warf sich zur Seite. Etwas zischte über seinen Kopf hinweg und krachte gegen die Metallwand ein paar Meter weiter.
Jek hatte das Gefühl, als hätte sich die Zeit plötzlich beschleunigt, als wäre eine Ewigkeit vergangen, seit er in die Schatzkammer eingedrungen war. Er begriff, dass die Glasglocke mit einer verborgenen Waffe verbunden war und das Anheben der Glasglocke sie aktiviert hatte, wie die weißen Tropfen auf der glatten Metallwand bewiesen, die aus einem Kryogenisateur stammten. Weder Shari noch er hatten diese Vorrichtung während ihrer mentalen Inspektion dieses Raums bemerkt. Nun fürchtete er, den vorgegebenen Zeitplan überschritten und damit das Vertrauen des Mahdis missbraucht und die Menschheit zum Untergang verdammt zu haben.
Sich kreuzende Lichtstrahlen flammten plötzlich auf, eine rotierende Scheibe durchschnitt pfeifend die Luft und
bohrte sich knirschend in die Wand. Jenseits der Tür waren schreiende Stimmen zu hören. Wieder zögerte er.
Soll ich den Code an mich nehmen, obwohl ich bereits die vorgegebene Zeit überschritten habe? Oder soll ich sofort fliehen? Seine Gedanken überschlugen sich. Er war derart durcheinander, dass er das Antra nicht herbeirufen konnte. Weitere Wurfscheiben zischten durch die Luft. Er unterdrückte seine Panik, richtete sich auf und schoss blindlings auf seine Gegner, die Pritiv-Söldner. Der Lauf seiner Waffe spie einen hellen Strahl aus und traf den einen am Hals. Der Geruch nach verbranntem Fleisch breitete sich in der Schatzkammer aus. Der Mann ruderte mit den Armen, stürzte und stieß ein Röcheln aus. Die Wurfscheiben wurden aus seinem Gerät katapultiert und fielen auf seinen reglosen Körper.
Jek schoss auf den zweiten Söldner, vergewisserte sich aber nicht, ob er getroffen hatte. Er nutzte das Durcheinander und den Rauch aus seiner
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